Konzertbericht

Manowar - Magic Circle Festival 2009

Manowar

Kingdom Come

Magic Circle Festival 2009

Lorelei
18.07.2009

Also, einmal vorweggestellt, im Grunde bin ich überzeugter Hardcore Fanatiker und mag 90 Sekunden Lieder und enge Clubs. Die Langhaar / Kutten / Metal-Jüngerfraktion hab ich bisher immer nur am Rande mitbekommen. Aber als dann das Magic Circle Festival in der zauberhaften Lorelei anstand, wollte ich dann doch mal die Möglichkeit wahrnehmen, mir mal schön gepflegt mit der lautesten Band der Welt die Dröhnung zu geben. Zusätzlich zu Manowar wurde aber noch mehr geboten, einerseits die schnuckelige Kulisse der Freilichtbühne der Lorelei irgendwo am Rhein, dazu einen Haufen anderer Metalbands, Wettbewerbe im Feuerspucken, Armdrücken und Bierexen. Es war also alles bereitet für eine Menge Spaß.

Die Freilichtbühne ist wirklich was Feines, gelegen in einem Tal zwischen Hügeln am Fluß, viel Wald, alte Steine, neue Bühne, nicht zu groß, nicht zu klein, gemütlich eben. Schon etwas Besonderes für ein Open Air Festival. Zur Mittelalterstimmung trug dann noch Wolfgang Hohlbein bei, vielleicht der bekannteste deutsche Fantasy-Schreiber. Er steht kurz davor, seine neue Asgard Saga in die Regale zu schieben. Da er selbst Metalfan ist, hatte er die feine Idee, zusammen mit Manowar das ganze noch eine Stufe höher zu schrauben: Geplant ist ein Konzeptprojekt, in dem Wolfgang Hohlbein die Geschichten, Manowar die Musik und die Fans eine Menge interaktive Beiträge (durch Songs, Texte, Bilder, usw.) beisteuern können, um über verschiedene Kapitel dem Donnergott Thor zu huldigen.

Die Lorelei lud am 17/18.7 zur Weltpremiere. Wolfgang Hohlbein hat aus seinen Texten gelesen, Manowar hat ein paar Einblicke in das Konzeptalbum geboten, deren EP "Thunder In The Sky" schon mal als Vorgeschmack der später erscheinenden CD "Hammer Of The Gods" vorausgeht (inklusive "Father" in 16 Sprachen). Hohlbein plant eine ganze Reihe an Kapiteln zu veröffentlichen, um ein komplettes und vor allem auch intensives Fantasywerk der Götter zu erschaffen. Ich wollte da jetzt nicht zuviel drüber reden, aber ich denke, Musik auf diese Art mit Literatur zu verschmelzen und dazu noch interaktiv die Fans mit einzubeziehen ist mir schon ein paar Zeilen wert.

Genug gelabert, nun zum Festival:
Die Location war schon prima, irgendwie wie Urlaub. Die Stimmung war klasse und der Sound war ordentlich. Der Freitag stand eher im Sinne der Fanbeschäftigung, über Torwandschießen, Autogrammstunde und den Wettbewerben. Abends gab es dann noch AC/DC-Covers von den Heatseekers.

Wer wollte, konnte campen auf den Wiesen um das Gelände, und am Samstag um 12 Uhr mittags ging dann der eigentlich musikalische Teil des Festivals los. Anstoß gab's mit den Sklaven, dann ging es international weiter mit Age Of Evil aus den USA, Crystal Viper aus Polen, Wizard aus Deutschland und Burning Starr, letztere auf Manowar's Hauslabel Magic Circle (ja, hat was mit dem Festival zu tun, beide von Manowar's Joey DeMaio ins Leben gerufen). Alle der frühen Bands spielten schön feinen Metal, hatten schön feinen lauten Sound, da war nix mehr mit Vögeln, zumindest in den Bäumen. Ebenso international war dann auch das immer größer werdende Publikum, viele haben einige Kilometer auf sich genommen, ihre Fahnen, Äxte und Hörner eng an den Gürtel geschnallt, aber vor allem ihren Bands treu, das merkte man die ganze Zeit und das war schon beneidenswert.

Nur Luftgitarren gab es dann bei Deutschlands Van Canto zu sehen, nicht weil sie keine Musik machen können, sondern weil sie keine Gitarren brauchen: Stimmbänder und ein Schlagzeug, das war's, und es klingt ebenbürtig derbe und überzeugend. Strom brauchten dann wieder Deutschlands Metalforce und Domain, und beide lieferten schnelleren und melodischen Metal, wie die Meute es liebte.

Um sieben betrat HolyHell die Arena. Ein Mädel in Leder an der Front, viel Doublebass, Keyboard, Gothic-Metal, fetten und klaren Sound und Spaß an der Sache. Es wurde immer voller und spätestens dann war jeder in guter Laune, mit oder ohne Büffelhornbier.
Ulytau aus Kasachstan, mit Dombra und Geige, letztere gespielt von einer klaren Favoritin für Miss Manowar, gaben eine sehr schöne Mischung aus klassischer Mucke und Metal in die Menge, gefolgt von Deutschlands Kingdom Come, eher rockiger angehaucht, und diese mußten dann die Meute warmhalten, bevor Manowar kamen. Bißchen ruhiger, bißchen weniger Kick, aber trotzdem gut anzuschauen und anzuhören.

Um so viertel vor elf riefen Manowar mit klassischen Tönen nach Mitstreitern für die kommende Metalschlacht. Und die Armee begab sich vor der Bühne in Stellung. Man konnte es voll genießen, die Menge war heiß, und voller Erwartung, und die Kulisse tat ihren Teil zur Stimmung. Auf ging's mit Manowar, und die Band spielte sich in den nächsten zwei Stunden durch die volle Rutsche von Hits und Klassikern („Kings Of Metal“, „Heart Of Steel“, „Fast Taker“, „Warriors Of The World United“). Die ganze Band hat so was zufriedenes und glückliches rübergebracht, kein Gepose, kein Theater, einfach nur ehrlichen Spaß daran, den Leuten das zu geben, wofür sie gekommen sind. Und das mit einem so fetten Sound, da ist Frau Lorelei unten am Felsen sicherlich ihr Kleidchen verrutscht. Dann kam „Hail And Kill“, und es wurde nochmals Wolfgang Hohlbein auf die Bühne gebeten (der auch in Leder unterwegs war, aber lieber Musik als Reden wollte). Als Zugabe sozusagen kamen dann fünf Stücke der Asgard Saga EP „Thunder In The Sky“ („Father“, „Let The Gods Decide“, „God Or Man“). Und dann war's vorbei.

Es war mein erstes Manowar Konzert, ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber was ich erlebt habe, neben den saumäßig guten Sound, war vor allem Spaß an der Sache. Die Band, zusammen mit den Fans, hat so was Glückliches und Zufriedenes ausgestrahlt, das muß man sich wahrscheinlich erst einmal durch Jahre von Touren und Band / Fan Gefühl erschaffen. Ich kann jetzt gut verstehen, daß manche weit reisen, um das zu erleben.

Basierend auf diesem Verhältnis, daß die Band zu den Fans hat, gab es dann auch noch einen Tritt von Manowar's Joey DeMaio an die Veranstalter. Ich bin mir nicht sicher, was die genauen Details sind, aber die Besucher mußten ein wenig mehr Geld auf dem Festival lassen, was der Band nicht so wirklich paßte. Für ein Wasser wurden 3 Euro abverlangt, die Eintrittspreise waren, im Vergleich zu den letzen Jahren, um einiges höher, der Manowar Merchandise wurde auf den Campingplatz verlegt, um Verkaufsgebühren nicht in den Preisen niederschlagen zu müssen. Durch die Campingplatzkommune ging noch das Unbehagen, mehrere hundert Meter auf die sehr wenigen Toiletten gehen zu müssen. DeMaio hat es klar gemacht, daß sie sich damit nicht zufrieden geben und auch versucht, jeden Besucher davon ebenso zu überzeugen.
Trotz diesen Sachen war die ganze Organisation des Festivals dennoch sehr gut gelöst. So gut wie keine Schlangen an den Buden auf dem Gelände, man wurde schnell bedient und es lief alles eigentlich reibungslos durch den Abend.

Das vorhergehende Magic Circle Festival lief damals in Bad Arolsen vor 35.000 Fans, diesmal, um der Asgard Mystik gerecht zu werden, in der touristisch idyllischen Lorelei. Die Preise waren höher, es kamen nur so schätzungsweise 7000 (aber es war trotzdem voll). Trotz allem ein Abend voller viel guter Musik, Sagen und Mystik und einer Menge toller Leute.
Zusätzlich gab es einen kleinen Einblick in das Projekt Asgard Saga, und jetzt wird es hoffentlich mit reger Beteiligung dann auch losgehen. Mich hat es auf jeden Fall überzeugt und ich begib mich jetzt öfter zwischen die Hammer of Steel.




(Schlakke, Danke für die Bilder und Geburtstagsgrüsse nach Afrika!)

stephan meyer23.07.2009

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