Cd-Besprechung
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Als Gerüchte von einer gemeinsamen Tour der großen Vier der Bay Area-Szene – Metallica, Anthrax, Megadeth und Slayer – die Runde machten, hat wohl kaum einer wirklich an die Realisierung dieser Pläne glauben können. Viel zu absurd war alleine die Vorstellung, dass Megadeth-Sänger Dave Mustaine zusammen mit Metallicas James Hetfield und Lars Ulrich zusammen durch die Gegend tingelt, ohne dass es dabei zum großen Knall kommt. Doch dieses Mal entsprachen die Meldungen der Wahrheit, was für viele Fans wohl der Erfüllung eines langgehegten Traumes gleichkam, auch wenn der Tourtross Deutschland außen vor ließ. Da man das Eisen schmieden soll, solange es noch heiß ist, kommt gerade mal vier Monate mit „The Big 4 - Live From Sonisphere Festival, Sofia, Bulgaria, 22.06.2010“ die multimediale Nachlese auf dem Markt, die wahlweise als Doppel-DVD oder als Doppel-DVD + 5-CD erhältlich ist.
Wenn eine Band im Augenblick polarisiert, dann ist das wohl Anthrax. Nicht wegen einer ausgefallenen Bühnenshow oder provokanten Aussagen, sondern vielmehr wegen des endlosen Hickhacks um die Position hinter dem Mikro. Auf dem Sonishphere Festival hat man bekanntermaßen mal wieder die Dienste von Ur-Sänger Joey Belladonna zurückgegriffen. Dementsprechend präsentiert die Band fast ausschließlich Material der ersten fünf Alben, lediglich „Only“ stammt aus der John Bush-Ära. Auch wenn ich persönlich John Bush für den deutlich besseren Sänger halte, muss ich doch zugeben, dass die Hits der Frühphase zeitlose Klassiker sind, die auch heutzutage noch immer bestens funktionieren. Gemessen an den Reaktionen des Publikums scheinen die Festivalbesucher da ähnlicher Ansicht zu sein. Joey liefert eine gute Leistung ab; lediglich „Only“ bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Zudem spielt die Band im Gedenken an den seinerzeit relativ frisch verstorbenen Ronnie James Dio noch den Black Sabbath-Evergreen „Heaven And Hell“ an. Nach knapp über einer Stunde ist dann auch schon Schluss und Megadeth sind an der Reihe.
Deren Auftritt steht zunächst unter keinem guten Stern, schüttet es doch wie aus Kübeln. Doch Megadeth lassen sich davon nicht beirren und starten ihren Set mit dem „Rust In Peace“-Doppelschlag „Holy Wars… The Punishment Due“ und „Hangar 18“. Das Publikum lässt sich vom schlechten Wetter nicht beirren und geht von Beginn an steil, was insbesondere bei „A Tout Le Monde“ deutlich wird, das aus tausenden Kehlen mitgesungen wird. In Anbetracht der realtiv kurzen, rund 60-minütigen Spielzeit greifen Dave Mustaine und seine Mannen ebenfalls überwiegend auf das Material der früheren Alben zurück, wenngleich mit „Head Crusher“ auch ein Track des aktuellen „Endgame“-Albums gespielt wird. Unverständlich nur, dass sämtliche Ansagen dem Schnitt zum Opfer fielen oder sollte Megadave an diesem Tag hierauf komplett verzichtet haben? Das Bild ist – wie im Übrigen bei allen Bands – zwar grundsätzlich in Ordnung, allerdings standen einige der Kameras offensichtlich mit im Regen, so dass die Bilder teilweise von Wassertropfen verunziert werden. Nicht gerade schön, hält sich aber in Grenzen.
Im Gegensatz zu den bisherigen Bands machen Slayer keinesfalls auf Retro, sondern ballern den Zuschauern auch viel aktuelles Material vom aktuellen „World Painted Blood“-Album vor dem Latz. Aber auch hier sind natürlich die alten Klassiker die Publikumslieblinge, was insbesondere beim abschließenden „Raining Blood“ deutlich wird, bei dem die komplette Meute vor der Bühne wogt und tobt. Aus dem Rahmen fällt vor allem Sänge Tom Araya, der mittlerweile nicht nur optisch deutlich gealtert ist, sondern auch angeschlagen wirkt und einen extrem kleinen Aktionsradius hat. Scheinbar sind die Rückenprobleme noch immer nicht vollumfänglich überwunden. Dazu passt die gesangliche Leistung, bei der Araya z.B. auch auf den markerschütternden Urschrei am Anfang von „Angel Of Death“ verzichtet.
Zu Metallica gibt es einfach nur eines zu sagen: ganz großes Kino! Auch wenn die Herren in meinen Augen schon seit knapp zwanzig Jahren kein überragendes Album mehr herausgebracht haben, live wissen sie immer noch zu überzeugen. Nach dem obligatorischen „The Ecstasy Of Gold“-Intro geht das Quintett mit einem sehr schnell gespielten „Creeping Death“ und „For Whom The Bell Tolls“ in die Vollen. Da es mittlerweile auch dunkel geworden ist, kommt auch die Lightshow gut zur Geltung. Zudem haben die Jungs noch Tonnen von Pyros und Feuerwerk-Material im Gepäck, die vor allem zum Anfang von „One“ großzügig eingesetzt werden. Den unbestrittenen Höhepunkt der Show stellt jedoch die Jamsession zum Diamond Head-Klassiker „Am I Evil?“ dar, bei der sämtliche Bandmitglieder der „Big 4“ zusammen auf der Bühne stehen. Man, ich hätte nie gedacht, dass ich Lars Ulrich, James Hetfield und Dave Mustaine noch mal zusammen auf einer Bühne zu sehen bekomme und dann umarmen die sich sogar noch!
Alles in allem ist es gar keine Frage, dass dieses Livedokument ins Haus jedes Metalheads gehört, der auch nur ein bisschen was auf sich hält. Ganz klares Votum: Kaufen!
13 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 21.10.2010
TRACKLIST
DVD 1
Anthrax
1. Caught In A Mosh
2. Got The Time
3. Madhouse (***)
4. Be All, Be End
5. Antisocial (***)
6. Indians / Heaven And Hell
7. Medusa
8. Only
9. Metal Thrashing Mad
10. I Am The Law
Megadeth
1. Holy Wars… The Punishment Due
2. Hangar 18
3. Wake Up Dead
4. Head Crusher
5. In My Darkest Hour (***)
6. Skin O’ My Teeth
7. A Tout Le Monde (***)
8. Hooks In Mouth
9. Trust
10. Sweating Bullets
11. Symphony Of Destruction (***)
12. Peace Sells / Holy Wars Reprise
Slayer
1. World Painted Blood
2. Jihad
3. War Ensemble
4. Hate Worldwide
5. Seasons In The Abyss
6. Angel Of Death (***)
7. Beauty Through Order
8. Disciple
9. Mandatory Suicide
10. Chemical Warfare
11. South Of Heaven (***)
12. Raining Blood (***)
DVD 2
Metallica
1. Creeping Death
2. For Whom The Bell Tolls
3. Fuel
4. Harvester Of Soorow
5. Fade To Black
6. That Was Just Your Life
7. Cyanide
8. Sad But True
9. Welcome Home (Sanitarium)
10. All Nightmare Long
11. One (***)
12. Master Of Puppets (***)
13. Blackened
14. Nothing Else Matters
15. Enter Sandman
16. Am I Evil? (***)
17. Hit The Lights
18. Seek & Destroy
Behind The Scenes-Documentary
[ *** Anspieltipps ]
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