Konzertbericht

Shai Hulud, Throwdown, The Hope Conspiracy, Ignite, Hatebreed - PRESSURE FESTIVAL Teil 2

Shai Hulud, Throwdown, The Hope Conspiracy, Ignite, Hatebreed

PRESSURE FESTIVAL Teil 2

Herne - Gysenberg Halle
26.06.2004

Die erste Neuerung am zweiten Tag des Festivals: Wellenbrecher vor der Bühne. Einerseits natürlich ein absoluter Stimmungskiller, andererseits auch verständlich, daß die Veranstalter nicht noch mal eine komplette Reihe Monitorboxen einbüßen wollen. Damit sind die Stagediving und Headwalking Aktivitäten erst mal lahm gelegt, was dem Bewegungsdrang der Leute jedoch keinen Abbruch tut.

Dieser Samstag steht unter anderem unter dem Zeichen aufstrebender deutscher Bands, die auf die Eroberung des internationalen Metalcore Thrones schielen. DESTINY und HEAVEN SHALL BURN liefern gleichermaßen gute Sets ab. Erstere wissen vor allem deshalb zu gefallen, weil sie neben Moshparts und tieftönendem Brüllgesang immer noch Platz für herrliche Melodien lassen, die aufgrund von flächigen Gitarrenparts oft an die Herren DEFTONES denken lassen. HEAVEN SHALL BURN setzen da eher auf die klassische Metalschule, allerdings in modernem Gewand, womit sie sich vor Größen wie KILLSWITCH ENGAGE nicht verstecken brauchen. Die Konkurrenz ist also vorgewarnt, hier kommt noch was Großes auf uns zu!

THE HOPE CONSPIRACY haben einen neuen Gitarristen am Start, dessen Name mir nicht einfallen will. Bekannt dürfte er auf jeden Fall sein, spielte er doch bis vor kurzem noch bei den leider aufgelösten GIVE UP THE GHOST. Sonst hat sich allerdings nix geändert, die Band rockt wie gewohnt straight nach vorn, ohne viel Schnick Schnack. Wie heißt es im Green Hell Katalog immer so schön: New School Hardcore wie man ihn besser nicht machen kann. Das kann man so unterschreiben. Vor allem “Fallen“ ballert mal wieder mit unbändiger und konkurrenzloser Energie aus den Boxen und erfreut damit die Herzen der Pit-Bewohner.

Randnotiz IV: MAROON sind auf dem besten Wege ihren Kollegen von CALIBAN den Rang in der deutschen Metalcore Liga abzulaufen. Jedenfalls lagen sie beim Merchandise (zum Verkauf stehende und bereits getragene Shirts) mit ca. 300 verschiedenen Motiven (schön mit Knarren und Blutspritzern drauf) zusammen mit den Jungs von TERROR ganz weit vorne. Außerdem sind MAROON mittlerweile so dermaßen Straight Edge, daß sie auf Flyern mit “xxxMaroonxxx“ angekündigt werden...ähem...

SHAI HULUD – die letzte Europa Tour – die letzte Tour überhaupt. Es heißt Abschied nehmen, aber nicht ohne ein letztes mal mit zu schreien...if these hands would only kill...Die Band hat ihre Anhänger von der ersten Sekunde an im Griff, es wird geshoutet und sich bewegt was das Zeug hält, Ehrensache wenn soviel Energie von der Bühne prasselt. Sänger Geert ist verdammt klein, um so erstaunlicher daß aus ihm ein so kraftvolles Stimmvolumen herausbricht. Er springt in die Leute, teilt Mikrophon und Emotion und zuckt ekstatisch zu den komplexen Klängen der Band. „Rest assured...this is sincere...this is true!“ Es kommt eine überschwengliche Begeisterung zustande, die jenseits gängiger HC Klischees funktioniert. “This Song: for the true and passionate lovers of music“ wird als Schulterschluss zwischen Band und Publikum zelebriert und das abschließende “A Profound Hatred of Man“ gerät zu einem absoluten Highlight des gesamten Festivals.

Bei den nachfolgenden Bands muß ich dann erstmal passen. Die hervorkommende Sonne lädt dazu ein, im angrenzenden Park eine Pause einzulegen. Viele der Besucher nutzen die Chance, auf der Wiese liegend Pizza und kalte Getränke zu verköstigen. Eine feine Sache das, verleiht dem Pressure einen Hauch von Open Air Feeling. Was die Familienväter-Fraktion, die samt Anhang ebenso den Park bevölkert, allerdings über die tätowierte Jugend von heute denkt bleibt bloße Vermutung: „Wenn der Kevin irgendwann so aussieht, wird er enterbt!“ Vielleicht, oder auch: „Daß mir die Jaqueline bloß nie so einen Chaoten mit nach Hause bringt!“

Nach den ziemlich deplazierten Stoner-Doom-Metallern von CROWBAR folgen die doch etwas in die Jahre gekommenen Old School Veteranen von IGNITE. Es soll eine zwiespältige Angelegenheit werden. Zunächst weiß der schnell-punkige Sound die Menge in Bewegung zu versetzen. Pogo und Mosh verbinden sich zu einer für blaue Flecken sorgenden Mixtur vor der Bühne und der obligatorische Circle Pit darf natürlich auch nicht fehlen. Songs wie “Veteran“ oder “Call on my brothers“ zünden und bringen Stimmung, soweit also alles in Ordnung. Andererseits mutet es reichlich unschön und nervig an, daß in fast jedem Song ein Gitarrensolo untergebracht wird. Old School Hardcore und Stadionrock-Gitarrensoli...das will einfach nicht zusammenpassen. Sänger Zoli kommt zudem noch unnötig altklug daher, wenn er zu jedem Song einen gesellschaftspolitischen Kommentar abgibt. Da paßt es ganz gut, daß er seine Bewunderung für U2 Sänger Bono betont, bevor die Band das Sunday bloody Sunday Cover anstimmt. Die meisten Leute hat es allerdings nicht gestört, ein unangenehmer Nachgeschmack bleibt allerdings doch, da sich IGNITE ziemlich von ihren Wurzeln entfernt haben.

Der Höhepunkt des Tages, der Auftritt von HATEBREED gerät zu einem mehr als surreal anmutenden Schauspiel. Der Sound ist einer der schlechtesten des ganzen Festivals. Ein einziger, undefinierbarer Brei quillt aus den Boxen, was das Erkennen von Songs wie “Tear it Down“ oder “Beholder of Justice“ fast unmöglich macht. Aber das eigentlich Interessante spielt sich auch nicht auf, sondern vor der Bühne ab. Es bildet sich zunächst ein großer Mosh Pit, dann zwei, dann drei und irgendwann reicht eine Schneise vom Bühnenrand bis in den hinteren Teil der Halle. Eine Freifläche zum Austoben, meine Damen und Herren die Bundesjugendspiele im Bereich Kickboxen und Windmill rotieren lassen sind eröffnet. Jeder der Anwesenden darf mal auf den Hardcore-Catwalk und zeigen wie tough und böse er ist. Sich vom Rand lösen und dann zappeln und zucken was die Gliedmaßen hergeben, das ist hier die Devise. Purzelbäume sind leider genauso verpönt wie ein Rad zu schlagen, schade! Aber mal im Ernst, wie peinlich war das denn bitte?! Worum geht’s denn eigentlich? Um Musik und Aussage oder darum der geilste Prügelaffe mit der dicksten Hose zu sein?! “Tanz“ Bewegungen in allen Ehren, macht ja auch derbe Spaß zu der Band die man liebt abzugehen, aber das hier war reines Schaulaufen auf Schützenfestniveau!

Am Sonntag ist dann schon ein wenig die Luft raus, allzuviele Knüller hält das musikalische Programm auch nicht mehr bereit. THROWDOWN locken mit ihrem Metal-Mosh-Core vor allem die Straight Edge Kids vor die Bühne, wo sich dann zahlreiche mit Xen versehene Fäuste gen Himmel recken. Die Band vertritt in dieser Beziehung ja eine sehr starre Haltung, kommt aber durchaus sympathisch rüber. Als Highlight gibt es Ansagen wie “This is a family – i count on you – you count on me!“ und ein Sepultura Cover. WALLS OF JERICHO haben eine Sängerin, die ihren männlichen Kollegen aber weder in Sachen Tattoos noch beim heiseren Brüllen und sich Auskotzen nachsteht. Der vorwiegend schnelle Metalcore weiß die Menge zu überzeugen. Als letzte Band sehe ich noch die bekennenden Hooligans aus Holland, DISCIPLINE, zu deren OI-Knüppel-Punk sich Glatzen und Irokesen im Pogo gegenseitig verprügeln. Seltsame Attitüde die da verbreitet wurde, aber wer es mag...

Randnotiz V: Von eben jenen DISCIPLINE gab es übrigens genauso wie von den HATEBREED Klonen BORN FROM PAIN Fan Devotionalien der ganz besonderen Art. Am Merchandise Stand lag neben den T-shirts (bei DISCIPLINE neben einem Fussballschal...!!) auch ein Damen Tangaslip mit Bandschriftzug aufgedruckt. Mal abgesehen davon, daß die Idee an sich schon schwachsinnig ist, Worte wie “Discipline“ oder “Born from Pain“ bekommen in gewissen Körperregionen der Frau doch einen seltsam doppeldeutigen Anstrich, oder?!?

Fazit: Alles in Allem war das Pressure Festival sehr gelungen mit vielen tollen Einzelshows. Die Headliner konnten leider nicht immer überzeugen. Dafür war die Stimmung fast durchgehend friedlich was bei dieser Musikkategorie ja nicht selbstverständlich ist. Verbesserungsvorschläge: Weniger Bands, dafür längere Spielzeiten von mindestens 40 Minuten pro Band. Und vor allem: Mehr sanitäre Anlagen!!! Wunschbands für 2005: BELOVED / COMEBACK KID / HOPESFALL / ATREYU / THE BLACK DAHLIA MURDER / WITH HONOR / JUDE THE OBSCURE / STRETCH ARM STRONG / SICK OF IT ALL...

Bogatzke 01.07.2004

TRACKLIST

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