Special
Wacken Open Air
Metal, Matsch und mächtig viel Fun
Gerade einmal ein paar Tage ist es her, dass die Metalheads gemeinsam auf dem Wacken Open Air zu den Klängen von u.a. Machine Head, Saxon, Hammerfall, Dimmu Borgir, In Flames, den Scorpions und Ministry abgefeiert haben, da geht es schon mit den Planungen für das nächste Metal-Großevent im beschaulichen Wacken weiter. Und wie heißt es so schön? Nach dem Festival ist vor dem Festival.
Aber erst einmal der Reihe nach. Für alle metalfanatischen Musikfans war das Wochenende vom 02. bis zum 04. August 2012 DER Pflichttermin im diesjährigen Festivalplan. Kein Wunder, denn es stand das kultige Wacken Open Air im gleichnamigen schleswig-holsteiner Örtchen auf dem Programm. Und trotz der eher durchwachsenen Wettervorhersagen und dem Regenchaos kurz vor Festivalbeginn, stürmten die aus aller Welt angereisten Festivalgänger bereits Dienstag mit den ersten Sonnenstrahlen den heiligen Acker. So konnte man bereits 2 Tage vor dem eigentlichen Ereignis, trotz recht widriger Bedingungen, großflächige Zeltkolonien und feiernde Menschen bewundern. Und irgendwie muss das doch auch einen bleibenden Eindruck beim Wettergott hinterlassen haben; jedenfalls zeigte sich dieser die folgenden Tage gnädiger und ließ sogar bis Donnerstagmittag einiges an Sonne durch den Wolkenhimmel scheinen. Wer also seine Behausung aufgebaut hatte, für den ging es ab Mittwoch dann so schnell wie möglich an die Bändchenausgabe. So gekennzeichnet konnte die große Party losgehen.
Wie in jedem Jahr startete das Wacken Open Air auch 2012 bereits mittwochs, genauer gesagt am 01.08.2012 mit einem anständigen Programmangebot los. War man sonst immer naheliegende Bühnen nur vom Festival-Infield gewohnt, so kam man dieses Mal dank des neuerrichteten Bullhead City Circus, einem überdimensionalen Zirkuszelt, schon vorab in den Genuss der nebeneinander aufgebauten W.E.T und Headbanger Stage. Hier stand ab 11 Uhr morgens ein fettes Programm bestehend aus Shows der Metal Battle Landessieger, Kult-DJ Mambo Kurt und der allseits beliebten Metalkaraoke auf dem Plan. Wer es lieber etwas ruhiger angehen lassen wollte, der flanierte stattdessen über die weiten Steppen des Wackinger Village und genoss dort ebenso wie auf der Wackinger Stage eine bunte Mischung aus Rollenspielen und eher mittelalterlichen Klängen. Aber auch das neu eingerichtete Thrash Of The Titans Field lockte viele Schaulustige an. Aber für alle ganz wahren Wacken-Fans gab es an diesem Mittwoch nur eines: der Besuch des Wacken Biergarten und damit verbunden der Auftritt der kultigsten aller Blaskappelen überhaupt – den Wacken Firefighters. Man kann schon behaupten, dass das Wacken Open Air ohne den ersten Auftritt des ortsansässigen Musikvereins der freiwilligen Feuerwehr nicht wirklich begonnen hat. Und gefeiert wurde hier wie sonst nur bei den ganz großen Metalbands.
Nach einer ersten eher kühlen Nacht startete der erste offizielle Festivaltag dann mit Sonnenschein und ließ das Stimmungsbarometer gleich voll nach oben schießen – außer man hatte noch mit den Nachwehen der ersten Partynacht zu kämpfen. Aber es blieb ja auch einiges an Zeit zur Regeneration, bis es endlich auf dem hochheiligen Wacken Infield losging. Skyline starteten punkt 16 Uhr auf der Black Stage und eröffneten damit die große Metalsause. Auch wenn es zu Beginn noch recht spärlich vor der Bühne aussah, füllte sich der Festivalbereich kurze Zeit später zusehends. Kein Wunder, denn die meisten Metalfans wollten sich einen optimalen Platz für die Highlights des Tages sichern: U.D.O., Saxon und Volbeat. Bevor diese jedoch in den Mittelpunkt des Tagesgeschehens rückten, sorgten die brasilianische Metaller samt der extra für das Wacken engagierten Trommlergruppe „Les Tambours Du Bronx“ fast schon für ein wenig karibisches Flair. So warmgetanzt, stand einer Sause mit Udo Dirkschneider nichts mehr im Wege. Mit seiner Geburtstagsshow überzeugte U.D.O. sowohl die älteren, als auch jüngeren Metalfans, die sich während des Konzerts über Gastbesuche von Lordi-Frontmann Tomi Putaansuu und der Queen of Metal Doro Pesch erfreuen durften. Nach dieser 90-minütigen Show und einer kurzen Verschnaufpause gab es wohl das erste Highlight des diesjährigen Wacken Open Airs zu feiern: die britischen Metalikonen Saxon rockten die Black Stage, als ob es kein Morgen mehr geben würde. Von wegen alt und eingerostet. Die Stimmung schien schier überzukochen. Den musikalischen Abschluss des Tages gab es dann mit der Show von Volbeat, die wohl eher die jüngeren Metalfans anzusprechen schienen. Dies tat aber der Show keinen Abbruch, denn die Dänen überzeugten mit ihrer Mischung aus harten Rock-, Metal- und Rockabilly-Klängen. Wem der Abend noch nicht lange genug gedauert hatte, der feierte entweder bei Metal-Karaoke auf der Headbanger Stage oder vor seinem Zelt weiter bis zum Sonnenaufgang.
Auch wenn die letzte Nacht für viele sehr kurz war, so startete der zweite Festivaltag dennoch für einige ganz tapfere Festivalgänger bereits um 11 Uhr vor einer der vielen Bühnen. Und auch wenn das Angebot überwältigend ist, so hat man hier und da ganz schön zu kämpfen zeitig von einem zum anderen Ort zu kommen, um seine persönlichen musikalischen Highlights live erleben zu können. Erschwert wurde das Ganze dann auch noch durch den mittags einsetzenden stärkeren Regen, der das komplette Festival-, sowie Zeltgelände in eine gerade noch beherrschbare Schlammwüste verwandelte. Dies schockte aber viele der Anwesenden nicht, die tapfer weiterfeierten. Das lag wohl auch an dem musikalischen Programm des Tages, welches u.a. Auftritte von Bands wie Opeth, Dimmu Borgir samt Orchester, Kamelot und The Boss Hoss beinhaltete. Hammerfall, die wohl einen der besten Auftritte überhaupt auf dem diesjährigen Wacken hinlegten, ließen am Ende dann doch einige Tränen in den Augen ihrer Fans aufblitzen, da sich die Band nun erst einmal für mindestens 2 Jahre aus dem Musikzirkus verabschiedet hat, um neu erstärkt wieder aufsteigen zu können. Und stark musste man vor einer der Hauptbühnen wahrlich sein, denn dank des Regens am Nachmittag hatte sich der Platz in eine große Schlammpfütze verwandelt, in der man zeitweise unterschenkeltief einsank. „Waren die Schuhe dann einmal nass, war sowieso alles egal“ schienen sich viele zu denken und starteten beim Auftritt von In Flames den Partyturbo. Wer hier später ohne Matschflecken nach Hause ging, der war entweder nicht dabei gewesen oder in sicherer Entfernung an einem der angrenzenden Bierstände untergekommen. Anschließend sorgten In Extremo, die mit ihrem Mittelalterrock und einer bombastischen Feuershow das Festival kurzzeitig zum Beben brachten, für ausgelassene Partystimmung, bevor D:A:D das musikalische Finale des Tages einläuten durften. Wer nun zu seinem Zelt zurückwatete und sich auf trockene Kleidung freute, der konnte bitter enttäuscht werden. Vielerorts sorgte der Regen des Tages für überflutete Zelte, zerstörte Pavillons und zerknautschte Gesichter. Wer sich nach einem Bierchen wieder gefangen hatte fing an das Chaos ein wenig zu minimieren und freute sich über das ein oder andere, trocken gebliebene Teil und versuchte sich noch irgendwie ein trockenes Schlafplätzchen für die Nacht zu organisieren. Im schlimmsten Fall wurde aber auch einfach durchgefeiert.
Und auch wenn das Veranstalterteam alles menschenmögliche versuchte, um Herr über die Feuchtigkeit und den Matsch zu werden, so mussten auch sie irgendwann die Segel streichen und die örtlichen Gegebenheiten hinnehmen wie sie waren. Irgendwie hatte keiner damit gerechnet, dass das Wacken Open Air 2012 zu einem der feuchtesten und matschigsten in der Geschichte des größten Metalfestivals Europas hätte werden können. Nun lag die Hoffnung auf dem letzten, verbleibenden Festivaltag. Musikalisch betrachtet war der Samstag sicherlich das Highlight des diesjährigen Events, allerdings trübte der immer wieder aufkommende Regen und Sturm die Stimmung der Anwesenden merklich. Lediglich die Verkäufer auf dem Metalmarkt und an den Merchandise-Ständen schienen von allem zu profitieren. Wer auch immer Gummistiefel und festes Schuhwerk zum Verkauf anbot, hatte dieses binnen kürzester Zeit an den Mann bzw. die Frau gebracht. Wer sein Festivalbudget schon ausgereizt hatte, der lief eben barfuß umher, was den Sanitäter, auf dem ansonsten sehr friedlich verlaufenden Event, allerdings den ein oder anderen kleinen Notfall einbrachte.
Tag 3 startete, wie auch kaum anders zu erwarten, eher etwas kalt und feucht. Da war es auch kaum verwunderlich, dass bereits einige der Festivalgänger versuchten das noch trocken gebliebene Hab und Gut so langsam in ihre Autos zu verstauen und diese für die letzte Nacht in kleine Notunterkünfte zu verwandeln. Wem das Wetter hingegen immer noch egal war, der stürzte sich samstags wieder ab 11 Uhr auf das Gelände und startete entweder zünftig im Biergarten oder direkt moshend vor der W.E.T oder der Headbanger Stage im Bullhead City Circus Zelt. Um 12 Uhr starteten Delain dann mit ihrer Show auf der Black Stage, vor der sich trotz des ganzen Matschs schon eine beachtliche Fanmenge versammelt hatte. Gamma Ray und Napalm Death trugen dann ihr Übriges dazu bei, dass es einem trotz eher wechselhafter Temperaturen und sinkendem Launepegel nicht langweilig wurde. Immerhin galt es auch den letzten langen, harten Festivaltag anständig abzufeiern. Wer zwischendurch dann doch mal eine Pause brauchte, dem blieb nur der Gang in den Biergarten über, da man sonst kaum noch trockene Sitzmöglichkeiten finden konnte. Hier sorgten dann aber auch die legendären Wacken Firefighters, Mambo Kurt und Blass Of Glory, eine abgedrehte holländische Blaskappelle, für die nötige musikalische Untermalung.
Gamma Ray, Napalm Death, Six Feet Under, Testament, Amon Amarth und Cradle Of Filth sorgten sowohl auf der Black, als auch auf der True Metal Stage dann für den musikalischen Genuss der härteren Gangart, was einzig und alleine durch den Auftritt der deutschen Rocklegende Axel Rudi Pell unterbrochen wurde. Selbst die Acts der Party Stage gaben sich beim Thema musikalische Härte, mal abgesehen von den Mittelalterbarden Schandmaul, die Klinke in die Hand. Wer hier Entspannung für den empfindlichen Gehörgang suchte, der musste an diesem Tag eher einstecken. Vor den Bühnen wurde jedenfalls passend zu den harten Sounds abgefeiert – Schlammduschen inklusive. Und das Beste daran, die Besucher schienen sehr viel Spaß zu haben.
Nach einer Verschiebung im Timetable enterten die Scorpions, die auf dem Wacken Open Air 2012 ihren letzten Festivalauftritt bestreiten wollten, dann kurz nach halb zehn die Black Stage, um sich mit einem bunten Potpourri ihres Songrepertoires von den Fans zu verabschieden. Ob dies den Wettergott ebenfalls traurig stimmte? Keine Ahnung aber während der Show zog ein weiteres Unwetter auf, dass neben viel Regen auch eine Menge Wind mit sich brachte, der auf den Campingplätzen für einiges an Chaos, kaputte Pavillons und zusammenstürzte Zelte sorgte.
Dem Regen geschuldet leerte es sich zusehends vor der Bühne der Scorpions, die dennoch, routiniert wie immer, ihre Show durchzogen. Erst zu Machine Head und Ministry war das Infield, trotz vieler Abreisen, wieder bestens mit Festivalgängern gefüllt. Sicherlich wären es angesichts der Wetterlage weit weniger Feierwütige gewesen, aber durch das verhängte Fahrverbot seitens des Veranstalters auf dem gesamten Gelände, gab es keine Möglichkeit frühzeitig abzureisen. Dies wäre ohnehin eine besondere Herausforderung geworden, da viele Autos achstief im Matsch steckten und nur mit Hilfe eines der bereitgestellten Traktoren von ihrem Standort befreit werden konnten.
Für den musikalischen Abschluss des diesjährigen Wacken Open Airs sorgten Edguy, die als Surprise Act die True Metal Stage zum Beben brachten. Wen es währenddessen dann doch lieber ins Trockene zog, der ließ das Festival zusammen mit den Leningrad Cowboys auf der Headbanger Stage ausklingen.
Alles in allem war das 23. Wacken Open Air wieder eines der kultigsten und besten Events im Festivalsommer 2012 gewesen. Nicht nur, dass sich hier die Großen des Metalbusiness die Klinke in die Hand gaben, sondern auch das friedliche Zusammensein lässt Wacken jedes Jahr zu einer unvergesslichen Party werden. Sicherlich haben die Wetterkapriolen selbst das sonst so coole und sorgsame Veranstalterteam bis an seine Grenzen gebracht, dennoch hat das Team um Thomas Jensen und Holger Hübner bis zur letzten Minute dafür gesorgt, dass die Festivalgänger gesund und munter den Heimweg antreten konnten. Trotz aller Vorkehrungen kam es abseits des Festivalgeländes auf einem der Campingplätze zu einem tragischen Unfall, der einem jungen Mann das Leben kostete.
Als Fazit lässt sich wohl sagen, dass das Wacken Open Air zu einem der friedlichsten, unglaublichsten und unberechenbarsten Festivalevents des Jahres gehört. Und genau das macht seinen Reiz wohl auch aus. Woanders kann man schon mit über 75.000 Leuten gemeinsam zu harten Rock- und Metalklängen so abfeiern wie im beschaulichen Wacken. Wer sich jetzt schon ein Ticket für 2013 sichern möchte, der sollte schnell sein. Die ersten 10.000 X-Mas-Special-Tickets waren binnen Minuten vergriffen.
Was bleibt einem am Ende also noch anderes zu sagen als „See you in Wacken – rain or shine!!“
Kitty N., 09.08.2012
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