Konzertbericht
Slut
Same procedure as last year
Heidelberg - Karlstorbahnhof
08.02.2005
„I think I like you, I think I like you very much.“ Arm an Sympathisanten ist die Ingolstädter Alternative-Band schon lange nicht mehr. Schließlich geben Slut auch genug Anlass dazu: das schöne Album „All We Need Is Silence“, ein sympathisches und unverkrampftes Auftreten sowie die mitreißenden Konzerte der Band. Weil das so ist, besucht man gerne auch mehrere Slut-Konzerte binnen eines Jahres. Denn dies eröffnet zum einen die Möglichkeit, vergleichende Studien vorzunehmen und verschafft zumindest an diesem Abend ein Gruppengefühl „mit Anfassen“. Mit anderen Worten: der Karlstorbahnhof ist fast randvoll gefüllt.
Gut eingespielt und mit gewohnt glasklarem Sound starten Slut ihr Set programmatisch mit „The Beginning“ und auch im Folgenden muss kein Zuschauer das Fehlen seiner Lieblingslieder beklagen. „Easy To Love“, „Why Pourqoui?“, „Neverending“ oder „Time Is Not A Remedy“ und „Universal“ – die Setlist ist komplett und wohl abgestimmt, das Publikum goutiert die Darbietung entsprechend. Höhepunkte sind einmal mehr die Stücke mit dem emotional ausgefeiltesten Spannungsbogen: „Wasted“ ist deshalb so wundervoll, weil es den Hörer in vermeintlicher Sicherheit wiegt, dann aber urplötzlich losbricht. Auch „Reminder“ führt immer wieder Trancezuständen. Musikalisch bleiben also keine Wünsche offen.
Aber irgendetwas ist hier doch faul? Naja, was ist schon faul? Vielmehr hat man ein wenig den Eindruck, dass bei Slut heute Abend alles eine Spur zu gut funktioniert. Sei es die fast schon zu perfekte Lichtshow, sei es das augenzwinkernde Auftreten Neuburgers, dessen Ansagen jedem, der im vergangenen schon einmal ein Konzert der Band besucht hat, recht bekannt vorkommen. Slut anno 2005 – eine in hohem Maße routinierte Band. Ein Beispiel diene der Illustration: wenn Sänger Neuburger und Gitarrist Schaller gegen Ende der Zugabe die zwei höchsten Boxen erklimmen, um im entscheidenden Moment – begleitet von einer minutiös getimten Lichtshow – herunterzuspringen, woraufhin die Bühne im Dunklen versinkt, dann wirkt das – mit Verlaub - wie eine lange eingeübte Stadionrock-Geste. Merke: wiederholte Konzertbesuche können durchaus zur Entzauberung einer Band beitragen.
Sind Slut nun trotz all des mit „All We Need Is Silence“ lautstark proklamierten Rückzugs vom Trubel um die eigene Person beim „Pop“ angelangt? Nahmen Slut nicht zuletzt auch bei dem von Stefan Raab inszenierten Bundesvision Song Contest teil? Nun mal langsam! Slut bleiben eine hochklassige alternative Band und müssen sich Vergleiche mit den Randfichten nun wirklich nicht gefallen lassen. Und wenn sich diese Band beim Bundesvision Song Contest sogar noch hinter der Chef-Nervensäge Lukas Hilbert zu platzieren weiß, dann ist dies ein unwiderlegbarer Qualitätsbeweis sowie der Befehl, dieser Band alle – aber auch wirklich alle – Sympathien angedeihen zu lassen.
Martin Baum, 18.02.2005
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