Interview

Negative

Von Gefühlen auf der Bühne und Denksportaufgaben für den Interviewer...

Vor dem Konzert im Capitol traf ich Gitarrist Larry Love zu einem Interview. Er entschuldigte sich bereits bei unserer Begrüßung für sein müdes Aussehen, denn die Nacht vorher war etwas länger geworden. Nachdem wir uns gemütlich hingesetzt hatten, gab Larry mir offen und ehrlich Antwort auf meine Fragen.

AH: Der Zirkus namens „Anorectic“ ist auf Wanderschaft gegangen!
LL: Yeah.

AH: Es heißt jetzt: „Manege frei für Negative!“ Kannst Du mir eine kurze Zusammenfassung über Deine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen geben, die Du seit der Albumveröffentlichung gesammelt hast? Inwiefern sind Deine Erwartungen, und die der Band, eingetroffen? Gibt es etwas, dass sich von den Erfahrungen der anderen Veröffentlichungen unterscheidet, so dass Du sagen würdest: „Dies ist mit „Anorectic“ anders als vorher.“
LL: Ich denke, vielleicht… Dieses Mal haben wir diese etwas andere Art der inneren Einstellung. Als wir unser zweites Album „Sweet & Deceitful“ gemacht haben, war es in der Art…ähm. Du musst wissen, wir hatten mit unserem ersten Album sehr schnell einen gewissen Erfolg. Als wir dann unser zweites Album gemacht haben war es wie…Wir haben uns vielleicht selbst zu ernst genommen, denn wenn Du so schnell eine Menge Erfolg hast, dann nimmst Du es zu ernst, weißt Du. Du willst alles perfekt machen. Jetzt sehen wir es eher entspannter. Und auf der Bühne ist es jetzt viel aggressiver , aber das ist genau das, was ich erwartet habe. Es ist okay, denn es liegt an den Songs und passt dazu. Es ist jetzt immer eine schöne Erfahrung die neuen Songs zu spielen, weil Du nie weißt wie es wird, bis wir es dann vor Publikum spielen. Ich denke, dass alles wirklich gut läuft; ich mag es, diese neuen Songs zu spielen.

AH: Ihr habt jetzt schon in Japan und Russland getourt (Anmerkung des Verfassers: bejaht) und jetzt in Deutschland (nickt). Gibt es einen Unterschied zwischen den Fans, bzw. der Art, wie sich das Publikum verhält?
LL: Ja, ja, einen großen Unterschied. Die Leute aus Japan sind …Du musst ihnen sagen, was sie zu tun haben. Wenn Du ihnen sagst, sie sollen ihre Arme hochnehmen, werden sie es tun. Und wenn Du Lärm haben willst, musst Du es ihnen sagen.

AH: Das wird an der Art ihrer Erziehung liegen. Sie werden ja sehr zur Höflichkeit erzogen und gehen weniger aus sich heraus.
LL: Ja, ja. Und zwischen den einzelnen Songs sind sie wirklich leise. Sie hören jedem einzelnen Wort, das Jonne durch das Mikro sagt, genau zu. Es ist eine Art seltsames Gefühl, wenn alle so komplett ruhig sind. (fängt an zu lachen)

AH: (ebenfalls lachend) Ja, das kann ich mir vorstellen, denn ihr seid ja eher das Kreischen der Fans gewohnt. Dann kann das schon befremdlich sein. Und gerade hier in Deutschland drehen die Mädchen ja teilweise komplett durch, wenn sie euch sehen. Manche warten seit heute Morgen 10 Uhr vor der Halle.
LL: (lacht) Ja, ja, das ist so.

AH: Ich habe ein Video von eurem Auftritt in Moskau gesehen. Jonne springt ins Publikum und die Leute reißen ihm die Weste förmlich vom Leibe, so dass er nur noch mit Fetzen seines Oberteils auf die Bühne zurückkommt.
LL: (grinst) Yeah, das ist da total verrückt. Sie sind wie…Wenn Du nicht… Du musst dort sehr vorsichtig sein, oder sie reißen Dir Deinen Schmuck und Deine Klamotten und all diese Sachen vom Körper.

AH: Dann sind sie also noch verrückter als die Deutschen.
LL: (überlegt vor sich hinmurmelnd) Hmmmh,…Vielleicht in einigen Dingen. Ich denke, es ist deswegen, da in Russland die Dinge nicht so gut laufen. Die Leute haben schlechte Jobs mit noch schlechterer Bezahlung.

AH: Sie genießen alles Gute und Schöne dann ganz besonders…
LL: Ja, wenn sie eine Rockband, die sie mögen dort live sehen können,…sie sind so dankbar, dass sie es deutlich zeigen. Auch die Männer, sie sind so…Als ich nach dem Gig in einer Bar saß, da kam ein Mann von der anderen Seite her angerannt, umarmte mich (imitiert Das Rennen und Umarmen) und sagte: „Danke für Dein Solo! Ich danke Dir so sehr!“

AH: Ja, hier hören mehr Mädchen eure Musik. Woanders sind es auch viele Männer. Aber jetzt, mit dem neuen Album habt ihr auch hier bereits mehr Männer auf den Konzerten, als letztes Jahr.
LL: (nickt bestätigend) Ja, das denke ich auch. Die Songs sind zum Teil rockiger. Ich denke, es liegt daran.

AH: Ja. Ich hatte im Juli ein Interview mit Jonne, und er hat mir erzählt, dass ihr mit diesem Album eure bisher längste Tour haben werdet. Habt ihr eine spezielle Vorgehensweise, wie ihr eure Gigs vorbereitet, wenn eine Tour beschlossen worden ist? Wie geht ihr vor, wenn ihr die Songs dann vom Album live auf der Bühne umsetzt? Wie bereitet ihr das vor?
LL: Ah, zuerst proben wir die Songs für das Studio, und dann müssen wir natürlich einige Sachen immer verändern. Also…Nach dem Studio proben wir etliche Male und proben dann diese Änderungen und finden heraus, wie wir es auf der Bühne machen wollen. Es kommt ziemlich natürlich aus uns heraus. Du musst es nicht irgendwie erzwingen oder so…

AH: Also plant ihr nicht direkt, sondern probiert aus und nehmt das, was sich am Besten anhört?
LL: Ja, es ist wie…Es ist ein natürlicher Prozeß. Und bei diesen Songs auf „Anorectic“ ist Spielraum für Improvisation. Ich mag das, denn während unserer Freizeit jammen wir für gewöhnlich sehr oft. Wir machen diese Jam – Sessions und es ist frei. Du spielst, was immer Du willst, viele Stunden lang. Das ist wirklich…Wie kann ich es ausdrücken? Es klärt Deinen Geist.

AH: Ja, ich weiß, was Du meinst. Es befreit (nickt). Ihr seid zwei Gitarristen in der Band. Wie geht ihr an eure Arbeit heran? Habt ihr manchmal Meinungsverschiedenheiten darüber, wer welchen Part spielt? Und falls ihr welche habt, wie kommt ihr zu einer Lösung? Ihr habt auch beide total unterschiedliche Art und Weisen, wie sich euer Gitarrenspiel anhört. Bei Dir fühle ich mich oft an Guns´n´Roses, Aerosmith, Led Zeppelin, etc. erinnert.(nickt) Christus kann ich da nicht so genau einordnen, aber man kann genau heraushören, wer von euch was spielt, da es sich unterschiedlich anhört.
LL: Eigentlich entscheiden wir nicht, wer was spielt. Auch das entwickelt sich ganz natürlich. Bei der Zusammenstellung der Arrangements…Ich weiß nicht wie, aber es ist verblüffend. Es kommt einfach und funktioniert. Wir sprechen nicht darüber: „ Du spielst das Solo und ich jenes Solo.“

AH: Du und Jonne, ihr zwei schreibt eure Lieder. Wie gehst Du an die Arbeit an einen Song heran, den Du nicht mitgeschrieben hast. Überlegst Du Dir, wie Du Deine Gitarre spielst, damit der Song in eine bestimmte Richtung geht – sich z.B. nach Guns´n´Roses anhört?
LL: Es ist nicht so, dass ich dabei an andere Künstler denke, und wie ich es machen kann, dass sich der Song danach anhört, z.B. nach Guns´n´Roses oder Alice Cooper. Vielleicht…

AH: Oh nein, ich meine nicht, dass Du da nicht Deine eigenen Ideen hast, denn in vielen Songs ist Dein Gitarrenspiel auch typisch „Negative“. Aber manchmal, da hört man die Einflüsse der Musiker, die Du hörst einfach sehr stark heraus, z.B. in „A Song For The Broken Hearted“ erinnert mich Dein Solo und das Gänsehautgefühl, das man dabei bekommt total an „November Rain“ von Guns´n´Roses. (nickt bestätigend)
LL: Ja, es ist eine Art Tributsong für „November Rain“ und „Stairway To Heaven“ und „Dream On“ von Aerosmith. Aber ich weiß nicht. Der Sound für die Solos, gewöhnlich kommt er im Studio, oder manchmal auch schon vorher im Proberaum. Aber mit dem Produzenten testen wir dann den endgültigen Sound und solche Dinge aus. Aber ähm, dieses Mal hatte ich eine starke Vision davon, wie ich,…Diese verrückte Idee (fängt an, Gitarrenspielen zu imitieren und summt Riffs dazu), weißt Du, diese andere Art zu spielen (holt sein Plektron aus der Hosentasche hervor). Normalerweise spielst Du es so (hier mein Versuch der Wiedergabe, was Larry mir gezeigt hat: Plektron normal benutzen, mit Handunterseite zur Gitarre), ich habe es diesmal aber so gemacht (dreht die Hand so, dass jetzt die Fingerspitzen zur Gitarre zeigen, und sich dadurch der Winkel, in dem das Plektron die Gitarrenseiten berührt, ändert). Verschiedene Techniken. Ich habe meine Gitarrensolos nicht geplant, es war eher…Als ich die Solos gespielt habe, habe ich sie aus meinem eigenen Leben heraus gespielt. Lass es mich so sagen, Musiker spielen Dinge aus ihrem eigenen Leben. Das ist auch eine Art Improvisation. Du spielst, was immer Dir gerade so in den Kopf kommt. Ich hatte die Trennung von meiner Freundin letztes Frühjahr, und wir waren um die drei Jahre zusammen. Also war ich für ein Jahr oder so ziemlich depressiv…

AH: Ähm, ein Jahr? Du meinst ein halbes, denn wir haben jetzt Herbst.
LL: Oh nein, es war nicht diesen Frühling, entschuldige. Es war der Frühling davor. Ich verwechsle gerade die Jahre, entschuldige (schmunzelt). Aber, weißt Du, es war eine ziemlich deprimierende Zeit, als wir mit der Arbeit an dem Album angefangen haben…

AH: Ja, ich weiß. Jonne hat mir das damals erzählt, dass einige von euch ziemliche Probleme im Privatleben hatten.
LL: Ja, ja, das ist richtig. Ich denke, man kann das auch auf der Platte hören.

AH: Ja, auf jeden Fall. In den Melodien, den instrumentalen Arrangements und den Texten. Gerade bei den Texten zeigen einige direkt Beziehungsprobleme, andere lassen Spielraum für Interpretationen in andere Richtungen persönlicher Natur.
LL: Ja, ja, das stimmt.

AH: Wo wir bei Texten sind: Auf dem Cover habt ihr Textpassagen der einzelnen Songs. Die einzige Passage, die ich keinem Song zuordnen konnte, ist folgende: „You´re my only one I ever loved / My chosen one I could always trust“ Was hat es damit auf sich?
LL: Eigentlich ist es von einem Song, den wir geplant hatten, mit auf das Album zu nehmen.

AH: Ah ja, Jonne hatte mir das letztes Mal erzählt. Ihr habt einen Song mehr aufgenommen, euch aber dann entschieden, ihn doch nicht mit auf dieses Album zu nehmen. (nickt)
LL: Ja, der Text gehört zu dem Song. Er heißt „Blood On Blood“

AH: Vielleicht hören wir den dann ja auf dem nächsten Album
LL: Ja, vielleicht. Wir werden sehen.

AH: Ihr habt das Geburtsdatum von Jean Sibelius (finnischer Komponist) mit auf das Cover genommen, Was hat es damit auf sich?
LL: Weißt Du, wir brauchten so etwas Älteres. Das Cover ist aufgemacht wie eine alte Zeitung oder ein Poster. Wir haben dieses Mal eine Menge Streichinstrumente mit auf der Platte und Snack und (grübelt)…Blackout! Ich kann mich nicht an den Namen erinnern…

AH: Jussi, der das Layout gemacht hat.
LL: Ja, Jussi. Sie haben das Layout gemacht. Irgendwie haben wir gedacht, er ist ein so berühmter, und ich denke, ein wirklich talentierter, Komponist. Also haben wir es mit auf das Albumcover genommen. Und dann ist da die Nummer fünf. Und da gibt es eine bestimmte Bedeutung hinter. Du musst es mit Sibelius in Verbindung bringen. Es hat was mit Leben und Tod zu tun. Ich möchte nicht die ganze Geschichte erzählen…(grinst)

AH: Okay, dann werde ich versuchen, es herauszufinden.
LL: Finde heraus, was dem Tag passierte, an dem Sibelius starb. Nummer fünf ist der Schlüssel zur Lösung.

AH: Okay, ich werde es herausfinden, sobald ich nächstes Wochenende Zeit dazu habe, denn jetzt kann ich noch nichts damit anfangen. Aber Du hast mir jetzt was für meinen Kopf mit auf dem Weg gegeben (grinsend)
LL: Ja, finde es heraus (ebenfalls grinsend)

AH: Wenn es zu den Live – Show kommt, hast Du einen Song auf dem neuen Album, den Du gerne spielst, bzw. einen, den Du nicht so gerne spielst?
LL: Hmh, ich spiele wirklich gerne „One Last Shot“.

AH: Oh ja, der Song ist genial. Er ist einer meiner Lieblingsstücke auf dem Album.
LL: Ja, er ist auch einer meiner Lieblingsstücke. (überlegt) Nein, eigentlich ist da kein Song, den ich nicht gerne spiele.

AH: Gibt es einen, wo Du sagen würdest, er ist schwieriger zu spielen als die anderen?
LL: Ja, da sind einige Songs, die etwas schwieriger zu spielen sind. Hmh, vielleicht „A Song For The Broken Hearted“ . Es ist ein langer Song mit vielen Teilen und Du musst wirklich aufmerksam sein, wenn Du ihn spielst. Du musst langsamer werden, wenn Du vorher die rockigeren Stücke gespielt hast. Ich muss also runterkommen und es leichter nehmen. Es ist wie…Und da ist dieses Slide – Gitarrensolo. Es ist das erste Mal, dass ich Slide mit einer Gitarre benutze, also muss ich (und an dieser Stelle rummst es einmal laut und kräftig beim Bühnenaufbau, so dass ich leider nicht aus meinen Aufzeichnungen heraushören konnte, was Larry gesagt hat).

AH: Wir sind beim Thema Live – Shows. Was ist da für Dich das Wichtigste? Die Stimmung der Leute, die ganze Atmosphäre, die Bühnenperformance, Dein Outfit,… Was ist für Dich wichtig?
LL: Ich denke, dass es bereits bei uns sechsen anfängt. Wenn da bereits ein tolles Gefühl Backstage vor dem Gig ist, und Du weißt, dass dieser Gig großartig wird, da es keine technischen Probleme oder so was gibt. Dann macht das Publikum wirklich neunzig Prozent der Show aus. Hier in Deutschland kommen so viele Leute, um uns zu sehen. Gestern war ausverkauft…

AH: Ja, aber es war absehbar, dass es diesmal so sein wird. Viele Leute haben euch während eurer ersten Tour hier noch nicht gekannt und waren hinterher sauer, dass sie nicht mitbekommen hatten, dass ihr im September 2005 hier auf Tour ward. Und dann hattet ihr die Tour mit HIM und The Rasmus, und das war wirklich lustig. Ich hatte ein Negative – Shirt an, und die Leute haben mich nach den Konzerten angesprochen, weil sie mehr über euch wissen wollten und mich total über euch ausgequetscht (fängt an zu lachen). Ich war ein wandelndes Negative – Informationscenter oder so was in der Art. (lacht noch mehr). Ihr habt euch im Februar eine Menge Leute mit euren Live - Shows eingefangen, und die sind heute hier.
LL: Ja, aber vielleicht. Es sind zwei Dinge gleichzeitig. Das Spielen mit den Jungs und das Spielen mit dem Publikum. Diese beiden Dinge zusammen erzeugen eine Art…wie soll ich es sagen…Verbindung.

AH: Ja, und das alles ist interessant für mich zu hören, deswegen möchte ich Dich auch fragen, wie es ist, wenn Du auf die Bühne gehst. Was fühlst Du, was siehst Du, was denkst Du, was Fällt Dir auf,…?
LL: Ich gehe gewöhnlich über die Bühne und sehe das Publikum. Ich schaue auf das Publikum, wie es ist, denn ich sehe es in dem Moment zum ersten Mal. Ich schaue, ob die viele Leute sind, weißt Du, ob sie schreien und durchdrehen. Es ist ein wirklich gutes Gefühl. Es ist etwas, was Dich in eine glückliche Stimmung versetzt. Da ist dann dieses Adrenalin, das in Deinen Venen pumpt, und Du sagst Dir:“ Lass uns anfangen! Lass uns diesen Ort rocken! Und dann, wenn die Songs anfangen, ist es, als ob Du allen inneren Druck in Dir drin loslässt. Einfach nur spielen, entspannt sein und es genießen. Es ist für mich nicht wie ein Job; ich muss das tun. Wenn wir keine Gigs spielen, dann vermisse ich sie. Es ist eine wirklich schöne Situation.

AH: Neben dem Spielen und die Konzentration auf die Musik, hast Du immer noch Zeit, dass Publikum zu beobachten und zu sehen, welch verrückte Dinge es manchmal macht?
LL: Ja, es ist so, dass wir, je mehr Shows wir spielen, die Songs nach und nach vertrauter werden. So hast Du dann mit jedem Mal mehr Zeit, Dich auf das Publikum zu konzentrieren, wenn die Songs dann ganz natürlich aus Dir herauskommen. Jetzt musst Du Dich immer noch etwas auf die Songs konzentrieren, weil die Songs noch neu sind.

AH: Okay, aber das wir dann mit steigender Zahl der Gigs weniger.
LL: Ja, ja natürlich. Es wird Tag für Tag besser.

AH: Was machst Du während der letzten Minuten, bevor eine Show beginnt? Habt ihr alle zusammen so etwas wie ein Ritual?
LL: Normalerweise nicht. Jeder hat seine eigene Art und Weise. Christus boxt, Jonne bereitet seine Stimme auf den Auftritt vor. Wenn er nervös ist, legt er sich einfach mit den Händen an seinen Ohren auf den Boden. Ich rauche eine Menge Zigaretten und trinke Wasser. Aber gestern haben wir diesen Kreis ausprobiert, der Kraft geben soll. Weißt Du, wo sich alle umarmen und dann (fängt an zu summen, ähnlich wie bei einem Mantra). So geht das dann. Es war eine Art spaßige, angenehme Erfahrung. Wir werden sehen, ob wir es heute wieder machen. Vielleicht ist es etwas, das bleibt, und das wir dann immer machen werden. Wir werden sehen…

AH: Ist es für Dich interessant, zu hören, wie Fans eure Songs verstehen? Und was denkst Du, wenn Du hörst, dass eure Musik ihnen hilft?
LL: Das ist das Großartigste an diesem Job, denn Du spendest… Diesmal haben wir die Aufnahmen im November 2005 gestartet und im Juni oder Juli 2006 beendet. Das ist eine lange Zeit, immer wieder die gleichen Songs zu hören. Es kommt Dir aus den Ohren heraus, dauernd dieselben Songs zu spielen. Es ist wirklich interessant, wenn Du die ganze Zeit daran gearbeitet hast. Dieses Mal haben wir mit allem sehr sorgfältig gearbeitet. Das Cover, das Zirkusthema und so, weißt Du (nicke bestätigend). Es ist wirklich interessant zu sehen, wie die Leute…Ich gehe gewöhnlich zu meinen Eltern und verbringe dort mehrere Stunden während der Woche. Ich gehe in die Sauna und dann verbringe ich einige Stunden damit, auf den Webseiten zu lesen, was die Leute über die Platte sagen. Es ist so interessant, zu hören, was sie denken und fühlen. Da sind einige Geschichten und Emails von Leuten, weißt Du, sie haben Probleme und schöpfen durch unsere Songs neue Hoffnung. Da ist dieser Typ aus Finnland, der sich den gesamten Text von „Angels Won´t Lie“ auf den Arm hat tätowoeren lassen. Es ist wie…Was kann Dir ein besseres Gefühl geben, als so etwas.

AH: Also macht es Dich glücklich?
LL: Ja, es ist ein wirklich gutes Gefühl, dass man dabei hat.

AH: Deine Lohn dafür, dass Du all die Energie hineingesteckt hast. Vielleicht Dinge hast aufgeben oder verlieren müssen, damit diese Platte entsteht. Deine Probleme und Sorgen, die haben hinten anstehen müssen oder nicht gelöst werden konnten. So bekommst Du viel zurück und vielleicht auch etwas Kraft, um weiterzumachen.
LL: Ja, ja, genau so ist das.

AH: Was ist Deine größte Angst in Bezug auf Musik und auf Dich selbst? Und wie gehst Du damit um?
LL: Ich weiß nicht so genau, aber ich denke, es ist, gesund zu bleiben. Weißt Du, es ist etwas, das an einem selbst liegt; das man darauf achtet. Aber ich bin leider jemand, der nicht so gesund lebt. Ich mache keinen Sport. Und wenn Du tourst, dann kannst Du nicht besonders gut schlafen. Du hast immer unterschiedliche Zeiten, an denen Du schlafen gehst und an denen Du aufstehst. Dann, wenn ich nach Hause gehe, ist es wieder total anders. Es wechselt die ganze Zeit hin und her. Ich versuche immer, all diese Vitamine und das ganze Zeug regelmäßig zu nehmen, aber ich…Dann mag ich es, eine Menge Alkohol zu trinken. Ich mache das Zuhause, ich mache es nicht während der Tour…

AH: Ja, Du hast Deine Probleme damit erwähnt. Ich möchte aber nicht weiter darauf eingehen, ich denke, wir alle wissen, wie das ist. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du es schaffst, dieses Problem zu bewältigen, möchte aber nichts weiter dazu sagen oder fragen, da ich das ungern veröffentlichen würde.
LL: Ja, es wird besser, es geht vorwärts. Danke! Lass uns einfach gesund bleiben, weißt Du.

AH: Was sind eure Pläne nach der Tour und für 2007? Wird es einen Silvestergig geben?
LL: Wir werden nicht, wie letztes Jahr im Tavastia (Club in Finnland) spielen.

AH: Ja, ich weiß. Aber werdet ihr einen Gig haben?
LL: Ich weiß nicht. Ich kann mich an ein Gespräch erinnern, dass wir diesmal an Silvester frei haben, denn wir haben die letzten drei oder vier Jahre immer an Silvester gespielt. Lass uns sehen. Vielleicht wird es doch noch einen Gig geben.

AH: Mal sehen. Wir sind so oder so in Finnland zu der Zeit und werden sehen, was kommt.
Ihr habt da oben ja genug Möglichkeiten, die man ansonsten wahrnehmen könnte.
LL: (fängt an zu lachen) Ja, ja, das stimmt.

AH: Weihnachten steht vor der Tür (er stimmt mir brummend zu). Was bedeutet es Dir? Denkst Du es ist Kommerz oder Nostalgie? Und wie feierst Du es? Und wenn der Weihnachtsmann Dir drei Wünsche erfüllen würde, was wünschst Du Dir?
LL: Weihnachten ist für mich…Ich verbringe es mit meiner Familie. Mit meinem Vater, meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Bruder. Ich habe eine kleine Schwester und einen kleinen Bruder. Und mit meiner Großmutter. Wir essen alle zusammen an Weihnachten.

AH: Also ganz traditionell?
LL: Ja, mit traditionellem Essen und all diesen Dingen. Es ist einfach nur entspannen, in die Sauna gehen und so. Die Bedeutung ist für mich also entspannen und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Es ist etwas schwierig diesmal, weil wir die Tour in Finnland haben, weißt Du. Da ist es manchmal etwas schwierig…Weißt Du, wenn Du von der Tour zurückkommst, dann ist es, als ob es weiterhin so wäre wie auf Tour.

AH: Man kann nicht sofort entspannen und hat noch diese ganze Aufregung in sich drin…
LL: Ja, Du müsstest entspannen, aber es ist hart, diese Entspannung zu finden.

AH: Ja, ich kenne so was auch. Sag mir doch noch Deine drei Wünsche…
LL: Meine drei Wünsche…Die größte Band des Universums zu werden (wir fangen beide an zu grinsen). Gesund bleiben. Das wir sechs und alle Menschen, die ich liebe, gesund bleiben. Und dann hoffe ich, dass mein Vater sein Glück finden wird.

AH: Okay, eine etwas andere Frage zum Schluss: Du kannst Dir eine Frau aussuchen, mit der Du ausgehen kannst. Wen wählst Du und warum gerade sie?
LL: Oh…(fängt an zu schmunzeln). Vielleicht…Lass mich mal kurz darüber nachdenken. Vielleicht Madonna, denn sie hat so eine großartige Karriere hinter sich und immer noch, dass ich mir vorstelle, es könnte sehr interessant sein, darüber mit ihr zu reden.

AH: Gut, wir sind fertig, unsere Zeit ist um. Vielen Dank, dass Du meine Fragen alle beantwortet hast. Ich freue mich schon auf die Show heute Abend und wünsche euch noch viel Erfolg für die Tour.
LL: Danke, vielen Dank. Hab noch einen schönen Tag und ich wünsche Dir viel Spaß heut Abend.

Larry versprach mir beim anschließenden obligatorischen Fotoschnappschuß, eine ordentliche Rockshow hinzulegen. Das haben die Jungs am Abend auch getan und es war, wie immer, eine sehr angenehme Erfahrung, mit einem von ihnen zu sprechen.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an Nadine und an Dirk von Roadrunner Records für den unkomplizierten Ablauf.

Alexandra Holler07.11.2006

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