Special
Rock am Ring
Fulminanter Neustart mit kleinen Pannen
Tag 1
Rock am Ring ist umgezogen. Nur 30 Kilometer sind es vom Nürburgring zum Flugplatz Mendig. Für das Megafestival bedeutete der Umzug dennoch eine Zäsur. 29 Jahre lang war man auf der sagenumwobenen Rennstrecke am Nürburgring zu Hause, die man trotz organisatorischer Limitation wegen ihres Flairs innig liebte. Der Verlust von Tribüne und Co war demnach das beherrschende Gesprächsthema unter allen Ringrockern in den Monaten vor der Premiere in Mendig. Dennoch sind sie dieses Jahr wieder alle gekommen. Die Frauen im Hippie-Outfit, die Männer im Bananenkostüm, die Festival-Neulinge mit den großen Augen. Knapp 90.000 waren da, um ein Wochenende voll von Rock, Party und Festivalerlebnis zu feiern und mit Headlinern wie den Toten Hosen, The Prodigy, Slipknot und den Foo Fighters gehörigst abzurocken.
Bereits am Donnerstag waren mehr als 50.000 Leute angereist. Man hörte viel von zu wenig Raum zum Campen, zu wenigen Toiletten und Duschen und schlechten Wegen. Es waren die Kinderkrankheiten eines neuen Veranstaltungsortes für das Traditionsfestival, das bekanntermaßen im Clinch vom alten Veranstaltungsort scheiden musste und nun neue Erfahrungswerte sammeln muss. Über die Probleme vor Ort wusste natürlich auch Rock-am-Ring-Macher Marek Lieberberg bestens Bescheid, als er das Festival eröffnete, um Geduld warb und versprach die Mängel abzustellen. Die vor der Vulcano-Stage, der neuen Center-Stage, versammelten Fans waren nicht nur zahlreich, sondern dankten es der Veranstalterlegende aus Frankfurt mit frenetischem Jubel. Trotz der Pannen wissen sie, was sie am 69-Jährigen haben: Die Garantie für ein spektakuläres Wochenende.
Gleich zur Eröffnung ging es bei brütend warmen Wetter los mit einer der wohl stimmungsvollsten Livebands der Republik. Die Donots gaben sich die Ehre und stellten einen krachenden Aufmacher für das neue Kapitel in der Geschichte des Festivals dar. Circle-Pits, Mitklatschen und begeistertes Mitsingen. Es war als hätten alle Ringfans nur auf diesen Moment gewartet und feierten nun eine gigantische Party zu Songs a la „So Long“, „Wake The Dogs“ und „Stop The Clocks. Erster Eindruck: Coole Bands, ein wirklich guter Sound vor der Bühne und die saftig-grünen Hügel der Eifellandschaft ringsherum wirken angenehm vertraut. Derweil stehen die ersten Festivalgänger etwas erstaunt vorm Alterna-Tent, das noch zu hat. Statt Metal und Schatten müssen die Zuschauer noch bis zum Ende der Donots warten bis es endlich und unplanmäßig spät losgeht. Die gelungene Show von Bambus im Zelt entschädigt immerhin.
Den Wahnsinns-Gig der Donots auf der Hauptbühne konnten Yellowcard beim besten Willen (und der war da!) nicht toppen, doch mit ihrem sonnigen Pop-Punk passte die Band bestens zum Wetter und bereitete die Bühne für die Punklegenden von Bad Religion. Diese bewiesen nur zu gerne, dass sie alles andere als vom alten Eisen sind und markierten mit treibenden Hymnen wie „Punk Rock Song“ und „American Jesus“ einen weiteren Glanzpunkt.
Für Freunde deftiger Klänge folgte postwendend das nächste Highlight. A Day To Remember aus Florida feuerten ein gutturales Feuerwerk ab. Bei kaum einen blieben bei Songs wie „Downfall“ und „Panhandle“ die Nackenmuskeln unbewegt … vorausgesetzt natürlich man hatte sich nicht schon längst in einen der sechs Moshpits gestürtzt. Jeremy McKinnon, der Mann mit einem der am meisten bewunderten Bärte der Szene, ließ mit seiner Band keine Wünsche offen: Eine heftige Feuershow im Hintergrund, dicke Doublebass-Salven auf die Ohren und erstmals zog sogar so etwas wie Schatten und eine leichte Brise auf das Gelände ein. Die bereits gut durchgegarte Menge dankte es und skandierte „Wolke, Wolke“, ohne sich dabei vom Abgehen abhalten zu lassen.
Wem die Musik auf der Vulcano-Stage zu hart war und der gerade nicht mit Mittagessen in den Schatten des geräumigen Essensbereiches geflüchtet war, konnte währenddessen auf der anderen großen Bühne die hochgelobten Jamie T verfolgen. Das war durchaus chillig und streckenweise tanzbar, aber von einem markerschütternden Bass unterlegt, der nicht so recht zu den entspannten Tanzklängen der Indie-Formation passen wollte und es sehr leer vor der Crater-Stage werden ließ. Schade, denn mit besserem Sound hätte man sicherlich überzeugen können.
Besser machten es wenig später die Mighty Oaks, die wohl auch wegen ihres Hits „Back To You“ mehr Menschen anlockten und mit relaxten Folk-Liedern das perfekte Setting für den langsam einsetzenden Abend die vielen im Gras sitzenden Zuschauer ablieferten.
Zu lange konnte man es sich aber nicht gemütlich machen. Rise Against gaben sich nämlich auf der Vulcano-Stage die Ehre. Vor dem Auftritt schaute man nach einem heißen Tag bereits in viele geschlauchte Gesichter, die aber wie weggefegt waren, als Tim McIllrath und Co die Bühne betraten. Ein einmal mehr großer Gig. Der dreckigere, kernigere Livesound tut gerade den sonst arg lieblichen Songs wie „I Don‘t Wanna Be Here Anymore“ des neuen Albums enorm gut. Alte Klassiker wie „Prayer Of The Refugee“ fetzen ohnehin und sind eine sichere Bank für Tanzen und Pogen. So viele Hände wie bei „Make It Stop“ hatte man an diesen Tag noch nicht in der Luft gesehen. Begeisterung pur. Kurz vor Schluss luden die die Akustikperlen „Hero Of War“ und „People Live Here“ noch einmal kurz zum Verschnaufen ein, nur damit die Chicagoer kurze Zeit später alles mit „Dancing For Rain“ und „Drones“ zerlegen konnten, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ein kurzes „You’re beautiful“ und weg sind sie – eine der wenigen Band, der man diesen Spruch wirklich abnimmt.
Etwas schade ist es dann, dass viele Zuschauer vor der Hauptbühne verharren und auf die Toten Hosen warten. Nebenan legt Clueso nämlich ein wirklich stimmungsvolles Set ab. Man merkt: Da hat jemand Spaß an der Sache. Die Hosen selbst legen die erwartete Show hin: Viele Klassiker, viel Stadionatmosphäre und viele strahlende Augen der Fans. Gefühlsmäßiger Höhepunkt ist sicherlich, als Campino und Co den Song „Nur zu Besuch“ ihrem verstorbenen Manager widmen.
Wenig später wird das Wetter bei den Auftritten von Alt-Schockrocker Marilyn Manson und den Testosteron-Wundern von Body-Count feat. Ice-T schlechter. Die kraftvollen Shows trübt das nur minimal.
Tag 2
Eine heftige Gewitterfront sorgte dann aber dafür, dass der Gig von Fritz Kalkbrenner abgebrochen werden muss. Ein etwas trauriges Ende für einen wirklich gelungen Abend mit sehr vielen guten Auftritten, absolutem Sommergefühl und einer gelösten Stimmung auf dem Gelände, der nicht einmal die kleineren Pannen im Zeitablauf etwas anhaben können. Dem gelungenen Tag folgt in der Nacht allerdings pure Ernüchterung. Das zweite, viel stärkere Gewitter wütet über das Festival hinweg. Zelte werden geflutet, Pavillons reihenweise vom Wind zerstört und ein Blitz schlägt ein, der 33 Menschen so stark verletzt, dass sie ins Krankenhaus müssen. Bis tief in die Nacht wütete der Sturm, das große Chaos bleibt glücklicherweise aber aus. Am nächsten Tag kann der Großteil der Festivalbesucher aus den Zelten krabbeln und findet erstaunlich schnell ein wieder hergerichtetes Gelände vor.
Als es dann kurz nach 14 Uhr wieder losgeht, sind die letzten Pfützen getrocknet und Tag 2 steht nichts mehr im Weg. Marek Lieberberg wendet sich noch einmal an alle Besucher, denn man hat die ganze Nacht Krisenmanagement betrieben und sogar einige Punkte wie die Toilettensituation verbessern können. Erstes Highlight des Tages dann sind bald Royal Republic, die der Menge mit Tanzrock einheizen. Dank Songs wie „Underwear“ und „Addictive“ bleibt kein Fuß still. Die Leute nehmen es dankend an. Kleiner Spaß von Sänger Adam Grahn, als noch zehn Minuten übrig sind: „In zehn Minuten spielen wir ein ganzes Album“. Man kommt nicht umhin das zu glauben. Auf der Crater-Stage, die man an diesem Tag mit Künstlern von Zugezogen Maskulin bis K.I.Z., die ein martialische Show hinlegten und ohne Frage noch immer die fieseste Stimme im Geschäft sind, und Deichkind auch ohne Frage als Hip Hop Stage bezeichnen könnte, setzen Feine Sahne Fischfilet ein Ausrufezeichen. Sie drehen die Partymusik auf. Sommermusik vom Feinsten, während die Luft voller Konfetti ist und kühles Bier gegen die zwar gnädigere, aber immer noch heiße Sonne hilft. Ein kurzer Stopp im Alterna-Zelt hilft weiter beim Abkühlen, während man den Kopf gut zu den brachialen Metal-Gewittern von Code Orange nicken kann. Bei tiefen Growls bleibt keine Auge trocken.
Verschnaufen ist aber nicht angesagt, denn wenig später geht es wieder rüber zur Crater, wo Bilderbuch Frauenherzen höherschlagen lassen und der Menge mit indigenen Klängen einheizen. Damit ist die Bühne für Kraftklub nebenan gemacht. Die Band lässt es richtig voll vor der Vulcano-Bühne werden. Riesige Fäuste, das Markenzeichen der Band stehen an den Seiten und versprechen einen großen Auftritt. Die Band war zwar erst drei Mal am Ring, doch es fühlt sich an, als ob die Truppe bereits zum Inventar gehört. 2010 spielte man noch auf dem Zeltplatz, jetzt genießen die Jungs die Abendsonne auf der Hauptbühne. Auf Inszenierung versteht man sich. Das Band-Logo wird erst zur Mitte des Auftritts zu dramatischen Klängen gelüftet, bei „Kein Liebeslied“ zündet man ein trotz des ruhigen Grundton des Liedes einfach mal ein riesiges Feuerwerk, bei „Meine Gang“ fährt man mit einer Mini-Bühne in die Mitte der Massen, nur um dann ein Crowdsurfing-Wettrennen zurück auf die Bühne zu veranstalten. Zwischendurch rieselt es einen gewaltigen Konfetti-Regen, ein Bengalo wird bei „Karl-Marx-Stadt“ abgefackelt und das Spiel zwischen Sänger Felix Brummer und den Fans, die „Ausziehen“ rufen, ist sowieso legendär.
Bei so viel Spektakel ist es trotzdem auch keine Frage, dass Kraftklub einfach ein Song-Rezept gefunden haben, das genial auf Festivals funktioniert. Die Bandbreite mag begrenzt sein, aber der Sound der Band macht einfach Spaß unter freiem Himmel, während Killersongs wie „Ich will nicht nach Berlin“ und „Songs für Liam“ ihr Übriges tun. Ergebnis: Vor dem ersten Wellenbrecher sieht man teilweise nur noch eine Masse aus pogenden Menschen. Wow!
Tanzen, Tanzen, Tanzen hieß es dann bei The Prodigy. Die legendären Briten verwandeln die Hauptbühne in einen einzigen Dancefloor. Alle „Party People“ gehen zu Songs wie „Smack My Bitch Up“, „Omen“ und „Firestarter“ ohne Hemmungen ab und werden von Keith Flint und Maxim Reality immer weiter zu Höchstleistungen gepeitscht. Vielleicht war es nicht der beste Auftritt der Formation, doch Wünsche in puncto Stimmung, Extase und Energie blieben trotzdem kaum offen.
Zum Ausklang des Abends ging es dann weiter mit Rock-Mash-Up à la Hollywood Undead und Enter Shikari, um wenig später glücklich ins Zelt zu fallen.
Tag 3
Wer sagt eigentlich, dass es bei Rock am Ring immer schlechtes Wetter geben muss? Mal abgesehen von dem Unwetter der ersten Nacht ließ es sich der Wettergott nicht nehmen anständig mitzufeiern und schenkte den Festivalbesuchern auch an Tag 3 wieder ein bombastisches Wetter. Quasi in Absprache mit den hitzigen Temperaturen zeigte sich am letzten Tag des Festivals auch die Stimmung noch einmal von ihrer besten Seite. Angesteckt von so viel Energie fegten dann auch die Bostoner Jungs von Godsmack wie ein Rockwirbelwind über die Crater Stage – für viele der Anwesenden allerdings viel zu kurz. Aber erst einmal eingegroovt, konnte man seine geballte Energie gut für den nun folgenden Act einsetzen. Jacoby Shaddix und seine Mannen von Papa Roach waren da eine willkommene Möglichkeit dazu. Gewohnt routiniert übernahm Frontman Jacoby das Zepter auf der Bühne und rockte zusammen mit den Zuschauern das Infield. Ja richtig, kaum war die Hälfte der Show rum, schwang sich Jacoby samt Mikro in die Menge und feierte dort gemeinsam mit seinen Fans ab. Der totale „Wow-Faktor“ für viele der Anwesenden. Trotz der doch recht großen Menschenmenge vor der Bühne zeigte sich der Papa Roach Frontmann keineswegs menschenscheu, was ihm das Publikum mit frenetischer, gesanglicher Unterstützung bei Tracks wie „Murder“, „Scars“ oder „Last Resort“ dankten. Der eigentlich parallel dazu auf der Volcano Stage gelistete Frank Turner hatte leider kurz vor Rock am Ring 2015 abgesagt, so daß es dort zu gestreckten Umbauphasen kam.
Aber auch dort wurde man für die Wartezeit mit dem Gig von Bastille belohnt. Zugegeben, das Set war für eingefleischte Rockfans wohl weniger mitreißend, dennoch konnte man sich dort eine, durch die Temperaturen jetzt schon benötigte Verschnaufpause abholen und wenigstens am Ende bei „Pompeii“ ein wenig mitgrooven. Wem es dann doch nach härteren Beats war, der suchte sich schnell einen Platz vor der nur wenige Meter entfernten Crater Stage. Dort standen Lamb Of God auf dem Programm, die dem Publikum mit einer vollen Dröhnung gutem, amerikanischen Metal den ultimativen Arschkick verpassten. Wer bis dato noch nicht wach war, wurde hier auf perfekte Art und Weise aufgeweckt.
Nachdem Lamb Of God ihre letzten Takte ausklingen ließen wurde es verflixt kompliziert für viele der Rock am Ring Besucher. Die Qual der Wahl stand an: jetzt schon einen Platz vor der Volcano Stage für die Berliner Kombo Beatsteaks sichern, oder sich doch lieber an der Crater Stage derbe mit Parkway Drive und In Flames zu melodisch durchgestylten Ami- bzw. Schwedenmetal auspowern? Auch wenn man es sonst für eher störend und wenig angenehm empfunden hat, dass man in der Flucht zwischen den beiden Bühnen dual beschallt wurde, war dies für viele Besucher eine gelungene Möglichkeit zwischen eben beiden immer mal wieder hin und her zu springen. So sicherte man sich die Chance seine Lieblingstracks doch irgendwie live mitzuerleben. Sowohl die Beatsteaks, als auch In Flames donnerten einen Hit nach dem anderen raus und sorgten damit in den Gesichtern aller im Infield befindlichen Beteiligten für strahlende Gesichter.
Wer sich vorab für einen Platz vor der Volcane Stage und dem Beatsteaks-Gig entschieden hatte, der tat dies nicht ohne Grund. Im Anschluss stand einer der Headliner des diesjährigen Festivals auf der Bühne: Dave Grohl und die Foo Fighters. Verteilten sich bis dahin alle 90.000 Besucher recht entspannt auf die beiden großen Open-Air-Bühnen, das Alternatent und das Club Tent, so schienen sich mit einem mal alle nur noch auf einen Fleck zu konzentrieren, was zur Folge hatte, dass man kaum noch von einer Seite des Geländes zur anderen kam. Okay, Dave Grohl polarisiert, und das nicht erst seit seiner Zeit bei Nirvana. Klar, dass man sich den Auftritt also nicht entgehen lassen wollte, kennt man doch einfach Songs wie „Monkeywrench“, „Learn To Fly“, „Big Me“, „My Hero“, „All My Life“ und „Best Of You“ in- und auswendig. Und als ob die Foo Fighters dies wußten, standen auch alle Tracks auf der Setlist ihrer Show. Allerdings mit einem kleinen Haken, denn die Musiker packten alle ihre Hits in leicht veränderte musikalische Gewänder, was es dem Publikum hier und da tatsächlich schwer zu machen schien diese zu erkennen. Irgendwie schade, denn eigentlich sollten die Foo Fighters mit Leichtigkeit die Massen mitreißen können. Aber so richtig schien der Funke an diesem Abend nicht überzuspringen zu wollen.
Genau während der Foo Fighters Show musste Lemmy Kilminster schon fast wahre Wunder vollbringen, damit sich die Festivalbesucher doch noch zu dem Konzert seiner Band Motörhead aufmachten. Dabei geht es kaum kultiger, denn für jeden guten Metalfan gilt: Motörhead MUSS man gesehen haben. Und die Chancen dazu sind wahrlich nicht mehr so reich gesät wie noch für ein paar Jahren. Für diejenigen, die bisher noch nicht in den Genuss der britischen Metaller kamen und an diesem Sonntag die erste Show erlebten, mag der Auftritt nicht nur kultig, sondern ganz sicher auch ein wenig andersartig gewesen sein. Lemmy pöbelte nämlich wie immer in seiner liebenswerten und durchaus amüsanten Art das Publikum an. Alteingesessene Fans nehmen diese Einlagen mit Humor und erfreuen sich gar über jegliche Verbalattacke ihres Idols, hatte dieser doch vor ein paar Jahren so ernsthafte gesundheitliche Probleme, dass das Fortbestehen von Motörhead auf der Kippe stand. Nicht so heute, denn es wurde kollektiv zu „Dr. Rock“, „Metropolis“, „Lost Woman Blues“ und dem Klassiker „Ace Of Spades“ abgerockt – Moshpit inklusive.
Nach dem Auftritt zeigte sich nun, dass man mit der Wahl des Konzerts und damit der Location auf dem Festivalgelände doch alles richtig machen konnte, denn während die Foo Fighters noch spielten, baute man auf der Crater Stage bereits für den abschließenden Act dieses Jahres auf. Slipknot aus Des Moines, USA sollten als DER Headliner des Events ebendieses abschließen. Wer sich also jetzt schon seinen Platz vor der Bühne erkämpft hatte, der konnte sicher sein, dass er das Metal-Spektakel der US-Metal-Band hautnah miterleben konnte. Für viele Fans war dies ohnehin ein denkwürdiger Tag, sahen viele Slipknot das erste Mal ohne den früheren Drummer Joey Jordison und den tragisch verstorbenen Paul Gray. Fulminant, bombastisch, erlebnisreich – das sind wohl am ehesten die Wörter, die man im Anschluss an den Auftritt von Slipknot in den Mund nehmen konnte. Corey Taylor und Co ließen am heutigen letzten Rock am Ring Tag eine wahrlich phänomenale Show vom Stapel, die keinen Fan unberührt ließ. Und selbst Corey Taylor, der mittlerweile zum Stammgast des Festivals gehört, schien die Stimmung des Publikums so mitzureißen, dass er sogar auf Deutsch mit den Anwesenden kommunizierte. Und das darf man wahrlich als epischen Moment beschreiben, gilt der Frontmann sonst nicht unbedingt als das Kommunikationswunder sobald er mit Maske und pseudo-bösem-Image die Bühne betritt. Allerdings zeigten sich die anwesenden Rock am Ring Gänger auch wirklich von einer bretthart abfeiernden Seite: Moshpit, Circle Pit und Headbangen soweit das Auge sehen konnte. Und Songs wie „The Devil And I“, „Vermilion“, „Before I Forget“ und „Duality“ wurden nach Leibeskräften stimmlich unterstützt, so daß man hier und da tatsächlich mit Gänsehaut im Publikum stand.
Kurz nach 1:30 Uhr war es dann auch schon wieder Geschichte: Rock am Ring 2015. Schade, denn bei dem doch eigentlich bombastischen Wetter und der tollen, weitläufigen und vor allem übersichtlichen Location (ein Manko, dass der Nürburgring immer bot) wollte irgendwie niemand heim. Hätte es einen vierten Tag gegeben, so wäre dieser ganz sicher dankbar von allen angenommen worden.
Fazit
Rechtstreitigkeiten, eine neue Location, eine geänderte Organisation, neue Abläufe und ein geänderter Aufbau machten es in diesem Jahr Veranstalter Marek Lieberberg sichtlich schwer ein kultiges und vor allem seinem bisherigen makellosen Ruf nachkommendes Festival auf die Beine zu stellen. Und dennoch ist die Feuertaufe in Mendig bis auf ein paar Kleinigkeiten wirklich geglückt. Mit einer Mischung aus Metal, Rock, Pop und Elektro verzauberte der Veranstalter dieses Jahr rund 90.000 Besucher, die bereits weit vor Festivalbeginn für ausverkauftes Haus sorgten. Und dennoch mussten eben diese durch die veränderte Location zu Beginn ein wenig leiden. So haperte es an den beiden Anreisetagen Mittwoch und Donnerstag an diversen Stellen. Neben langen Wartezeiten an der Bändchenausgabe und kaum passierbaren Wegen zum Zeltplatz, mussten sich die zum Teil weit angereisten Festivalbesucher auch noch mit einer gewissen Form von Platznot herumschlagen. 5 Quadratmeter Lebensraum stand jedem Besucher zu – kaum umsetzbar wenn man bedenkt, dass heutzutage zu jedem Zeltplatz auch Pavillons gehören. Hier muss man allerdings hervorheben, dass sich der Veranstalter innerhalb kürzester Zeit eine Lösung für die Problematik einfallen ließ, so daß mit Hilfe der lokalen Bauern weitere 30 Hektar Zeltfläche entstehen konnten. Und auch das aufziehende Unwetter mit seinen Verletzten ließ das Veranstalterteam über sich hinauswachsen. Jedes noch so kleine Problemchen verschwand binnen kürzester Zeit, Unstimmigkeiten im Ablauf wurden notiert und werden ganz sicher bis 2016 abgestellt werden. Soviel Engagement erlebt man selten auf einem Event dieser Größe. Von daher ein großes Lob an Marek Lieberberg und sein Team für ihre Arbeit, denn auch trotz aller Ring Erfahrung bedeutet eine neue Location wieder neue Modalitäten und neue Lösungsansätze. Ganz klar, dass sich der Ablauf hier erst einspielen muss.
Und dass das Event ein Erfolg war, zeigten auch die Feedbacks der Besucher, die sich durchweg positiv über das „neue“ Rock am Ring äußerten. Sämtliche Bedenken, die im Vorfeld geäußert wurden, schienen von jetzt auf gleich wie weggeblasen zu sein. Und wer weiß was die kommenden Jahre so mit sich bringen werden. Seit 2015 ist Rock am Ring ganz sicher auf dem Weg dazu sich bei den großen Rockfestivals rund um den Globus einzureihen. Das Publikum brachte es jedenfalls während des Auftritts von Kraftklub auf den Punkt. Klar trauern viele dem Nürburgring nach, aber noch viel mehr freuen sich alle auf die nächste Ausgabe von Rock am Ring 2016 in Mendig. Und wie heißt es so schön? Wenn es nicht rockt ist es für’n Arsch. Und Rock am Ring du hast Mendig verdammt nochmal ganz schön hart gerockt. Auf ein Wiedersehn im kommenden Jahr.
Kitty N., 14.06.2015
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