Interview

HIM - Screamworks - Die neue Leichtigkeit des Schreiens

HIM

Screamworks - Die neue Leichtigkeit des Schreiens

Kaum haben sich die Herzensbrecher von HIM mit ihrem neuen Album “Screamworks: Love in Theory and Practice” bei uns zurück gemeldet, geht es für die Finnen auch schon wieder auf Tour. Kaum angekündigt waren dann auch die Shows in Deutschland restlos ausverkauft. Auch ein Secret MySpace Gig in Berlin diente bereits als Wegweiser für das kommende musikalische Jahr der Finnen. Bizarre Radio ließ es sich nicht nehmen vor dem Gig am 10. März 2010 im FZW in Dortmund mit Frontmann und Frauenschwarm Ville Valo ein Gespräch unter 4 Augen zu führen.

Bizarre Radio: Gestern Abend habt ihr in Amsterdam und die Nacht davor in Hamburg gespielt.

Ville Valo: Ja, daß waren ja die ersten beiden Shows der Tour.

Bizarre Radio: Wie geht es Dir und den anderen Bandmitgliedern denn da heute so?

Ville Valo: Gut. Aber das waren ja erst 2 Shows und es kommen noch 50 weitere oder so. Aber es lief gut. In Hamburg haben wir ja in den Docks gespielt und in Amsterdam dann im Paradiso. Aber wir haben da ja auch noch von MySpace aus so einen kleinen besonderen Gig in Berlin gespielt. Das war kurz nach der Veröffentlichung unseres neuen Albums „Screamworks“. Und dann gab es da auch noch eine weitere besondere Show im Garage in London am Valentinstag. Es ist schön zu sehen wie die Leute auf unsere neuen Songs reagieren. Aber wir sind noch ganz am Anfang von der Tour. Und es gibt immer einige Leute die wollen nicht aus dem Haus raus sondern genießen einfach nur die CD.

Bizarre Radio: Und wie waren bisher so die Reaktionen auf „Screamworks“?

Ville Valo: Viele Leute scheinen „Katherine Wheel“ sehr zu mögen. Das ist schön, denn es ist auch einer meiner Lieblingssongs vom neuen Album. Auch „Scared To Death“, das wird übrigens unsere zweite Singleauskopplung, ist sehr beliebt. Aber weißt Du, man weiß ja nie was Leute so mögen könnten. Und ehrlich gesagt hätten die Reaktionen weiß Gott schlimmer ausfallen können.

Bizarre Radio: Für mich ist „Screamworks“ ganz klar eine Steigerung. Liegt aber auch daran, dass „Venus Doom“ mir nicht so 100% gefallen hatte.

Ville Valo: Das freut mich zu hören.

Bizarre Radio: Ich weiß ja, dass Du mittlerweile keine Lust mehr hast irgendwelche Fragen über Dein Privatleben zu beantworten. Ich muß Dich da wohl dennoch etwas fragen, was aber hoffentlich akzeptabel ist.

Ville Valo: Na leg schon los.

Bizarre Radio: Was darf denn auf gar keinen Fall während einer Tour in Deinem privaten Gepäck fehlen?

Ville Valo: Meine Medizin. Ohne die kann ich nicht. Ansonsten versuche ich immer mit so wenig Gepäck wie möglich zu reisen. Ich habe z.B. nie mein Laptop mit dabei. Ich habe aber immer einen iPod mit dabei. Dieses Mal habe ich nur 3 paar Socken dabei. Ich wasche eh seit 15 Jahren meine Wäsche während einer Tour immer im Hotelwaschbecken. Aber da hat wohl jeder so seine eigene Methode wenn er unterwegs ist. Also ich brauche nur die Asthma-Medizin. Alles andere ist unwichtig. Okay, vielleicht noch die Kreditkarte für Notfälle. Und den Pass.

Bizarre Radio: Der ist wohl auch wichtig.

Ville Valo: Es kommt nur drauf an wo Du hinreist.

Bizarre Radio: Okay, dann wechseln wir mal das Thema und kommen direkt zur Musik. Ihr habt ja das neue Album “Screamworks: Love in Theory and Practice – Chapters 1-13” betitelt. Für mich ist das extreme lang und ich tue mich wirklich schwer mir den zu merken.

Ville Valo: Ach was, das ist ganz einfach. Merk Dir einfach nur „Screamworks“. Der Rest ist nur Untertitel. Mir war nur „Screamworks“ alleine zu kurz gewesen. Ich liebe Bücher die Untertitel haben, z.B. Tolkiens „Herr der Ringe“. Die Bücher haben ja auch alle noch einen Untertitel. Und das mit den „Chapters 1-13“ war auch nur noch ein Lückenfüller. Wir hatten da halt noch etwas Platz auf dem Cover über (grinst).

Bizarre Radio: Also wird es da keine weiteren Kapitel für die Zukunft geben?

Ville Valo: Bei der Special Edition gibt es ja das ganze Album noch mal auf einer weiteren CD als Akustik-Version mit dazu. Da geht es dann noch bis zum „Chapter 26“.

Bizarre Radio: Und wie bist Du dann auf die Idee gekommen das Album „Screamworks“ zu taufen?

Ville Valo: Keine Ahnung. Es ist mir einfach so eingefallen. Ich habe damals Aphex Twin gehört und dann noch T.S. Elliot gelesen. Und da war irgendwo was mit „scream“. Und wenn man mal genau hinschaut merkt man auch, dass der Titel sehr der Filmfirma Dreamworks ähnelt. Ich habe das Logo jetzt schon so oft gesehen. Das muß mich unterbewusst begleitet haben. Auf jeden Fall hat sich “Screamworks” gut angehört und gut lesen lassen. Und man kann das Wort „scream“ für so vieles benutzen, sei es für den Ausdruck von Schmerzen, Freude oder Ekstase. Und genau das gilt es auch zu verifizieren, denn irgendwie hören sich Schreie doch fast immer gleich an. Und dabei macht doch der Unterscheid gerade hier alles aus.

Bizarre Radio: So habe ich das ehrlich noch nie betrachtet. Ich habe übrigens noch gestern Abend ein älteres Interview mit Dir gelesen wo Du sagtest, dass ihr die Arbeit an „Screamworks“ am Halloween beendet hattet und damals geplant habt das Album am Valentinstag zu veröffentlichen.

Ville Valo: Na an Halloween war es fertig gemischt. Und ursprünglich hatten wir tatsächlich die Idee das Album am Valentinstag zu veröffentlichen.

Bizarre Radio: Hatte das was mit so einer Art Aberglauben zu tun? Manche Künstler sind das ja. Und man kann Halloween ja als das Dunkle, Böse ansehen und Valentinstag als das Fröhliche.

Ville Valo: Nein, (lacht) wir hatten einfach die Chance bis Halloween fertig zu werden und wir dachten, dass das ein gutes Ziel sei. Man braucht dann einfach keinen Kalender um sich ein gewisses Datum immer wieder aufzurufen. Halloween ist eben immer am selben Tag. Und so ist das auch mit dem Valentinstag. Ein Jahr bevor wir überhaupt wussten wann das Album fertig sein würde, hatten wir schon den Song „Like St. Valentine“ aufgenommen gehabt. Irgendwie war dann der Gedanke über den Veröffentlichungstermin wie so ein fehlendes Puzzelteil, was alles komplett gemacht hat. Aber es war ehrlich nur eine Aneinanderreihung glücklicher Zufälle und nichts Geplantes. Es hat sich dann auch einfach nur gut angehört. Aber schlussendlich konnten wir das Album nicht am Valentinstag rausbringen, da dies 2010 ein Sonntag war. Und jedes Land hat unterschiedliche Tage an denen dort Alben herausgebracht werden. So ist es immerhin die Woche vom Valentinstag geworden. Jetzt kann man die CD eben als schönes Valentinstagsgeschenk ansehen.

Bizarre Radio: Da hast Du Recht.

Ville Valo: Ja und das Album ist echt gut geworden wie ich finde – besonders wenn man einen guten Humor hat und Rock’n’Roll mag.

Bizarre Radio: Ich hab mich natürlich gestern Nacht auch noch mal auf die Songtexte gestürzt und bin da bei „Heartkiller“ hängen geblieben. Darin erwähnst Du Lazarus und Frankstein. Lazarus ist ja der Heilige für alle Sünder, Metzger und Geisteskranken. Dem hast Du dann mit Frankenstein einen verrückten Wissenschaftler gegenüber gestellt.

Ville Valo: Naja, Lazarus wurde doch eigentlich von Jesus von den Toten auferweckt. Und Frankenstein hat ja auch nur Tote reanimiert und wieder zum Leben gebracht.

Bizarre Radio: Ja, aber wie kannst Du das mit dem Thema „Liebe“ unter einen Hut bringen?

Ville Valo: Man fühlt sich doch im Grunde wie tot wenn man nicht verliebt ist. Das Herz fühlt sich völlig leblos an. Und dann braucht man eben jemanden der es wieder zum Schlagen bringt. Weißt Du, für mich ist das ganz einfach. Ich fühle mich wie Lazarus und brauche die Hilfe von Frankenstein um mich wieder lebendig zu fühlen.

Bizarre Radio: Interessant. Mir ist schon öfters aufgefallen, dass Bands gerne mit mystischen Sachen rumexperimentieren. Hat manchmal ja auch was von der Adaption von Horrorfilmen und so.

Ville Valo: Für mich bedeuten Lazarus und Frankenstein ja auch persönlich Erlebnisse. Und ich spreche in meinen Songs eben gerne in Rätseln. Besonders bei Sachen die mich sehr beschäftigen über die ich aber nicht direkt reden möchte. Es wäre für andere wohl auch nicht immer so wirklich interessant zu wissen um was es da geht. Für mich bedeutet das aber, dass die Songs eine gewisse Tiefe bekommen. Es ist auch egal woher ich die Vergleiche nehme, sei es aus Filmen oder aus Büchern. Wobei Mary Shellys „Frankenstein“ habe ich tatsächlich nie gelesen. Da habe ich mich dann wohl von einem Film inspirieren lassen. (grinst)

Bizarre Radio: Ah ja. Also magst Du Horrorfilme, ja?

Ville Valo: Ja.

Bizarre Radio: Wer ist denn dann da Dein Lieblingsschauspieler oder -film?

Ville Valo: Da gibt es viele Gute. Bei einer Band würde mir das einfacher fallen. Das wäre ganz klar Black Sabbath. Das ist irgendwie auch ein Horrorfilm. Aber bei Filmen? Mh, ehrlich gesagt fällt mir da gerade nur Hitchcock ein. Oder City Lights mit Charlie Chaplin. Da gibt es aber wirklich eine Menge guter Sachen.

Bizarre Radio: Okay, so langsam läuft uns die Zeit davon. Wir müssen leider langsam zum Ende kommen. Ich will ja auch nicht, dass alle nachher auf mich mit dem Finger zeigen, nur weil die Show zu spät anfing.

Ville Valo: Nein, keine Angst. Wenn dann liegt es an mir, weil ich nicht schnell genug zusammen gepackt bekomme. (grinst) Die sagen eh immer alle ich wäre da zu langsam.

Bizarre Radio: Na gut. Dann halten wir es jetzt auch kurz. Ich habe da noch ein paar Begriffe und möchte, dass Du mir einfach sagst, was Dir dazu in den Sinn kommt. Der erste lautet Romantik.

Ville Valo: Razorblade. (Anm. d. Red.: In Anregung an das Album “Razorblade Romance.)

Bizarre Radio: Fluch der Karibik.

Ville Valo: (lacht) Der Lidstrich von Captain Jack Sparrow.

Bizarre Radio: Rock’n’Roll.

Ville Valo: Iggy Pop.

Bizarre Radio: Tattoos.

Ville Valo: Kat von D.

Bizarre Radio: Edgar Allen Poe.

Ville Valo: Mein Rücken.

Bizarre Radio: Okay, dann habe ich jetzt alle Begriffe durch. Ich denke wir sind dann am Ende unseres netten Gesprächs.

Ville Valo: Cool. Danke.

Kurze zeit später war es dann soweit und HIM betraten mit ein wenig Verspätung, aber unter verzücktem Schreien der zumeist weiblichen Fans, die Bühne im FZW, die zuvor die kalifornischen Rocker von Dommin ihr Eigen nannten. 1200 Leute drängten sich in die zugegeben überschaubare Halle in Dortmund und wurden Zeugen eines zugegeben echt klasse Auftritts von HIM-Frontmann Ville Valo. Wie Phoenix aus der Asche präsentierte der charismatische Sänger zusammen mit seinen Bandkollegen ein Potpourri aus alten HIM-Klassikern und Songs des neuen Albums „Screamworks“.

Leider musste der Abend für viele der angereisten Fans wohl gegen 22.30 Uhr mit „Funeral Of Hearts“ viel zu früh enden. Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt aber dennoch über, denn die sympathischen Finnen wollen im Herbst dann noch einmal auf ausgedehnte Deutschlandtour kommen. Wer bis dahin nicht warten kann, der kann sich HIM auch schon bei Rock am Ring oder Rock im Park anschauen. Hyvää.

Kitty N.03.05.2010

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