Interview

Kevin Devine

Unprätentiös unterhaltsam

„Wer?“
„Kevin Devine – ganz famoser Singer/Songwriter aus Brooklyn.“
„Kenn ich nicht.“

Unterhaltungen die man vor einem Interviewtermin im Freundeskreis führt können ganz klar erleuchtend sein. Den Interviewpartner mit den Ergebnissen der nicht repräsentativen Umfrage zu konfrontieren wird jedoch tunlichst vermieden.

Devine, welcher in New York geboren und in Brooklyn aufgewachsen ist eröffnet am Abend in München für Nada Surf im Backstage. Auf dem Gelände knapp unterhalb der Friedenheimer Brücke ist schon am frühen Abend die Hölle los. Sepultura spielen kostenlos eine Halle weiter, was die Suche nach einem ruhigen Plätzchen für ein Interview ad absurdum führt. Letztlich plaudern wir an einer Blechtonne stehend im Nieselregen unweit des Eingangs zum Venue und irgendwie könnte man sich keinen besseren Ort vorstellen.

Bizarre Radio: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich fürchte mich gerade ein wenig um ehrlich zu sein.

Kevin Devine: Musst du nicht.

Bizarre Radio: Du bist studierter Journalist. Es ist also schon ein wenig seltsam jemanden Fragen zu stellen, der genau weiß wie es funktioniert.

Kevin Devine: Das ist lang her. Und ich bin mir nicht ganz sicher ob ich damals wusste was ich tat, als ich es tat. Also keine Sorge.

Bizarre Radio: Welche Art von Journalismus?

Kevin Devine: Ich habe viel über Kunst, Kultur, Musik und Film geschrieben und Sonderbeiträge für Magazine. Alles freiberuflich, ich habe nie fest bei einer Zeitung gearbeitet.

Bizarre Radio: Du warst also kein Vollzeitjournalist.

Kevin Devine: Richtig, aber das kann eines Tages noch passierten.

Bizarre Radio: Sicherlich eine Option für die Zukunft, aber es wäre auch schade, schließlich schreibst du wunderschöne Songs.

Kevin Devine: Danke, aber manchmal kommt man zu dem Punkt an dem man seinen Lebensunterhalt sichern muss. Man könnte immer noch Musik schreiben, würde sie aber nicht mehr des Geldes wegen spielen.

Bizarre Radio: Okay, ...

Kevin Devine: Wir werden es sehen. Daumen sind gedrückt.
Bizarre Radio: Vielleicht arbeitest du irgendwann beim Time Magazine wenn es bis dahin noch existiert.

Kevin Devine: Ja, das ist ein sehr großes Wenn.

Bizarre Radio: Vielleicht war es doch der klügere Zug sich für die Musik zu entscheiden.

Kevin Devine: Schon komisch. Musik war damals die riskante Wahl im Vergleich zu den anderen Menschen ihn meinem Leben die eher traditionelle Karriereentscheidungen trafen. Und nun sind die Karrieren aller im Wandel begriffen und meine Entscheidung wirkt nicht mehr ganz so verrückt. Was nicht wirklich gut ist – sondern eher schlecht –
da es bedeutet, dass die Leben aller anderen auch verrückt sind.

Bizarre Radio: Ist das nicht das Leben?

Kevin Devine: Es ist das Leben... Mach dir keine Sorgen...

Bizarre Radio: Ich habe mir deinen Tourneeplan angesehen, welche relativ einschüchternd ist.

Kevin Devine: Ja ich mache viel. Spiele zwischen 180 und 200 Shows pro Jahr.

Bizarre Radio: Weißt du teilweise überhaupt wo du dich befindest, wenn du morgens aufwachst und spielt das überhaupt eine Rolle?

Kevin Devine: Es gibt diese Zeiten... Auf der letzten Tour wachte ich morgens in Dallas, Texas auf und ich war sicher ich sei in Detroit, was etwa 1500 Meilen von Dallas entfernt ist. Es gibt diese Momente. Ich muss sagen, dass ich seit Februar diesen Jahres – also innerhalb von fünf Monaten – in fünf europäischen Ländern, Australien und den gesamten USA getourt bin. Und nun bin ich wieder zurück in Europa.

Devine hat definitiv Gefallen am Tourleben gesteht aber auch, dass der Erhalt zwischenmenschlicher Beziehungen nicht ganz unaufwendig ist, sich aber durchaus als lohnenswert bezeichnen lässt. So gelingt es ihm auch musikalische Kooperationen auf die Beine zu stellen. Folglich kann man sich nach seinem 2009er Album Brothers Blood und der im Frühjahr erschienenen EP She Stay As Steam Ende diesen Jahre auf eine Gemeinschaftsveröffentlichung von Devine und dem Manchester Orchestra freuen.

Angelika Möller08.08.2010

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