Konzertbericht

Slut - Nummer 1?

Slut

Stars Play Music

Nummer 1?

Hamburg, Knust
23.01.2008

Gespannte Gesichter im Knust. Was verbirgt sich hinter dem mächtigen Albumtitel "StillNo1"?

Obwohl schon seit langem angekündigt, kommt das neue Slut-Album doch irgendwie unerwartet daher. Ihr Auftritt beim Raab'schen Bundesvision Song Contest wurde vom TV-Publikum nicht gewürdigt, ihre Interpretation der Stücke aus Brecht's Dreigroschenoper wurde aufgrund von obskuren Urheberrechts-Regelungen auf EP-Format zusammengestückelt. Auch wenn sich wohl nur die wenigsten Fans um diese unglücklichen Episoden scheren werden, fällt es schwer, eine Prognose auf den neuen Output abzugeben. Was liegt also näher, sich die Antwort in musikalischer Form von der Band selbst geben zu lassen.

Zunächst gab es netten Indiepop von Stars Play Music aus Münster, die mit schwangerer Sängerin und Melodien zwischen The Corrs und Saddle Creek die Anspannung etwas nehmen konnten. Schön beschwingt, leicht belanglos, aber durchaus angenehm. Eine kurze Umbaupause, ein schnelles Bier, Showtime.

Allein die Bühnengestaltung machte von Anfang an deutlich, dass hier neue Wege eingeschlagen werden: Kein Backdrop, sondern durchgehend projizierte Visuals, zwei flimmernde Fernseher im Hintergrund und herrlich reduzierte Lichteffekte durch einzeln herabhängende Glühbirnen. Analog zum Bühnenbild lieferten Slut an diesem Abend eine wirklich außergewöhnliche Rockshow ab. In perfektem Sound schallten die ersten Klänge des neuen Albums durch den Saal und nur wenige konnten sich dem Gehörten entziehen. Die neuen Songs sind anders als der bisherige Output der Ingolstädter, vor allem anders als die Songs der letzten Platte "All We Need Is Silence". Hatte diese noch einen sehr abgespeckten Gitarrenvibe, wird man jetzt überrannt von Klavier, Percussion, Glockenspiel und einem Akkordeon, das bisher wohl nur von Arcade Fire derart passend eingesetzt wurde. An eben diese Band fühlte man sich auch durch den Titeltrack "StillNo1" erinnert, bevor eine geheimnisvolle Frau zum Duett "Wednesday" auf die Bühne gerufen wurde. Danach ein fast-Instrumentalstück mit viel Percussion und einem hart lärmenden Finale. Zehn Finger hätten zum Zählen der Überraschungsmomente schon längst nicht mehr gereicht. Klingt zu bemüht? Klingt überambitioniert? Sicher, aber es funktioniert - auch in Verbindung mit alten Smashern wie "Easy To Love", "Time Is Not A Remedy", "Rocket" oder "All We Need Is Silence", die erwartungsgemäß am meisten abgefeiert wurden.

Nach zwei ausgedehnten Zugaben und über 90 Minuten Spielzeit gab es wohl kaum jemanden im Saal, der seinen persönlichen Hit vermisst hat. Chris Neuburger hat mal wieder bewiesen, dass er nicht nur alle Instrumente der Welt beherrscht, sondern auch einer der sympathischsten Frontmänner in der deutschen Poplandschaft ist. Und wenn das eben Abgelieferte auf Konserve auch so wunderbar klingt, hat seine Band Slut ein großartiges neues Album aufgenommen.

Benedikt Ernst26.01.2008

TRACKLIST

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