Konzertbericht
Rise Against
alexisonfire, Red Lights Flash
Destination - Anywhere But Here
Essen - Zeche Karl
18.05.2005
Etwas rumpelig und nicht besonders ausgewogen – so strömt der erste Eindruck vom Sound in der Essener Zeche Karl in die Ohren, als Red Lights Flash den Abend eröffnen. Daher lässt sich auch nicht wirklich behaupten, dass diese Band den Saal zum Kochen, geschweige denn die Kinnladen der Besucher zum herunterklappen bringt. Klingt eher nach solidem, aber unaufregendem, melodischem Punkrock. Eine Mischung aus Fat Wreck und Epitaph Schule, die Referenzbands können sicherlich als bekannt vorausgesetzt werden. 2 Handicaps bringen die Österreicher außerdem an diesem Abend mit sich: einer der beiden Gitarristen muss seine Riffs leider auf einem Barhocker sitzend aus der Hüfte schießen, da eine der vorangegangenen Shows wohl etwas daneben gegangen ist. Zum Zweiten kommt ausgerechnet die Devil Hands Ansage (ihr wisst schon, die gute alte Pommesgabel...), die nun wirklich niemand, aber auch wirklich keiner, und schon gar nicht auf einem Punkrock Konzert, mehr hören will. Ob das Spielchen nun ironisch gemeint ist oder nicht, ist aufgrund des nachbarlichen Akzentes und der unüberbietbaren Fröhlichkeit der Jungs leider nicht zu erkennen.
http://www.redlightsflash.com
Alexisonfire gelten als eine der qualitativ hochwertigsten und entsprechend auch beliebtesten Bands im immer noch schwer abgefeierten Screamo Lager. Daher haben die Leute von Defiance Records gut daran getan, sich die europäischen Veröffentlichungsrechte des kanadischen 5ers zu sichern. Gerade, weil man von Genre-Kollegen gerne mal durchwachsene Live Berichte liest oder am eigenen Leibe erfährt (man denke nur an das kürzlich erst stattgefundene Berlin Debakel der Finch-Tour...), durfte man auf die ersten Live Shows der Band auf deutschen Bühnen gespannt sein. Um es vorab schon mal kurz zu machen: Der Sound wird besser, die Stimmung sowieso und Begeisterung wird spürbar. Los geht es mit Accidents und der Pit gerät in wallende Bewegung. Springen, Tanzen, Mitschreien, Herumwirbeln. Das Treiben auf der Bühne steht dem in nichts nach, denn auch hier herrscht der Drang zu körperlicher Betätigung. Da scheint jemand Spaß daran zu haben, einem ausgehungerten Publikum die eigenen Songs das erste Mal live um die Ohren zu hauen. Schwer sympathisch kommt das rüber, wenn die Band sichtbar gut drauf ist und sich durch das Set spielt und lacht. Neben Power und Druckvollem Auftreten steht den Herren aber gleichfalls auch die musikalische Versiertheit gut zu Gesicht. Hier stimmt das Können, was in den ruhigen, melodisch-clean gespielten Passagen deutlich zum Tragen kommt. Selbst die überschwängliche Danksagung in Richtung Zuschauer ( i don`t wanna suck your dicks too much, but your country is a paradise for bands to go on tour...) kommt ehrlich begeistert rüber. Einzig für das ständige `auf die Bühne rotzen` gibt es ästhetische Minuspunkte, aber ansonsten bleibt nach einem stilsicher zwischen zwei Alben pendelnden Auftritt nichts als eine positive Eindrucksammlung. Beim nächsten Mal aber bitte schöneres Merchandise mitbringen, die Shirts waren dann doch furchtbar hässlich...
http://www.theonlybandever.com
Der Hauptact des Abends, Rise Against, startet vergleichsweise verhalten. Während der ersten paar Songs scheint die Band noch nicht so richtig auftauen zu wollen. Dabei brandet ihnen von Publikumsseite wahre Freude entgegen, denn von Anfang an wird jeder Ton aufgenommen und abgefeiert. Nach und nach finden die Jungs dann zu bestechender Form und bekommen ihr Auftreten gut in den Griff. Der Energielevel steigert sich und der Sound lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Zusammen mit Strike Anywhere und Anti-Flag bildet diese Band die Speerspitze der politisch-bewussten Punk/Hardcore Gemeinde und dementsprechend gerät State Of The Union live zu genau der gleichen wütenden Hasstirade auf die Missstände in der amerikanischen Heimat, wie auf dem letzten Album Siren Song Of The Counter Culture. Aber auch Songs der früheren Platten kommen zum Einsatz, der Hit Heaven Knows zum Beispiel, bei dessen Schlusspart Alexisonfire-Sänger Dallas Green mitmischen darf. Neben dem Mitshouten solch prägnanter Zeilen wie Destination – Anywhere but here haben es sich die zahlreichen Fans zur Aufgabe gemacht, im Wahnsinnstempo vom Pit auf die Bühne und ebenso schnell wieder zurück in die Menge zu springen. Nach ca. 45 Minuten ist dann erst einmal Schluss, aber natürlich wird vehement eine Zugabe gefordert, die in Form eines für alle Die-Hard-Rise-Against-Fans gespielten Akustiktracks prompt nachgeschoben wird. Zuguterletzt dürfen alle im Saal ihre Energiereserven bei Give It All ein letztes Mal an die höchste Belastungsgrenze treiben, bevor sich eine von drei zufriedenen Bands von vielen zufriedenen Zuhörern, Zuschauern, und Mitgehern verabschiedet.
http://www.riseagainst.com
Anmerkung am Rande: liebe Emo-Mädchen - das befolgen von gewissen Dresscodes, um seine Begeisterung für eine bestimmte Musikrichtung und die dazugehörige `Szene` auszudrücken, in allen Ehren – aber ihr müsst nun wirklich nicht alle `wie-aus-dem-Katalog-entsprungen` gekleidet sein, so als hätte die Young Miss eine `How-To-Dress-Emo` Kolumne im Programm...und Bauchtaschen mit Leopardenfelloptik gehören verboten!
Bogatzke , 26.05.2005
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