Interview
Placebo
Placebo-Interview in Offenbach
Nach dem Albumrelease ihres neuen Albums "Sleeping With Ghosts" im März sind "Placebo" nun auf Europatour. Bizarre-Radio hatte die einmalige Chance Brian, Stefan und Steve vor dem Konzert in Offenbach zu treffen und auszufragen.
BR:Wie war die Tour bis jetzt?
P:Es war an sich super bis jetzt.
Es war wirklich gut. Es ist die beste Europatour, die wir bis jetzt gemacht haben. Ein tolles Publikum, ausverkaufte Shows und die Band spielt so gut wie noch nie. Wir sind sehr überrascht von der Akzeptanz die wir erfahren, überall wo wir bis jetzt waren. Wir waren bis jetzt in der UK, Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und jetzt in Deutschland. In jedem Land war die Aufnahme "fomidable".
BR: Werdet ihr auch in die USA gehen und spielt ihr dort in großen HAllen, wie hier oder eher in Clubs?
P:Wir werden im Juli dort sein. Wir werden eher in kleineren Clubs spielen. Mit Platz für ca. 1000-2000 Menschen.
BR: Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Zuschauern der europäischen Länder?
P:Je mehr es in Richtung Süden geht, desto mehr wird es "latin". Es wird verrückter. Sie mögen es zu tanzen.
Im Norden "rocken" die Leute eher. Im Süden wird geswingt.
BR: Warum habt ihr euch den Namen "Placebo" gegeben und von dem früheren Namen "Ashtray" abgesehen?
P:Stefan und ich nannten uns nur kurz "Ashtray", nach dem Song von "Captain Beefheart", aber um ehrlich zu sein, der wirkliche Grund einen Namen zu wählen ist, weil er gut klingt. Man muss sich vorstellen können, dass ihn 40000 Menschen gleichzeitig rufen. Dann funktioniert es. Wir haben nie wirklich die Bedeutung des Namens "Placebo"(Beruhigungsmittel) berücksichtigt, bis die Leute anfingen danach zu fragen. Dann muss man sich etwas ausdenken, wie die trügerische Qualität des Namens, eine psychologische Sache...
Die Leute wollen diese Geschichten hören...
BR: Habt ihr noch Kontakt zu eurem alten Drummer Robert Schultzenberg?
P: Ich glaube stefan hatte, aber er scheint verschwunden. Es ist ein geschlossenes Kapitel in der Geschichte von Placebo.
Als Steve zur Band kam, da war das wie eine Wiedergeburt. Wir wurden schließlich zu einer Band, einer Einheit, einer kleinen Gang, es wurde zu einer Art von Familie und so sollte es immer sein.
In einer Band zu sein mit Leuten, die man nicht mag, nur für das Geld, ist wie ein Job,dann wäre es keine Frage den Job zu wechseln, wegen dem Geld und der Härte des Jobs.
BR: Kann "Placebo" eure Familie zu Hause ersetzen oder zumindest Hilfe geben?
P: Ja, es ist wie eine Ehe. Es ist wie eine Mafia. Touren ist anstrengend und manchmal kann man wegen der Infrastruktur usw. nichts unternehmen, dann muss man mit Leuten sprechen können, über gute Sachen... aber es ist auch eine glückliche Sache, denn es ist viel Liebe im Haus.."Baby"
BR: Vermisst ihr eure Freunde und Verwandte sehr?
P:Natürlich! Wir sind Menschen, keine Maschinen oder Rockroboter, wir haben die gleichen Gefühle, wie jeder auf der Welt und vermissen natürlich die Menschen, die uns wichtig sind.
BR: Kommen sie manchmal mit euch oder besuchen euch während der Tour?
P:Ja, man bekommt Besuch. Stevens Tochter ist mit uns auf Tour, was immer sehr lustig ist. Sie ist 8 und kam zu uns in Stockholm.
BR: Ist es schwer als Vater mit dem Stress der Tour drum herum?
P: Ja, aber wir sprechen häufig am Telefon. Danke Gott, für Technologie.
BR: Gibt es etwas, was ihr wirklich hasst, wenn ihr auf Tour seid?
P: Das Leben im Container. Es ist schrecklich. In den Bussen mit denen wir unterwegs sind, kann ich nicht stehen.(Stefan) Nach 4 Wochen in den Bussen wird man echt überdrüssig. Es sind kleine Dinge, wie diese. Manchmal geben sich die Leute keine Mühe, wenn sie z.B. die Backstagearea machen, dieser Bereich ist aber der komfortabelste während der Tour. Menschen haben generell eine zauberhafte Idee vom Backstage Bereich, aber es kann auch sehr ungemütlich sein. Räume ohne Fenster oder alles in weiß, Duschen mit kaltem Wasser, manchmal fühlt man sich wie im Gefängnis und du musst raus. Es ist ein Gefühl von Einschränkung...
BR: Seid ihr lieber auf Tour oder im Studio?
P: Es ist ein Kreis, wenn du auf Tour bist, möchtest du ins Studio und wenn du im Studio bist, willst du auf Tour gehen. Wenn man ein Album fertig hat, dann möchte man aber auch gleich ein neues machen....
BR: Schreibt ihr auch während der Tour?
P: Ja, es ist wichtig kreativ zu sein, wenn du auf Tour bist. Sonst fühlt man sich wie ein "performing monkey" und es wird mechanisch. Es ist gut deinen Kopf zu füttern...
BR: Was denkt ihr über den Rummel, der um eure Person gemacht wird und über Groupies?
P: Wir denken nicht über Groupies nach. Wenn Menschen aufhören, dich wie einen gewöhnlichen Menschen zu behandeln und Anspruch auf dich erheben nach der show, dann kann es ganz schön nerven. Du denkst du hast so viel von dir gegeben für 1 1/2 stunden, jetzt hats du deine private Zeit und die Zeit zum Relaxen. Wir tun unser bestes so viele Autogramme zu geben, wie wir können nach einer Show und Ähnliches...
Es ist wahr, dass dich Menschen anders behandeln. Wenn wir in den Spiegel schauen, dann sehen wir nicht die Person, die andere sehen. es ist schwer sich nicht geehrt zu fühlen. Ich denke viele Menschen lieben es, wenn es dein Weg ist, dann ist es gut, wenn du das wirklich brauchst.
Vieles von dem was wir tun und Charkteranalysen ist bekannt geworden. Wir sind über die Jahre hinweg immer mehr Privatmenschen geworden. Manchmal verstehen Menschen nicht, dass du deinen Freiraum brachst. Man gibt manchmal so viel, aber einige können es nicht lassen, dann wird man eben ärgerlich und heftig...(Gelächter)
Wir denken gerade an die interessanteste Fan-Erfahrung, die wir hatten. Ich glaube Steve hat einen Fan in einen Brunnen geworfen. Steve: Ich sagte, "bleib mir fern, komm nicht näher." Un da war der Brunnen. Es ist einfach... (Sie machen Witze, wie man einen Fan aufhalten kann...)
BR: Welche Bands und Künstler haben euch inspiriert?
P: Hunderte, Tausende, Millionen... Die Liste ist einfach zu lang. aber nicht nur Rockbands. wir hören auch mal Hip Hop oder Elektonik. Wenn du in einer Gitarrenband bist, dann willst du nicht immer nur Gitarrenmusik hören. Und das ist gut, es nährt dich, es nährt, was du tust. Wenn du nur Garage-Rock hörst, dann wirst du auch nur Garage-Rock machen.
BR: Hört ihr manchmal eure eigene Musik?
P: Nein, es ist lange Zeit her. Es ist wie wenn du dein eigenes Sperma trinkst.
BR: Was war das letzte Album, das ihr euch gekauft habt?
Steve: Elbow, das erste Album
Stefan: Remix von Queens Of The Stoneage
Brian: Ska-Sampler mit Jamaikanischer Musik
BR: Warum habt ihr euch für den Produzenten Jim Abiss entschieden?
P: Wie bekamen einen Anruf. "Hi Brian, you wanna work with the guy, who produced DJ Shadow?" Und ich sagte ja. Es war wichtig für uns mit jemandem Zusammenzuarbeiten, der kreativ ist und starke Ideen hat und in der Elektronik-Kultur aufgeht. wir wollten einen zeitgenössischen Sound haben und versuchen under Bestes eine moderne Rockband zu sein. Wir versuchen in die Zukunft zu blicken. die Zukunft der Musik liegt in der "fusion of genres". Wir wussten, eine Zusammenarbeit mit Jim Abiss, der DJ Shadow ,Massiv Attack, Sniker Pimps und Björk produziert hat, schafft eine neue Gattung des Rock.
BR: Denkt ihr dieses Album ist das Beste, das ihr jemals gemacht habt?
P: Ja, das letzte muss immer das beste sein. Sonst hat es keinen Sinn mehr weiter Alben zu machen.
BR: Habt ihr einen Lieblingssong auf dem Album?
P: Das ist, wie wenn man jemanden nach seinem Lieblingsfinger fragt.
BR: In dem Song "Special Needs" gibt es eine Pause und ein ganz anderer Song fängt an, warum?
P: Normalerweise gibt es am Ende unserer CDs einen versteckten Song, diesmal ist er im Album selbst.
BR: Welche Songs, außer "Bitter End" und "This Picture" werdet ihr veröffentlichen?
P: Wir haben gerade darüber gesprochen. Es gibt viele Optionen, weil viele starke Songs auf dem Album sind. wir sind noch in dem Prozess. Aber wir haben die letzte Entscheidung. Manchmal werden verschiedene Songs ausgewählt für die verschiedenen Länder. Es diesmal sehr schwierig. es war aber offensichtlich, dass wir "This Picture" als nächstes veröffentlichen. es ist meistens eine sehr offene Disskussion und jeder kann seine Meinung kund geben.
BR: Schreibt nur Brian die Lyrics?
P: Ja, aber wenn ich eine Blockade hat, dann gehe ich zu steven und stefan und frage, ob sie mir helfen können. aber den Großteil schreibe ich.
BR: Was ist kommt zuerst...
P: Zuerst die Musik, dann die Lyrics.
BR: Hast du manchmal Melodien oder Musik im Kopf, aber du kannst sie nicht umsetzten?
P: Oh, sicher, ja. manchmal kommt es vor, dass es nicht klappt, aber dann hebe ich es auf und versuche es später in einem anderen zusammenhang noch einmal.
BR: Gibt es Grenzen im Spielen eurer Instrumente?
P: Wir spielen so viele Instrumente, aber eigentlich gibt es keine Grenzen. Man probiert es aus und improvisiert. Das ist alles sehr offen. Dann probiert man es eben mal an einem anderen Instrument.
BR: Gibt es derzeit wieder Angebote in Filmen mitzuspielen?
P: Nein, zur Zeit nicht. Aber ich denke, dass es sehr interessant wäre, mal für einen Film ein Drehbuch zu schreiben.
BR: Was habt ihr gelernt oder als was habt ihr gearbeitet, vor Placebo?
Brian: Ich hatte nie einen Job.
Stefan: Verstehe ich leider nicht so genau. Er hat irgendwas im Sommer gemacht.
Steve: Irgendwie alles. Arbeit "Sucks"
BR: Was wolltet ihr werden, als ihr klein wart?
Steve: Drummer
Brian: Ich wollte Schauspieler werden. Aber dann hat es mich zur Musik verschlagen. und vielleicht auch etwas in der Politik.
BR: Seid ihr interessiert an Politik? wart ihr auf den Demonstrationen?
P: Ja, wir interessieren uns dafür und waren auf Demos gegen den Irakkrieg. Wir schauen gerne Nachichten und lesen Zeitung. Wir sind angepisst und werden sauer. Ma kann heutzutage keine Musik schreiben ohne Nachichten zu schauen und zu wissen, was passiert. Wir haben eine Meinung und sind beteidigt. wir leben auf diesem Planeten als politische Menschen und sind der Grund, warum es so schlecht läuft.
BR: Was würdet ihr tun, wenn ihr President der USA wärt? (Gelächter)
P: Leichte Drogen legalisieren, Testcenter einführen, Homo-Ehen legalisieren, bzw. eingetragene Partnerschaften, aufhören die ganze Welt einnehmen zu wollen, was Bush zur Zeit versucht. Das Tempolimit anheben. Rauchen an öffentlichen Plätzen wieder erlauben, Waffenkontrollen durchführen, die Öllobbyisten stoppen, Umweltzerstörung vermeiden und dem Kyotovertrag beitreten. "The American Way Of Life Is Not Negotiable!" Interessant, vielleicht sollte man ein bisschen Unterricht in Diplomatie bekommen.
Bush ist ein Diktator, er verlangt, dass man entweder für oder gegen ihn ist, außerdem hat Gott ihm alles aufgetragen, also bitte...Gott hat auch Terroristen gesagt, was sie machen sollen
BR: Brian, hast du nicht manchmal Angst, dass die Menschen zu viel über dich erfahren in deiner Musik und dir näher sind, als du willst?
P: Nein, es ist eigentlich immer sicher. Die Autobiografie ist immer mit ein bisschen Fiktion gemischt. Natürlich gibt es ein Bekenntnis an die Natur in den Lyrics, die ich schreibe und ich gebe viel von mir selbst,soweit es für mich notwendig ist. Es ist eine notwendige Therapie, eine notwendige Aufgabe. Aber es ist nicht mein ganzes Ich.
Man muss ein Freund sein, um mich ganz zu kenen, aber man kann keinen Menschen nur über seine Musik definieren.
BR: Fühlt ihr manchmal patriotissch?
P: Nein, weder patriotisch, noch nationalistisch. Ich kann nicht sagen, ein Land meines ist. Wir sind Bewohner der Erde, das ist es.
BR: Welche Pläne habt ihr für die zukunft?
P: Erstmal nur Touren. Ein bisschen Urlaub dazwischen, aber erstmal rund um die Welt.
BR: Vielen Dank für das Interview.
Maja Schwob, 29.05.2003
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