Konzertbericht

Kurz vor Jahresende das Konzert Highlight 2010, spitzenmäßig! „Rien ne va plus“, nichts geht mehr hieß es bei den fünf Terminen, die nahezu alle ausverkauft waren. So wie 2009, nur der Unterschied das die Spielorte vom Volumen her ums doppelte und dreifache gewachsen sind. Es ist eine Wonne für jeden Veranstalter, wenn man Bands wie „The Gaslight Anthem“ beherbergen darf.

Sharks, eine Punkrock Band aus Great Britain eröffnete Punkt halb neun den Reigen der Glückseligkeit. Erste Frage, was macht das Logo in kreisrunder Form vom FC St. Pauli auf der Bühne? Na klar, Alex Rosamilia, Gitarrist der Gaslighter ist ja heißblütiger Fan der Kieztruppe. Die Sharks spielten ein kleines aber feines Repertoire an positiv geladenen Trash Songs. Stark beeinflußt von The Clash, ließen Sie es sich nicht nehmen, optisch wie auch akkustisch in die Fußstapfen zu treten.
Das Set war kurz, aber die schon gut gefüllte Halle nahm es dankend an.

Wer Chuck Ragan als Solokünstler einmal live gesehen und gehört hat, weiß was Gänsehaut wirklich bedeutet. Der Mann kommt auf die Bühne und hat schon gesiegt, obwohl noch kein Wort gesprochen und gesungen wurde. Die Stimme fesselt, beeindruckt und zieht einen in den Bann der Sprachlosigkeit. Mitunter war es mucksmäuschen still in der Halle. Am Nachmittag beglückte er noch 20 Flüchtlingskinder im Eine Welt Haus mit einer Akustik Show und am Abend drehte er zur Höchstform auf und hüllte 2000 Menschen in Schweigen. Country Rock vom allerfeinsten Schlag.
Jon Gaunt, der begleitende Fidler von Chuck hätte sicherlich früher eine Hauptrolle bei den Waltons bekommen. Aber die Kombi aus Akustikgitarre, Mundharmonika und Geige ließ tiefgreifende Augenblicke in die Halle zaubern. Der hört ja gar nimma auf, säuselten einige meiner Nachbarn. Soll er ja auch gar nicht, dachte ich mir. Nach fünfzig gefühlvoll gespielten Minuten räumte Chack Ragan unter tosenden Beifall das Feld für den Headliner.

Um 22.30 Uhr hieß es dann volle Buddel aufs Fressbrett. Sekunden später flog auch schon vereinzelt leeres Biergeschirr durch die wild tobende Masse. The Gaslight Anthem legten in gewohnter Manier los wie Schmidts Katze. Wieso aber lebt diese Band nur von Brian Fallon? Alex Levine, der Bassist der Band scheint präsent zu sein, aber nur imaginär. In den kurzen Spielpausen, legte sich bei mir auch immer eine kurze Denkpause ein und ich fragte mich wieso steht der eigentlich da, so ganz ohne Bezug zum Publikum. Rein Musikalisch gibt’s überhaupt nichts zu pöbeln, aber teilweise fiel es schon auf, daß die noch Junge Band einen gehörigen Grad an Abgebrühtheit hat. Mir persönlich fehlte da die Identifikation, der zwischenmenschliche Funke. The Gaslight Anthem haben viele Paradebeispiele an Ohrwürmern und die wurden auch nacheinander abgezündet. „The Diamond Church Street Choir“ wurde als Hymne des Abends ausgegeben und abgetanzt. Der American Slang und die Umsetzung Ihrer Tonkunst flutscht wie geschmiert, aber das Gefühl der Leidenschaft fehlt. Wir werden sehen, was passiert……oder auch nicht passiert....

Oliver Zitzmann, 10.11.2010

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