Special
Wacken Open Air
25 Jahre und kein bißchen leiser
Wer wünscht sich das nicht: große Open Air-Geburtstagssause, bombastisches Wetter und viele coole Leute zum Feiern. Et voila, damit hätten wir wohl auch schon das erste kurze Feedback zum vergangenen Wochenende im idyllischen kleinen Örtchen Wacken, hoch oben in Schlesweig-Holstein. Dort stieg nämlich das von Metalheads weltweit geliebte und verehrte Wacken Open Air und feierte gleich nebenher so mir nix dir nix sein 25. Jubiläum. Natürlich ließ sich da auch Wettermacher Petrus nicht lumpen und spendierte den Festivalbesuchern zum Partymarathon 4 fantastische, sonnenreiche Tage. Viel besser geht es ja eigentlich nicht – auch wenn es immer wieder miesepetrige Kommentare einiger ganz hartgesottener Metalfans gibt, die das Wacken Open Air in seiner heutigen Form nur noch müde belächeln. Die die sich aber jedes Jahr auf den weiten Weg nach Wacken machen wissen wieso: gute Stimmung, eine Top-Auswahl toller und genre-technisch großzügig aufgestellter Metal-, als auch Rockbands und der Gewissheit auf jede Menge Gleichgesinnter zu treffen, die einfach nur Spaß haben wollen.
2014 war Wacken vielleicht trotz des zu feiernden 25-jährigen nicht das Wacken, was man so erwartet hätte. Klar, man hört das Wort Jubiläum und denkt direkt an das mögliche Lineup, dass einen vor Ort erwarten müsste, um den Anlass gebührend zu feiern. Schon früh gab es Gerüchte über namhafte Metal-Bands, die eigentlich unbedingt mal den holy Wackenground betreten müssten und das das diesjährige Event wohl ein optimaler Zeitpunkt dafür sei diese Premiere zu feiern. So ging die Zeit bis zum W:O:A ins Lande, aber statt der erhofften Headliner, stand 2014 eher altbekanntes auf dem Plan. Jetzt könnte man natürlich gleich sagen „Wie langweilig!“. Aber genau das war das Wacken Open Air in diesem Jahr nicht. So war es auch nicht verwunderlich, dass es bereits Dienstag und Mittwoch zu recht starkem Anreiseverkehr kam, wollte man doch nach Möglichkeit keines der vielen Events und der angekündigten Neuerungen auf dem Gelände auslassen. Neben der Verlegung des Biergartens, der einem jetzt leider keinen wirklichen Blick mehr auf das Infield erlaubt, gab es zudem eine Änderung beim Einlass, was den Besuchern einen deutlich schnelleren, aber auch entspannteren Weg vor die großen Hauptbühnen ermöglichte.
Was gehört zum Wacken Open Air, wie das Bier zum Biergarten? Logisch, der Auftritt der lokalen Idole, der einzigartigen Wacken Fire Fighters. Wie es sich gehört ist die Beergarten Stage bis zum letzten Platz gefüllt, als die lokale Musikkapelle ihr Musikprogramm startet. Zu zünftigen Klängen feiern die Anwesenden bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen des W:O:A Birthday Bash. Neben diversen Volksmusikperlen, dürfen auch die obligatorischen Cover namhafter Metalsongs nicht fehlen. Und egal was die Musiker anspielen, die Partymeute geht mit. Einfach grandios. Das erste Bierchen intus und bestens gelaunt, schlendern dann viele direkt ins Infield, um sich die Show der schwedischen Metaller von Hammerfall anzuschauen. Nach ihrem letzten Auftritt und der Ankündigung einer längeren Pause tat es gut, die Musiker mal wieder live und in Farbe zu erleben. Und er hier jetzt auch immer das Gesicht verzieht, der sollte sich schämen. Die Schweden können nämlich was und überzeugen damit auch flott die anwesenden Partypeople. Auf dem Plan stand dieses Jahr eine Sammlung aller Songs des Debütwerkes der Schweden. Passend dazu wurden von der Band auch ihre ehemaligen Gründungsmitglieder Stefan Elmgren, Jesper Strömblad und Patrick Räfling mit auf die Bühne geholt – ein Highlight für alle Fans. Und auch wenn der Fokus der Band auf alten Songs lag, so durften natürlich der Ohrwurm „Hearts on Fire“ und als Appetithappen der neue Song „Bushido“ nicht im Programm fehlen. Alles in allem lieferten die Schweden damit eine echt anständige Show ab.
Wer behauptet, dass Poser- und Glammetal ausgestorben sei, der hat sich ganz sicher noch keine Show von Steel Panther angesehen. Die 4 Jungs aus Hollywood sehen nämlich aus wie die fleischgewordene Reinkarnation der jungen Mötley Crüe oder Poison. Und auch die Texte der Band haben es durchaus in sich. Jugendfrei ist das nicht immer, aber dafür lustig. Das konnte man auch schnell an der Reaktion des Publikums erkennen, die hemmungslos zu den Klängen von Steel Panther mitfeierten. Was danach kam, brauchte dann kein Mensch, oder sollte das W:O:A etwa statt dem 25-jährigen einen Kindergeburtstag feiern wollen? Abrakadabra und schon standen die Ehrlich Brothers, ihres Zeichens Zauberer auf der Bühne. Brauchte keiner, Petrus auch nicht. Prompt fing es an zu regnen. Klar, Wacken ohne Regen geht nicht, aber bei dem Schauer sollte es dann auch bleiben. Viele nutzen die „Zwangspause“ zum Auftanken des eigenen Flüssigkeitsvorrates oder stärkten sich an einer der vielen Fressbuden. Okay, viele nutzen das dann auch einfach nur als Unterschlupf vor dem Regen, aber egal. Zaubern wollte keiner – außer den Ehrlich Brothers.
Nach dem Regen ist vor dem Regen, also nutzen wir die Chance und schlendern ein wenig über das Gelände. Natürlich gehört dazu auch der obligatorische Besuch des Wackinger Villages und dem Wasteland. Neben mittellaterlichen bzw. endzeitlich-angehauchten Rockklängen bekommt man hier auch viele tolle Shows, Spiele und Aktivitäten geboten, die einen zum Verweilen einladen. Kein Wunder, dass es viele hier hin zieht, wenn das musikalische Lineup gerade mal nicht so spannend ist. Kurzum, Ritterspielchen können durchaus sehr amüsant sein. Und bei den doch recht hohen Temperaturen lädt einen sowas samt einem Krug Met oder Bier doch gerne zum Verweilen ein.
Musikalisch geht es dann mit Saxon weiter. Genau, Saxon, die Band, die eigentlich den Rekord bzgl. der Masse an Auftritten auf dem W:O:A gebrochen haben sollte. Wie immer spielen die Briten eine ordentliche Show, die einen zu Beginn aber dann doch nicht so mitreißt, wie man es vielleicht erwarten könnte. Biff und seine Mannen schaffen es in diesem Jahr viele der Zuschauer dennoch zu überraschen. Was viele nicht auf dem Radar hatten war, dass Saxon in diesem Jahr ebenfalls etwas zu feiern haben, nämlich ihr 35. Jahr im Musikbiz. Und wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein kleines Orchester auf der Bühne auf, das sich die ganze Zeit hinter dem am Bühnenende befindlichen Banner versteckt hielt. Plötzlich wurde aus der eher monoton wirkenden Show der Briten doch noch ein kleines Highlight – etwas ungewohnt, aber dennoch sehenswert. Ab hier wurde es dann verzwickt. Wo sollte man hingehen? Das diesjährige Lineup ließ einen des Öfteren tatsächlich in die Bredouille kommen, spielten doch immer wieder ähnlich gute und sehenswerte Bands fast parallel an unterschiedlichen Locations. So auch jetzt. Auch wenn Masterplan und ihr Frontmann Rick Altzi echte Livequalitäten haben und niemals eine schlechte Entscheidung sind, um anständig abzufeiern, so gab es mit Accept doch tatsächlich einen echt hochkarätigen Headliner zu bewundern. Auch wenn mir persönlich die Musik der Band nur teilweise zusagt, so gelten die deutschen Musiker als eine der Metalgrößen. Besonders interessant war für mich auch der Fakt, dass ich erstmals in den Genuss des „neuen“ Frontmanns Mark Tornillo kommen sollte, der das Stimmurgestein Udo Dirkschneider abgelöst hatte. Ob die Wahl Masterplan an den Nagel zu hängen doch so gut war? Okay, musikalisch betrachtet sind Accept echt ein Brett auf der Bühne. Aber nichts desto trotz fehlt mir hier die typische Udo-Stimme, die einem schon mal Gänsehaut auf die Haut zaubert. Vielleicht lag es an der fehlenden Ehrfurcht vor Accept, oder einfach den doch recht auslaugenden Temperaturen, dass wir uns schon jetzt entschieden gen Campingplatz zu wandern, um dort den Tag gemütlich mit Bierchen und Grillgut zu beenden. Jedenfalls schien es vielen so zu gehen, denn auf einmal hörte man um sich herum immer mehr Stimmen. Die warmen Temperaturen waren aber auch nicht die ideale Bedingung mal einfach so ins Zelt zu krabbeln.
Tag zwei, sprich Freitag, beginnt mit ähnlich warmen Temperaturen, wie die des Vortages. Einmal aus dem Schlafsack gekrabbelt, flüchten sich viele einfach nur in den Schatten, sofern auffindbar. Duschen konnte man getrost als überbewertet abstempeln, denn auch wenn man sonst eher auf warmes Wasser fixiert war, gab es die meiste Zeit genau dieses, was bei so warmem Wetter irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei war. Außerdem sorgte der dauernd herumwirbelnde Staub eh dazu, dass man spätestens beim Wiedereintreffen am Zelt ähnlich schmutzig aussah, wie man zuvor den Hinweg angetreten hatte. Dennoch, Körperhygiene muss sein.
Frisch geduscht ging es dann ohne Umweg zu Skid Row. Ja, die Idole manch einer Jugend spielten heute auf dem Wacken Open Air. Auch wenn die Band ohne ihren charismatischen Frontmann Sebastian Bach auskommen muss, so sind Songs wie „18 And Life“ und „Youth Gone Wild“ immer noch die Krönung eines jeden Konzerts der US-Rocker. So kann ruhig jeder Tag starten. Gut gelaunt und voller Elan geht es nun wieder zurück zum Campingplatz zum Frühstücken. Okay, uhrzeittechnisch passt das kaum, aber irgendwas brauch der Mensch ja, um weiter feiern zu können. In dieser Zeit treiben Knorkator ihr Unwesen auf der Party Stage. Kann man, muss man aber nicht. Wer allerdings auf Latex-umhüllte, voll-tätowierte Musiker und provokante Texte steht, der war hier genau richtig. Augenzeugenberichten zu Folge, muss die Show der Berliner Band für doch recht großen Andrang zu recht früher Stunde gesorgt haben. Wem Knorkator zu obszön war, der trudelte dann doch eher zu Endstille ein. Hier wurde es dann wieder etwas härter und düster. Das merkt man auch schnell am eigenen Körper, dröhnt der Bass so derbe, dass man bei extremer Nähe zur Bühne doch das Gefühl bekommt, dass eine Reorganisation der Gedärme anstand. Wer nach dieser treibenden Black-Metal-Show immer noch nicht wach war, dem konnte beim besten Willen nicht geholfen werden. Und wieder stand man vor der Wahl, was man tun sollte. Die hitzigen Temperaturen kosteten einen doch einiges an Energie, so daß man sich immer wieder Auszeiten vom Musikprogramm nehmen musste. Was bot sich da besseres an, als ein erneuter Besuch des Biergartens. Dort angekommen fand man neben den ersten Alkoholleichen auch jede Menge sonnengeschädigter Festivalgänger, die bereits mit ersten heftigen Anzeichen von Sonnenbrand zu kämpfen hatten. Aua. Alternativ bot einem das Wackinger Village ebenso mal wieder eine kurzweilige Auszeit an. Bei Speis, Trank und Gesang, ließ es sich dort prima relaxen, bis es wieder losging – besser gesagt musste. Heaven Shall Burn standen auf dem Programm. Das deutsche Metalcore-Urgestein ist eindeutig ein Pflichttermin im heutigen Musikprogramm. Auch wenn viele alteingesessene Metal-Fans dies als neumodischen Schund abstempeln, so muss man den Musiker ein echtes Potential eingestehen. Bereits bei Rock am Ring sorgten sie für eine größere Stimmung wie der zeitgleiche Act auf der Hauptbühne. Kurz nach dem Opener startete die Menge dann auch auf dem Wacken Open Air voll in Fahrt zu sein. Erste Circle Pits und der Versuch einer Wall Of Death (Anm. d. Red.: Das ging bei Rock am Ring tatsächlich besser.) zeugten von der hohen Partyfreudigkeit der Anwesenden. Von Song zu Song steigerte sich diese Stimmung. Bei „Voice Of The Voiceless“ hatte man dann das Gefühl, dass gar nicht mal mehr gehen könnte. Aber bei „Awoken“ und „Endzeit“ war es dann soweit. Plötzlich tat sich eine riesige Lücke auf die Festivalbesucher formten eine Wall Of Death unglaublichen Ausmaßes. Ja, auch die Wacken People können verdammt gut feiern. Ein wahrlich beeindruckendes Schauspiel, das man da miterleben durfte. Was sollte diesen Auftritt heute noch toppen?
Santiano hatten es da dann tatsächlich schwer dran anzuknüpfen. Viele schienen nach der Heaven Shall Burn Show total verausgabt zu sein oder hatten einfach keinen Bock auf musikalisches Seemannsgarn. Auch der Gedanke an Thin Lizzy, äh sorry Black Star Riders im großen Zelt ließen mich nicht zu neuer Höchstform auflaufen. Im Hinterkopf schwebte auch ständig der anstehende Auftritt meiner finnischen Deathmetal-Heroen Children Of Bodom herum. Also nochmal flott zum Zelt, frisch machen, stärken und dann los. Aber ganz so einfach war das mal eben pausieren nicht. Dank des recht abseits gelegenen VIP-Campingplatzes und der Notwendigkeit eines Shuttle-Busses dauerte die als kurz angeplante Pause leider länger wie erhofft. So verpassten wir die ersten 3 oder 4 CoB-Songs bzw. verfolgten diese irgendwie im Bus. Schade. Kürzere Wege wären hier wie in den Vorjahren echt angenehmer gewesen. Zweites Manko: Wer kommt eigentlich auf die Idee Children Of Bodom um 18 Uhr auftreten zu lassen? Fehlplanung, definitiv. Die Show der Finnen entpuppt sich nämlich als wahrlich headlinertauglich und auch der Sound zählt zu einem der besten des Tages – trotz der unendlichen Schimpfworttiraden von Frontmann Alexi Laiho. Zugegeben, ihn als Gitarrengott zu bezeichnen ist vielleicht etwas übertrieben, aber der Mann kann einfach was. Und auch die Setlist lässt einen durchaus erstrahlen. Neben neuen Songs des letzten Albums kommen auch Tracks der alten Scheiben nicht zu kurz – mal abgesehen von der Spielzeit vielleicht, denn am Ende schienen das anwesende Publikum nichts gegen eine Erweiterung des finnischen Metalprogramms zu haben. Leider ließ dies das Lineup nicht zu.
Immerhin geht es im Programm finnisch weiter. Apocalyptica übernehmen nun das Ruder und donnern auf ihren Cellos ihre Songs herunter – oftmals unterstützt durch Gast-Sänger Brent Smith. Nette und durchweg solide Show, die die Musiker da abliefern, aber wohl eher etwas zum Entspannen und runterkommen. Im Anschluss standen immerhin Motörhead auf dem Plan – ein Programmpunkt, der ganz sicher viele nach dem letztjährigen, frühzeitigen Abgang von Lemmy kaum erwartet hätte. Aber der Motörhead-Sänger lässt sich nicht so einfach unterkriegen und wollte in diesem Jahr das beenden, was er im letzten Jahr begonnen hatte. Gesagt getan. Bereits von Beginn an merkte man, dass sich der Altmeister in besserer Form befindet wie noch im Jahr zuvor. 2014 zeigten die Briten dann auch wieder was in ihnen steckt. Metaltechnisch sind sie hat einfach eine Bank und jeder Metal-Fan sollte diese Urgesteine mindestens einmal im Leben live gesehen haben. Und wie sich das gehört darf natürlich auch Doro Pesch auf keinem W:O:A fehlen. Okay, irgendwann ist es dann tatsächlich etwas ausgelutscht, aber nun gut. Zusammen mit Lemmy stimmt die Queen Of Metal dann gen Ende „Killed By Death“ an bevor Lemmy zum obligatorischen „Ace Of Spades“ und „Overkill“ ausholt. Etwas ermüdet steuern wir dann kurze Zeit später den Gig von Slayer an. Egal wie ko man ist, wer Metal liebt, der kann auch in jeglichem Zustand zu Slayer. Diese liefern in gewohnter Manier Tharsh-Metal vom Feinsten.
Den Ausklang des Tages lieferten dann für uns King Diamond und WASP. Ersterer war tatsächlich nochmal ein Schmankerl zu später Stunde. Etwas gruftig mutete das Bühnenbild von King Diamond schon an, aber egal, was zählt ist die Musik. Und alleine die Präsenz von Altmeister Kim Bendix Petersen ist es schon wert sich die Show reinzuziehen. Letztere ist allerdings auch nicht zu verachten, insziniert die Band diese doch immer als theatralisches Kunstwerk. Spätestens bei „The Family Ghost“ bekomme auch ich dann einen Gänsehautschauer, wird die im Rollstuhl sitzende Oma doch zu Grabe getragen. Schaurig-schön und einfach nur kultig. Apropos kultig: W.A.S.P. sind das. Ebenso berühmt-berüchtigt sich auch die Allüren von Blackie Lawless. Trotz kleiner Verspätung scheint dieses Mal aber alles rund zu laufen. Ich freue mich jedenfalls auf die guten alten Klassiker der Band und werde direkt zu Beginn mit „On Your Knees“ belohnt. Nach einem Cover und 2 weiteren Songs gibt es dann auch das Lied, das meinem Idol Alexi Laiho seinen Spitznamen verliehen hat: „Wild Child“. Grandios. Und irgendwie geht es wohl nicht nur mir so, denn ich sehe um mich herum einige verklärte, leicht extatische Gesichter, die in den Erinnerungen der guten alten Zeit schwelgen. „I Wanna Be Somebody“ setzt dem ganzen dann noch ein Krönchen auf. Herrlich.
Wir schreiben Tag 3 des diesjährigen Wacken Open Airs. Zugegeben, die letzte Nacht wurde dann doch etwas länger wie gedacht und der Kopf dröhnte etwas stärker wie gewünscht. Trotz festem Vorsatz wieder vor der Bühne zu stehen, verfolgen wir den Auftritt von Arch Enemy leicht gebeutelt vom Campingplatz aus. Ärgerlich, denn die Band ist wirklich sehenswert, was nicht auch zuletzt an der neuen Frontfrau Alissa White-Gluz liegt. Auch Prong und Sodom fallen unserem Kater zum Opfer. Aber immerhin standen später noch Behemoth auf dem Plan. Und dafür muss der Kopf frei sein und das Konterbier wirken. Und diese Entscheidung haben wir auch echt nicht bereut. Nach seiner langen Leukämie-Erkrankung zeigte Behemoth-Frontmann Nergal eine dermaßen bombastische Show, dass uns allen die Sprache weg blieb. Bei „Blow Your Trumpets Gabriel“ und „Ora Pro Nobis Lucifer“ waren wir tatsächlich irgendwie zwischen satanistischem Inferno und heiligen Wackenground gefangen. Der Sound war zwar am Vortag schon mal besser gewesen, aber dafür konnte sich die Bühnenshow, als auch die Fingerfertigkeit der Musiker sehen lassen. Hail Behemoth!
Nach der Show mussten wir allerdings unserer Partywut Tribut zollen und entschieden uns den VIP-Bereich einmal genauer zu erkunden. Okay, im Grunde ist dieser auch nichts anderes, wie eine Miniaturausgabe aus Biergarten und Fressmeile, aber immerhin gab es Sitzmöglichkeiten und etwas Ruhe und Schatten. Ja, genau Schatten, das, was man so lange auf dem Gelände versucht hatte zu finden. Nach nun doch schon 3 Tagen voller Feierei, ziemlich heißen Temperaturen und recht wenig Schlaf zeigten sich schon erste Ermüdungserscheinungen bei uns allen. Einige entschieden sich daher schon etwas frühzeitiger die Zelte abzubrechen und den Heimweg anzutreten. Ein Teil von uns entschied sich aber doch zu bleiben, um sich die Shows von Kreator und Avantasia nicht durch die Lappen gehen zu lassen. Ja okay, da waren auch noch Megadeth. Aber entweder man liebt sie oder hasst sie. Der übrig gebliebene Rest unseres Teams gehört wohl eher zur letzteren Fraktion. Egal. Lieber noch etwas stärken, eine Runde über das Gelände, als auch die Shoppingmeile (Anm. d. Red.: Ja, Frau brauch ab und an auch mal ein wenig was Neues im Schrank) und dann ab zu Avantasia. Trotz großer Abschiedsbekundungen beim Auftritt vor 3 Jahren stand nun Tobias Sammet samt seinen Musikern wieder neu erstrahlt auf dem Programm. Auch showtechnisch lieferte die Band ein volles Programm ab, bei dem weder Einspielungen noch jede Menge Pyrotechnik fehlen durften. Tobias Sammet liebt es halt gerne einmal etwas opulenter, aber das schadet keinesfalls der musikalischen Leistung der Band. Unterstützt wurden Avantasia u.a. von Ronnie Atkins (Pretty Maids), Michael Kiske, als auch Eric Martin von Mr. Big. Im Wechsel trällerten die Musiker Songs wie „Invoke The Machine“, „Reach Out For The Light“ und „What’s Left Of Me“. Einfach schön.
Zum Abschluss gibt es dieses Mal Kreator. Eigentlich kann man damit nix falsch machen und auch die Meute tanzt gerne dazu ab. Aber in diesem Jahr merkt man wie sehr doch das Wetter die Besucher ausgelaugt hat. Ja, ich weiß, regnet es beschweren sich alle über den Matsch, scheint die Sonne sind sie alle ko und schlapp. So kommt es, wie es kommen muss. Statt wilder Tanzeinlagen, Moshpits oder Circle Pits versuchen die meisten Kreator wenigstens mit geballter Faust und fliegenden Haaren ihr Tribut zu zollen. Mille Petrozza scheint es auch keinem der Anwesenden übel zu nehmen. Er liefert nämlich eine echt spitzige Thrash-Metal-Show ab. Welch schöner Ausklang für ein ebenso schönes Event.
Damit wäre dann Wacken 2014 Geschichte. Schade eigentlich. Aber ganz bald heißt es ja wieder „Harder, Faster, Louder, Wacken 2015“. Zusammenfassend kann man nur wie fast jedes Jahr sagen, dass sich ein Besuch in Wacken immer lohnt – auch wenn man vielleicht mal nicht so viele Bands auf dem Plan hat, so erlebt man doch immer wieder schöne Dinge, entdeckt neue Highlights oder kann sich einfach auf ein entspanntes Zusammensein mit verrückten Metalheads aus aller Welt freuen. Sicherlich hätte man ein 25-jähriges Jubiläum noch imposanter und noch ausufernder feiern können. Aber sind wir mal ehrlich, in welche Dimensionen sollen die Macher denn noch vordringen? Wir finden, dass es so wie es war, einfach ansprechend und schön war. Im kommenden Jahr werden mit Savatage, Judas Priest, Rob Zombie, In Flames und Amorphis auch wieder fantastische Bands erwartet, die einen jetzt schon in freudige Erwartung stimmen. Ob das Petrus auch wieder so sieht und uns mit Sonnenschein verwöhnt? Wir werden es sehen. Auf Wiedersehen Wacken bis 2015.
Kitty N., 30.06.2015
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