Konzertbericht

Donots

Kein Bock auf Pegida

Stuttgart, LKA
27.01.2016

„Hallo ihr geilen Pferde!“, grinst Donotssänger Ingo ins Dunkel des gut gefüllten LKA in Stuttgart. Ohne großes Vorgeplänkel starten die „Donots bei exzellent abgemischtem Sound mit „Ich mach nicht mehr mit“. Es folgt die Anti-Pegida-Hymne „Dann ohne mich“, mit der die Donots für Toleranz und Menschlichkeit werben. Ingo zeigt Flagge und präsentiert unter lautem Applaus ein „Fuck Pegida! Kein Mensch ist illegal“-Plakat. Aktueller könnte die Kernbotschaft des Songs derzeit nicht sein.

Und es bleibt politisch: Bei ihrem schnellsten und härtesten Punksong „Kaputt“ präsentiert die Band den „Spenden-Circle Pit“. Während Ingo mitten im Pit steht, hält er eine Spendendose für die Organisation „Kein Bock auf Nazis“ in der Hand. Um ihn herum dreht sich die Menschenmasse, aus der sich immer wieder blitzschnell Hände zur Dose recken, um Geld einzuwerfen. Nach zwei Minuten ist der effektive Spuk vorbei, durch den allein beim Konzert in Köln 780 Euro gesammelt werden konnten. „Angesichts der ekligen Hetze, die da draußen vom braunen Mob verbreitet wird, müssen wir Zeichen setzen“, sagt der Sänger.

Im vergangenen Jahr veröffentlichten die Donots mit "Karacho" ihr bisher erfolgreichstes Album, das bis auf Platz 5 der deutschen Albumcharts schoss - und das obwohl die Band einen kompletten Stilwechsel vollzogen hatte und plötzlich nur noch auf Deutsch sang. In Stuttgart wurde das komplette „Karacho“-Album“ am Stück gespielt. „Wir haben auf Klopapier gelost und ihr wurdet gezogen!“, erzählt Ingo. „Ob ihr jetzt gewonnen oder verloren habt, müsst ihr selbst entscheiden…“ Nach einer Stunde Rundreise durch Karacho sind die Stuttgarter immer noch nicht mit dem neuen Album warm geworden. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Grundtenor der neuen Songs zu wenig Abwechslung bietet. „Ihr seid sehr gesittet und höflich – und das ist irgendwie beängstigend“, sagt Ingo schon nach wenigen Songs. „Von anderen Tourstädten sind wir mehr Lärm gewohnt.“

Laut dem Donotssänger hat Stuttgart ein Imageproblem: Wird in der Googlesuche „Warum ist Stu“ eingegeben, schlägt Google sofort vor: „Warum ist Stuttgart so hässlich?“ „Du darfst niemals glücklich sein“ wird deshalb als „Song über das Leben in Stuttgart“ angekündigt – allerdings mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht von Gitarrist Alex. Die Anspielungen sind nicht böse gemeint, weshalb auch keiner der Schwaben in der Halle murrt.

Erst im Anschluss an das Karacho-Album kocht die Stimmung hoch: „Calling“ läutet einen Streifzug durch die Donots-Bandgeschichte ein. Der Groove von „Wake the Dogs“ sorgt für lautstarke Singchöre in der Halle. Das LKA liegt sich in den Armen und feiert danach das Medley aus den frühen Hitsingles. Bei „What ever happened to the 80s“, „Superhero“, “Saccarine Smile” und “We got the Noise” springt und pogt die ganze Halle. Dabei deckt das Medley leider auch auf, wie ähnlich sich viele der alten Songs in der Instrumentierung sind. Doch so kommen auch die Pop-Punk-Fans auf ihre Kosten. „To Hell with Love“ dient als Zwischenschritt, ehe das Twisted Sister-Cover „We’re not gonna take it“ zum Mitgrölen einlädt.

Nach zwei durchschwitzten Stunden läuten die Donots mit „So Long“ das Konzertende ein. „Ich persönlich halte nicht viel von Vorurteilen, ich finde Stuttgart hat seine schönen Seiten“, sagt Ingo zum Abschied - und versöhnt damit die geplagten Schwabenseelen.