Cd-Besprechung
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Es gibt sie noch, die Erfolgsgeschichten von Bands, die sich ihren Status ehrlich und aufrichtig verdient haben. Ohne Myspace-Hype, ohne Integritätsverlust, ohne Prostitution vor den spärlich gesäten Geldgebern. Einfach nur durch zwei grandiose Alben und den Willen und die Ausdauer, deren Songs in die Welt zu tragen. "The 59' Sound" von The Gaslight Anthem war groß, mit Sicherheit eines der besten Rockalben des letzten Jahrzehnts. Wenn einem dann auch noch die Presse so viel Zucker in den Allerwertesten pustet und Bruce Springsteen sich mit einem die Bühne teilt, wird man gerne ein bisschen größenwahnsinnig. Und so kommen vom sympathischen, verraucht-verträumten Yankee-Poeten Brian Fallon plötzlich Sätze wie "We want to be The Ones, y'know?".
Immer mal schön langsam mit den jungen Pferden. Nehmt erstmal noch so ein Album auf, dann sehen wir weiter. "Kommt prompt!", krächzt Fallon und serviert "American Slang". Der Titeltrack ist ein Stampfer vor dem Herrn, und spätestens beim folgenden "Stay Lucky" wird offensichtlich, dass man auf diesem Album kein einziges Trademark dieser Band vermissen wird. Wunderschöne, leicht melancholische Rock'n'Roll-Songs aus der Feder eines großen Melodienschreibers. Weggelassen wurde also nichts, aber kommt etwas neues dazu? "The Diamond Church Street Choir" bedient sich zunächst bei Iggy Pop's "The Passenger", bevor Fallon mit "Who Who Who, Whoa Whoa Whoa"-Refrain und Steven Tyler'schen Stimm-Überschlägen klar macht, dass The Gaslight Anthem keine Berührungsängste haben zum Soul, zum Stadionrock, zum Mainstream. Dass sie genau das wollen, und das sich niemand beschweren braucht, sie hätten ihm etwas vorgemacht. Denn man muss nicht mal mit zwei Ohren hinhören um festzustellen, dass The Gaslight Anthem eigentlich noch nie wirklich Punk waren, und auf "American Slang" erst recht nicht mehr sind.
Und gerade diese Uncoolness ist das besondere an dieser Band. Die Szenepolizei wird nicht ausgesperrt, sondern freundlich hereingebeten und auf einen Orangensaft eingeladen. Was sollen sie auch sagen? Der Vorwurf, die Band hätte ihre Energie verloren, wird durch starke Stücke wie "Orphans" oder "Boxer" ohnehin ad absurdum geführt.
Ich hatte mir schon fast vorgenommen, dieses Album nicht zu mögen. Aber ich kann es einfach nicht. Und wenn The Gaslight Anthem in wenigen Jahren feierlich in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen werden, werde ich an den Auftritt vor 30 Leuten im Hamburger Störebeker denken und dümmlich grinsen.
13 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 17.06.2010
TRACKLIST
1. American Slang ***
2. Stay Lucky
3. Bring It On
4. The Diamond Church Street Choir ***
5. The Queen of Lower Chelsea
6. Orphans ***
7. Boxer
8. Old Haunts
9. The Spirit of Jazz
10. We Did It When We Were Young
[ *** Anspieltipps ]
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