Konzertbericht
Parkway Drive, Motörhead, Flogging Molly, Madball
Vainstream Rockfest
Münster
11.06.2011
Zum sechsten Mal ging es nach Münster zum Vainstream Open Air, einem immer grösser werdenden Festival, was sich zwar Rockfest nennt, aber gewöhnlich ein breites Spektrum an Gitarrenmusik auf die zwei Bühnen am Haverkamp bringt. Vor ein paar Jahren lief das Festival einmal über zwei Tage, diesmal wurde aber wieder wie gewohnt alles kompakt in einen Tag gepackt, der guten Organisation und einem strammen Zeitplan dank, konnten man, wenn man früh kam, 22 Bands auf zwei Bühnen sehen.
Ausverkauft, gab es um 10 Uhr morgens mit Deez Nuts ein Hardcorefrühstück, gefolgt vom technischen Metal Protest the Hero und Asking Alexandria, die den frühen Besuchern erstmal den Freitagskater aus den Knochen kloppen mussten. Naja, es war ja auch noch früh, da ist nicht jeder gleich flink auf den Beinen. Wie jedes Jahr hat das Vainstream etwas im Angebot, was aus der Reihe tanzt, diesemal Rapper Casper. Deutsch am pöbeln, seinen Zugang zur Gitarrenmeute suchend, bestimmt keine einfache Sache, aber dank Mallorca tauglichem Unterhaltungsgelaber, Wall of Death und einer Menge Spass an der Sache hat er das Festival wach gekriegt. Auch fast ganz ohne Gitarren.
Comeback Kid sind ja fast schon Stammgäste auf dem Vainstream und haben dort bisher noch nie enttäuscht. Schneller Hardcore, viel Bewegung auf der Bühne und ihren eingängigen Liedern wie "Wake The Dead" sei dank, passte ihr Aufritt vielen Leuten schön in die Samstagsnachmittagsplanung. Wem Comeback Kid zu punkig war, die deutsche Band Callejon brachten danach Metal, schwarze Bühnendeko, Wall of Death, Doublebass und Sologitarren.
Wo jetzt schonmal fast alle Grundgenres abgesteckt waren, hiess es danach: mehr davon. Die Münsteraner Neaera mit Heimspiel und weiterem Metalcore sind auch keine Unbekannten auf dem Festival, und demnach auch immer gerne gesehen. Ebenso spielen Madball auch so gut wie jedes Jahr, und bei denen ist es fast schon egal, wann die spielen (recht früh dieses Jahr), der Laden ist voll. Obwohl sie seit über 20 Jahren immer noch die gleiche Mucke machen, ihr Hardcore ist so gut wie immer Garantie für Spass und Energie. Sondaschule konnten sich da gleich einreihen, mehr Ska, weniger Druck, aber gleicher Spass, passend zur Sonne.
Die schwedischen The Sounds gehen dann mal fast ganz vom Gas runter, Indie, Pop, mit ner schwedischen Blonden vornedran, langsam, aber eine gute Entspannungseinlage. Leider hat es dann geregnet, aber das hiess nicht, dass es vor der Bühne nicht voll war.
Es sind die Jahre der Bandreunions, und Boy Sets Fire haben sich ebenso entschlossen, zurück auf die Bühne zu kehren. In den 90ern und Anfang 2000 waren die Jungs so mit das Innovativste und Beste, was damals so rauskam in Richtung Punk, Hardcore und der damaligen Definition von Emo. Sie wurden zum Glück auch gebührend begrüsst und gefeiert. Immer noch gut textsicher wurde viel mitgesungen bei "Walk Astray", "My Life in the Knifetrade", oder viel abgegangen bei "After the Eulogy". Feine Sache und wohl eines der Highlights des Festivals.
Wie voll das Festival dann war, konnte man bei Parkway Drive sehen. Die sind im Moment in ihrer Blütezeit und ihr Metalcore passt direkt ins Verlangen der wohl meisten der Anwesenden. "Carrion", "Deliver Me", "Sleepwalker", der Laden war voll und eng und es gingen fast alle ab. Ausser vielleicht einer der Gitarristen, der mit Gips am Beim auf der Bühne im Rollstuhl hin und her rollen musste.
Bei Flogging Molly ging es mehr um Spass und die gute Laune als um das Aggressive. Ihre irische Volksmusik im Punkstil mitsammt Flöte und Röcken konnte keiner ganz ignorieren und es wurde mehr getanzt als getreten und es blieb voll. The Gaslight Anthem kamen gleich danach, ruhiger, ihr Indie Stil bietet einen entspannten fast-Ausklang des Festivals, man konnte mit einem Bier in der Hand den Abend geniessen und sich nochmal auf Motörhead freuen.
Lemmy und seine Jungs von Motörhead haben schon so einiges wegesofffen und gefeiert in ihrem Leben, man konnte es ihnen ansehen. Und wer an dem Abend noch saufen konnte, hat bestimmt vorher nochmal die Bierbude angesteuert. Dann hiess es Haare schütteln, und ab ging es für nocheinmal eine Stunde, als imposanter und mächtiger Ausklang des Festivals um halb elf.
Wer danach noch wollte, es gab nochmals vier Bands als Nachsaufprogramm.
Im ganzen mal wieder ein Erfolg, das Festival macht immer ein bisschen etwas besser als beim letzten Jahr, Einlass ging schnell, Bier gab es schnell, aber auch den entsprechenden Müllberg dazwischen. Das System mit den zwei Bühnen klappt immer noch sehr gut, so dass der Zeitplan läuft und die Band ihre kurzen, meist 30 Minuten Programme auch ausnutzen können. Es wird immer voller, was vielleicht einige stören könnte, aber es gab ausgiebige Wellenbrecher vor den Bühnen, nicht immer ideal, um auf dem ganzen Gelände verteilt uneingeschränkt durch die Gegend rennen zu können, aber der Sicherheit wegen eine gute Sache. Es gab zum ersten mal eine Art Filmteam, welches ein paar Sachen auf eine LED Leinwand bringen konnte, nett, aber man merkt, wie auch an der Bandwahl der Headliner, die Zeiten des kleinen Münsteraner Hinterhoffestivals sind vorbei. Beschwert hat sich darüber bestimmt keiner, jeder sollte etwas für sich dabei gefunden haben, und das Ganze war, wie in den Jahren davor, eine gelungene Sache.
stephan meyer, 04.07.2011
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