Cd-Besprechung
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Als Ronnie James Dio am 16. Mai 2010 das Zeitliche segnete, verstarb einer der größten Hardrock- / Metal-Sänger dieses Planeten. Seine Bedeutung, sein Einfluß und sein Stellenwert können eigentlich gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn die Vita des Sangeswunders ist mit Stationen u.a. bei Black Sabbath, Rainbow, Heaven & Hell und DIO sowie Klassikern in Hülle und Fülle mehr als nur beeindruckend.
Es bedurfte keiner großen prophetische Veranlagung, um voraus zu sehen, dass der ohnehin schon überfüllte Tribute-Markt bald um die ein oder andere Dio-Tribute-Compilation reicher sein würde. Dass es jedoch nur zwei Monate gedauert hat, bis sich mit „Magic – A Tribute To Ronnie James Dio“ der erste Kandidat aus der Deckung hervorwagt, erstaunt jedoch. Wobei es genau genommen nicht einmal zwei Monate waren, sondern lediglich einer, da das Album bereits vor einem Monat in Großbritannien veröffentlicht wurde. Diese kurze Zeitspanne hat ein wenig das negative Geschmäckle von Geldmacherei. Das wird auch nicht unbedingt besser, wenn man weiß, dass hinter der Veröffentlichung Joey deMaios bzw. Manowars bandeigenes Magic Circle Music-Label steckt. Denn gerade Manowar sehen sich hierzulande ja immer wieder heftigster Kritik insbesondere für das Preis-/Leistungsverhältnis ihrer Konzerte sowie der Qualität ihrer Veröffentlichungen ausgesetzt.
Doch lassen wir solche Dinge vorerst einmal beiseite und widmen uns unvoreingenommen dem Album. Die hier vertretenen Bands stammen natürlich alle aus dem Dunstkreis des Magic Circle Music-Lables, wobei Manowar, die den Opener „Heaven And Hell“ beisteuern, natürlich der mit Abstand größte und namhafteste Fisch im Teich sind. Was ja grundsätzlich erst einmal nicht weiter schlimm ist, bei mir aber die Frage hervorrief, wie viele Bands mit einem Status von relativ klein bis hin zu komplett unbekannt denn über einen Sänger verfügen, der die notwendigen Fähigkeiten mitbringt, um mit den Coverversionen auch stimmlich im Vergleich zu den von Ronnie gesungenen Originalen zu bestehen. In der Tat sind diese Zweifel berechtigt, denn das größte Manko dieses Cover-Albums ist, dass die Songs meilenweit von den Originalen entfernt sind, wobei die Schuld hierfür jedoch nicht immer nur bei dem bzw. der Sänger(in) liegt. Und das fängt bereits mit Manowar an, deren Beitrag für mich zwar noch zu den besseren auf dieser Scheibe gehört, der aber trotzdem für Kenner der Originals einem Sakrileg gleichkommen dürfte. Auch der sich anschließende „Holy Diver“-Live-Mitschnitt von HolyHell gehört noch zu den besseren Darbietungen auf „Magic…“, doch auch hier stellt sich der qualitative Abstand zur Originalversion als recht groß dar. Danach fallen jedoch Qualität der Musik sowie Laune des Hörers parallel zu einander ab. Den unrühmlichen Höhepunkt des Albums stellt das von Dean Cascione interpretierte ELF-Instrumental „Never More“ dar. Was bitte schön hat denn ein Instrumental auf einem Sampler zu suchen, der als Tribute-Album für einen SÄNGER ins Rennen geht?
Ein weiteres Manko ist die Songauswahl. Natürlich verstehe ich voll und ganz, dass man in Anbetracht der geradezu erschlagenden Anzahl von Hits, die Ronnie James Dio zu Lebzeiten einsang, nicht erwarten kann, alles auf einer CD unterzubringen. Wobei natürlich nichts dagegensprechen würde, die Compilation gleich in Form einer Doppel-CD herauszubringenden, wenngleich auch dann immer noch einige unverzichtbare Songs platzbedingt unter dem Tisch fallen müssen. Nein, eine CD ist eigentlich wirklich nicht ausreichend, aber wenn man sich schon so stark einschränkt, dann erwarte ich eigentlich, dass zumindest die Spielzeit der CD vollständig ausgereizt werden. Dies ist hier jedoch nicht der Fall, denn „Magic…“ nähert sich gerade mal der 50-Minuten-Grenze. Dementsprechend haben es auch gerade mal zehn Tracks auf die CD geschafft. Das mag für reguläre Studioalben sicherlich in Ordnung sein, für die Aufarbeitung des musikalischen Vermächtnisses eines Ronnie James Dio reichen zehn Tracks jedoch nicht mal ansatzweise aus, zumal wenn sich darunter auch noch so fragwürdiges Material wie das o.a. „Never More“ befindet. Das Ganze ist um so unverständlicher, als dass „Magic…“ ursprünglich tatsächlich als Doppeldecker angekündigt wurde und zwar mit einer komplett von Manowar eingespielten CD und einer zweiten, auf der die restlichen Magic Circle Music-Bands zum Zug kommen. Die Gründe, die letztlich zu dieser extrem abgespeckten Version des Albums führten, entziehen sich zwar meiner Kenntnis, aber die Vermutung, dass der Zeitplan für dieser Veröffentlichung dann wohl deutlich zu ambitioniert war, liegt doch recht nahe. Zumal Manowar ja auch nicht gerade den Ruf einer fleißig werkelnden Band inne haben.
So sehr ich mich auch um einen objektiven Zugang zu dem Album bemüht habe: Der Vorwurf der Geldmacherei oder – je nach Standpunkt – der Leichenfledderei ist nicht wirklich von der Hand zu weisen. Die Songauswahl macht einen unausgegorenen, auf die Schnelle zusammengeschusterten Eindruck und die musikalische Umsetzung steht dem leider in nichts nach. Joey deMaio wurde ja nicht müde zu betonen, dass es ihm nur um die Ehrung des Verstorbenen gehen würde. Um es brutal offen zu sagen: Wenn dies wirklich stimmen würde, dann hätte er „Magic…“ nie in dieser Form veröffentlicht.
Es gäbe noch deutlich mehr zu diesem Album zu sagen wie z.B. die Kontroverse zum Feinstein-Beitrag oder die Frage, ob bzw. wie viel Geld aus den Albumerlösen wirklich auf den Konten des „Ronnie James Dio Stand Up And Shout Cancer Fund“ landen wird. Ich habe lange überlegt, ob ich im Rahmen dieser Rezension auch hierauf eingehen sollte, mich dann jedoch dagegen entschieden und mich hier ausschließlich auf die Bewertung der Musik beschränkt. Wer ein weitergehendes Interesse hieran hat, der dürfte – so er noch nicht von selbst im Netz darüber gestolpert sein sollte – über google genügend weiterführende Links finden.
5 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 19.07.2010
TRACKLIST
1. Manowar - Heaven And Hell (***)
2. Holy Hell - Holy Diver (Live In Norway) (***)
3. Metalforce - The Last In Line
4. Magic Circle All Star Band - Long Live Rock’n'Roll
5. Awaken - I Speed At Night
6. Crosswind - A Light In The Black
7. Dean Cascione - Never More
8. Feinstein - Far Beyond
9. Harlet - Straight Through The Heart
10. Jack Starr’s Burning Starr - Catch The Rainbow (***)
[ *** Anspieltipps ]
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