Konzertbericht

Shai Hulud

Shai Hulud

Death Before Disco

Köln - Underground
18.07.2004

Die umtriebigen Herren vom Underdog Recordstore in Köln bitten ein weiteres mal zum Tanz und heute stehen die Zeichen auf Sturm! Zum einen, weil mit SHAI HULUD eine Band aufspielt, deren Musik durchaus Gewitter- und Unwetterqualitäten besitzt und zum Anderen, weil bei der Ankunft in Köln erstmal ein Regenguß biblischen Ausmaßes niederprasselt. Juckt den Wettergott allerdings herzlich wenig, der läßt die schwüle Temperatur auf exakt gleicher Höhe, na toll. Am Eingang des Underground angekommen begrüßt uns ein Schild mit der Aufschrift: „Shai Hulud ist ausverkauft – bitte keine Diskussionen“ Super, volles Haus also. Ins Underground eingetreten wird man von leckeren 135 Grad Celsius begrüßt, die gefühlte Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 98,45 %, keine guten Voraussetzungen, um seine Hüftpolster zu Hardcore Musik in Wallung zu bringen, aber dafür spart man sich halt den nächsten Sauna oder Dampfbadbesuch, auch gut.

Bevor die Hauptband des Abends ihren wohl letzten Gig unter dem Namen SHAI HULUD auf Kölner Boden bestreitet, betreten zum aufwärmen (haha...) 5 sympathische junge Herren aus Belgien die Bühne: DEATH BEFORE DISCO (übrigens mit Birger Finaut vom Label “Goodlife Recordings“ an der Gitarre!) Und sie lassen sich auch nicht lange bitten und knallen uns zugleich den Song “Blink, Brake“ vor den Latz, einer der Hits von ihrem formidablen Debut Album (siehe auch Rezension von “Party Bullet“). Ähnlichkeiten mit den New Yorkern von GLASSJAW hört man heraus, aber auch eine beachtliche Eigenständigkeit. Frischer und kreativer Hardcore, heutzutage leider eher selten und deshalb um so erfreulicher. Die musikalisch-technischen Fähigkeiten stellen die Jungspunde unter Beweis, wenn bei “Kiss, Kill, Lolita“ ein fließender Wechsel von einem fett-krachigen Riff hinein in einen entspannt-filigran-melodischen Gitarrenpart, der stark jazzig angehaucht daherkommt, stattfindet. Daß bei den im Underground vorherrschenden Temperaturen die einzelnen Töne der Solomelodie so klar durch den Raum wabern beeindruckt um so mehr!

Nun wird es Zeit für SHAI HULUD, die sich ja leider zur Zeit auf Abschiedstour befinden. Aber es soll ein wahrhaft würdiger Abschied werden! Die Band macht von der ersten Sekunde an deutlich, heute kommt es nur auf eines an: aus sich heraus zu gehen! Wut, Energie, Überzeugung – Sänger Geert brüllt inbrünstig drauflos und an zweiter Stelle kommt schon “A Profound Hatred of Man“ Die Luft wird knapp, vor der Bühne bewegt sich eine zuckende und schwitzende Masse, aus der höchstens ab und zu ein Arm herausguckt zur Unterstützung des Mitshoutens einzelner Textpassagen. “This Song: For the true and passionate lovers of music“ gerät wie auch schon beim Pressure Festival in Herne zur Hardcore Hymne allererster Güte, was für ein Song, der dürfte noch einiges überdauern! Kleine Circle Pit Runden wechseln sich ab mit viel zu kurzen Verschnaufpausen, nur um gleich wieder von einer über den Leuten zusammenbrechenden Moshpartwelle beendet zu werden. Einem ziemlich verwirrten Typen vor mir muß ich ca. 15 mal auf die Schulter klopfen, bevor er überhaupt hört, was ich ihm schon die ganze Zeit ins Ohr brülle: „Ey, Mann, du blutest!“ Ein kurzer Griff an die kleine Platzwunde am Hinterkopf und dann hat er es auch realisiert und trollt sich in Richtung Backstage Bereich um sich verarzten zu lassen. Sonst bleibt alles friedlich, was man von den Songs von SHAI HULUD nicht wirklich behaupten kann, wie auch, handeln sie doch von Themen wie Hass, innerer Zerrissenheit und Enttäuschung. “Set your Body ablaze“ wird sowohl auf wie auch vor der Bühne zum Fest, ebenso wie “Scournful of the Motives and Virtue of Others“ oder das fulminante NOFX Cover “Linoleum“, welches noch mal besonders viel Bewegung in den Pit bringt. Am Ende des Sets, nach zwei Zugaben bleiben ungefähr 6 Liter Flüssigkeitsverlust, völlig leer gepumpte Lungen, eine glückliche Band, ein glückliches Publikum und eine kleine Träne dafür, daß es die letzte Gelegenheit war, diese besondere Band live zu erleben.

Bogatzke 19.07.2004

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