Interview
Flogging Molly
"Dave wird sein Shirt anbehalten"
Am 7.März erscheint das neue Flogging Molly-Album Float. Im Vorfeld der VÖ hat uns Schlagzeuger George Schwindt über die anstehende Tour, das neue Album und die aktuellen Geschehnisse in der Musikindustrie Rede und Antwort gestanden. Gerade letzteres Thema ist für Schwindt besonders interessant, betreibt er doch selbst den Musikverlag 26F (Street Dogs, Gogol Bordello u.a.)...
BR: Ihr steht nun schon seit zehn Jahren gemeinsam auf der Bühne. Wie haben sich die Flogging Molly-Fans in der ersten Reihe verändert?
George: Sie scheinen im Vergleich zu unseren Anfangstagen jünger und intensiver geworden zu sein.
BR: Ihr kommt im Mai für ein paar Konzerte nach Deutschland. Werdet ihr in erster Linie die neuen Songs spielen?
George: Auf unserer aktuellen Green 17-Tour durch die USA und Kanada spielen wir etwa 5 bis 6 neue Songs pro Abend und werden vielleicht noch mehr hinzufügen wenn wir in Deutschland spielen. Also ja, ihr könnt euch auf neue Flogging Molly-Musik einstellen.
BR: Euer erstes Album habt ihr damals noch selbst veröffentlicht. Denkst du, dass die DIY-Kultur heute noch eine Chance hat?
George: Auf jeden Fall, wie soll man es denn großartig anders machen? Ich glaube, du brauchst die Einstellung, dass dein Label, dein Vertrieb, dein Management und so weiter zu deinem Team gehören und jeder ein wichtige Rolle spielt. Wenn du willst, dass deine Musik von mehr Leuten gehört wird und deine Band wachsen soll, musst du andere mit einbeziehen um die Verantwortung aufzuteilen und um zu verhindern, beim Versuch alles selbst zu machen vor Erschöpfung tot umzufallen.
BR: Die neuen Songs wirken sehr durchdacht. Was waren eure Einflüsse für diese Art des Songwriting?
George: Wir haben das Bearbeiten der Songs auf diesem Album besser hinbekommen als vorher. Wir gingen unter der Prämisse zu den Proben, dass etwas von den Songs weggenommen wird sobald es nichts zu ihnen beiträgt. Außerdem wollten wir uns diesmal wirklich darauf konzentrieren, unsere Song-Arrangements zu verbessern.
BR: Es gibt viele rein akustische Parts auf "Float". Habt ihr jemals über eine "Unplugged"-Show nachgedacht?
George: Es kommt nicht so häufig vor, aber wir haben über die Jahre viele Unplugged-Shows gespielt, für gewöhnlich in Plattenläden, Pubs und dergleichen.
BR: Das letzte Radiohead-Album konnte umsonst heruntergeladen werden, beim neuen Album von Pennywise wird es ähnlich laufen. Wird das nächste Flogging Molly Album ebenfalls umsonst sein?
George: Wenn du damit meinst, dass Flogging Molly das selbe Geschäftsmodell verwenden werden wie Radiohead bei ihrem letzten Release, lautet die Antwort nein. Das große Märchen ist, dass irgendetwas auf dieser Welt umsonst ist, wo doch in Wirklichkeit nichts umsonst ist. Studenten der Volkswirtschaftslehre bekommen bereits in ihrer ersten Vorlesung bis zum Überdruss eingedrillt, dass dieses Märchen nicht wahr ist. Der Ansatz von Radiohead für die Veröffentlichung von "In Rainbows" erfordert eine tiefer gehende Diskussion als sie hier möglich ist. Wichtiger ist: Die verschiedenen Unternehmen, die musikalische Inhalte als Teil ihrer Verfahrensweisen benötigen, nehmen denen, die Musik schreiben und spielen einen Teil ihres geistigen Eigentums weg. Diejenigen, die sich als Fan einer Band bezeichnen und dann ihre Musik stehlen, müssen verstehen, dass ein positiver, umgekehrter Zusammenhang besteht zwischen den fallenden Tonträger-Verkaufszahlen und dem Anstieg der Preise für Konzertkarten und Merchandise-Artikel. Der Versuch, heute ein Vollzeitmusiker zu werden oder zu bleiben bedeutet ein Leben mit den geringsten Mitteln, mit nur wenig oder komplett ohne Raum für Fehler. Vergiss nicht, dass Radiohead Platten verkauft haben, als sie noch von den meisten Leute gekauft wurden. Ich werde diese Antwort mit dem folgenden Gedanken zusammenfassen (andernfalls würde ich vermutlich niemals bis zur nächsten Frage kommen): Es gibt auf dieser Welt nur Produzenten und Konsumenten, und die Produzenten sind als Gruppe in Unterzahl die ultimativen Triebkräfte für alles, was die Menschheit in der Vergangenheit geschafft hat oder in der Zukunft erreichen wird, im positiven wie im negativen Sinne.
BR: Was denkst du über Online-Communities wie Myspace und ihren Einfluss auf die heutige Musikindustrie?
George: Myspace, Facebook, Bebo und andere schaffen eine Plattform, auf der das DIY-Modell weiter bestehen kann, was ich fantastisch finde. Aber jetzt, da diese alten, fetten, unglücklichen Filter von derartigen Instanzen ersetzt worden sind, scheint es als wären Entscheidungsmöglichkeiten in Sachen Musik überwältigend, aber eben auch verwirrend geworden. Und wie das Sprichwort sagt, kauft ein verwirrter Kunde eben gar nichts. Ein Indiz für diese Tatsache ist möglicherweise, dass das Geld, dass die Jugend von heute für Entertainment übrig hat eher in die Spieleindustrie als in die Musikindustrie fließt.
BR: Hast du irgendwelche Idole?
George: Ja, in unbestimmter Reihenfolge: Eleonore von Aquitanien, Attila der Hunne, Dschinghis Khan, Jeanne d'Arc, Odysseus und mein Vater George Schwindt senior.
BR: Was ist deine aktuelle Lieblingsband?
George: Im Moment sind "The Rolling Blackouts" aus Los Angeles meine Lieblingsrockband.
BR: Wo werden Flogging Molly in weiteren 10 Jahren stehen? Immer noch auf der Bühne wie Lemmy von Motörhead oder Iggy Pop?
George: Ich wünsche mir, dass wir immer noch auf der Bühne stehen und härter rocken als je zuvor. Ich glaube auch, dass das möglich ist. Obwohl ich - bei allem gebotenen Respekt für Iggy - darauf vertraue, dass Dave [King, Sänger bei FM] sein Shirt anbehält.
BR: Zum Schluss noch drei schnelle Entscheidungen. MP3 oder Vinyl?
George: Mp3 und Vinyl (zwei einzigartige Hörerlebnisse)
BR: Whiskey oder Bier?
George: Whiskey!
BR: Stones oder Stooges?
George: Stones.
BR: Danke für das Interview!
PS: BIZARRE-RADIO.DE und Side One Dummy präsentieren ein exklusives Webwheel zur VÖ von "Float"! Näheres findet ihr im Special...
Flogging Molly
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Benedikt Ernst, 28.02.2008
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