Cd-Besprechung

Placebo

Once More With Feeling – Singles 1996-2004

Virgin (EMI)
  Vö: 25.10.2004

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  11.1 Punkte
Stimmenzahl: 15

Rückblende in das Jahr 1994, nach England: Während BritPop-Hype-Bands, in den Hauptrollen die „Rivalen“ Oasis und Blur, einen von den Medien inszenierten, erbitterten Kampf um höchste Chartplatzierungen führen, taucht eine willkommene Alternative aus London auf: Ein Trio namens Placebo um Halb-Amerikaner, Halb-Brite Brian Molko, Sänger, Gitarrist und von Anfang an Presse-Anziehungspunkt, dessen androgynes Auftreten mit Vorliebe ausgeschlachtet wird, den Schweden Stefan Olsdal, Bassist, und Drummer Steve Hewitt, der zwischenzeitlich die Band verlässt, um für die damals angesagteren Breed zu trommeln und zwei Jahre durch Stefans Kindheitsfreund Robert Schultzberg ersetzt wird. Placebo bringen frischen Wind in die Einöde des glatten Pop-Rock-Sounds der damaligen Zeit und erspielen sich bereits früh durch ihre ambitionierten Live-Auftritte eine beachtliche Zahl von Bewunderern ihrer Rock-Punk-Mischung. Die Fangemeinde wächst kontinuierlich, die Aufmerksamkeit von außen nimmt stetig zu...

Zehn Jahre, vier erfolgreiche, insgesamt fünf Millionen mal verkaufte Alben und bejubelte Konzerte weltweit, später ziehen die Herren, mittlerweile Anfang dreißig und in der gleichen Formation wie zu Anfangstagen, Zwischenbilanz: Sie feiern ihren 10-jährigen Bandgeburtstag mit dem Zusammenstellen aller bisherigen 16 Singles, die, chronologisch geordnet, auf der neuesten Veröffentlichung Placebos, „Once More With Feeling – Singles 1996-2004“ zu finden sind. Jedem Album sind vier Singles entsprungen, wobei „Nancy Boy“ als UK-Top 5-Hit vom selbstbetitelten Debüt „Placebo“ die bekannteste des Erstlings sein dürfte: eine schnelle Krach-Punkanleihen-Nummer. Schade aber, dass die aller erste Single, „Come Home“, ebenfalls auf dem Premierewerk drauf, hier nicht vertreten ist.

Genauso wenig fehlen auch die Auskopplungen des 1998-er Nachfolgers „Without You I´m Nothing“, der Placebo den Durchbruch außerhalb der britischen Inseln verschaffte: Der Club-Hit „Pure Morning“ z. B., wobei eine weitere Single aus diesem Rock-Pop-Wunderwerk, „Every You Every Me“, bei der breiten Masse dank des Einsatzes in einem mittlerweile zum Kult gewordenen Teenie-Streifen einen noch größeren Zuspruch fand.

Mit „Taste In Men“, der ersten Single aus dem Drittling, dem 2000-er „Black Market Music“, zeigt sich Placebos Experimentierfreudigkeit und Begeisterung für das Innovative, verbuchen wir hier ja schon einen nicht zu übersehenden Einsatz an elektronischen Gimmicks. Diese Entwicklung wird nicht unisono positiv aufgenommen, aber auch nicht aufs Schlimmste verachtet.

Auch auf dem bis dato vorerst letzten Album, „Sleeping With Ghosts“ von 2003, das 1,4 Millionen mal verkauft wurde, bleibt die Gruppe am Erforschen des neu erworbenen Sounds dran und entfaltet diesen weiter, wie die Single „English Summer Rain“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Dass Placebo sich aber komplett von Gitarren abwenden werden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Dafür ist ihre Liebe zu gitarrenlastigen, zuweilen schnellen Rock-Punk-Stücken à la „The Bitter End“ viel zu bedeutend.

Als Schmankerl dieser neuen CD hat die Band bei der Single „Without You I´m Nothing“ die Version draufgepackt, die mit Freund und langjährigem Bewunderer ihrer Musik, David Bowie, aufgenommen wurde. Darüber hinaus erscheint auf der Compilation die zuvor nur in Frankreich, wo Placebo schon längst Superstar-Kult-Status genießen, veröffentlichte Single „Protège Moi“, die französische Fassung von „Protect Me From What I Want“.

Mit „I Do“ und „Twenty Years“ schließlich haben es noch zwei neue Songs auf das Album geschafft. Ersteres, laut Brian Molko das erste richtige Liebeslied Placebos, ist ein zweieinhalb minütiges, elektronisch durchflutetes, völlig gitarrenfreies Stück. Musikalisch nichts wirklich Ergreifendes, textlich dafür um Längen besser. „Twenty Years“, gleichzeitig aktuelle Single, bildet das Finale des insgesamt über eine Stunde lang umfassenden „Best-Ofs“. Sehr melancholisch, sehr schön das Lied. Die Vorstellung, dass es noch weitere 20 Jahre lang mit Placebo weiter gehen könnte, liegt der Band selbst zufolge laut diesem Song nicht fern. Schön zu wissen...

Gleichzeitig zur CD erscheint die gleichnamige DVD, die neben den Single-Videoclips eine Fotosammlung und ein kürzlich aufgenommenes Interview mit den Herren Molko, Hewitt und Olsdal enthält.

Das Schöne und Befriedigende an dieser Single-Sammlung ist die Erkenntnis, dass sich Placebo über die Jahre hinweg stets weiter entwickelt und ihren musikalischen Horizont erweitert haben. Dieses stellt man fest, wenn man das Album komplett durchhört. Wichtig für die Band hierbei ist – wie sie immer wieder betonen – dass sie sich selbst während der gesamten Dekade ihres Bestehens treu geblieben sind, Erwartungshaltungen schlicht ignorierten und folglich nur Material veröffentlichten, hinter dem sie 100 %-ig standen.

Für Fans, die sowieso bereits alle Singles besitzen, ist die Ausbeute dieser Veröffentlichung nicht besonders groß. Allein „Twenty Years“ ist das Geld aber wert. Neueinsteiger, die immer mal wieder Gefallen an einzelnen Singles gefunden haben, sollten hier jedoch zugreifen. Man staunt nicht wenig, wird einem klar, dass Placebo doch eine Menge sehr guter Singles ihr Eigen nennen können. In diesem Sinne: „There are twenty years to go...“

13 Punkte (von max. 15)

Jana Trochta24.10.2004

TRACKLIST
01) 36 Degrees
02) Teenage Angst
03) Nancy Boy
04) Bruise Pristine
05) Pure Morning
06) You Don´t Care About Us
07) Every You Every Me
08) Without You I´m Nothing featuring David Bowie
09) Taste In Men
10) Slave To The Wage
11) Special K
12) Black-Eyed
13) The Bitter End
14) This Picture
15) Special Needs
16) Englisch Summer Rain
17) Protège Moi
18) I Do
19) Twenty Years
[ *** Anspieltipps ]

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