Interview

Fire in the Attic

"Ein gewisser Druck war natürlich vorhanden..."

Am 11. April ist es soweit, dann nämlich erscheint mit “Crush/Rebuild“ das neue Album der deutschen Emo(Core) Hoffnungsträger Fire In The Attic. Grund genug für uns einmal nachzufragen wie denn so die Lage ist knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung der Debüt EP “Decision & Action“. Sänger Ole Feltes stand uns Rede und Antwort zur neuen Platte, den Live Aktivitäten von Fita und natürlich auch zu euren Fragen, die Ihr uns fleißig eingesendet hattet. Und schon geht`s los:

Interview Pt. 1: die neue Platte!

Bizarre Radio: Das letzte Jahr brachte euch begeisterte Reaktionen auf eure Debüt EP sowie eure ersten Konzerte, in diesem Jahr seid ihr live sehr erfolgreich als Support für Hot Water Music und Taking Back Sunday gestartet. Nun steht euer Debüt Album “Crush/Rebuild“ für den 11. April in den Startlöchern und wird allerorten gespannt erwartet. Wie sieht es mit euren eigenen Erwartungen für die Veröffentlichung des
Albums aus?

Ole//FireInTheAttic: Nun, meistens hat das was man so seine „Erwartungen“ nennt, mit der später eintreffenden Realität wenig zu tun. Dementsprechend bin ich da immer etwas vorsichtig mit irgendwelchen tollkühnen Vorraussagen. Hätte man mich zum Beispiel vor anderthalb Jahren nach den Erwartungen bezüglich der EP gefragt, hätte ich wahrscheinlich meilenweit daneben gelegen mit meinen Mutmaßungen. Daher lasse ich mich auch dieses Mal einfach überraschen was da so auf uns zukommt. Was ich aber freudig erwarte, sind die vielen Club- und Festivalshows in diesem Jahr, wo wir unsere neuen Songs endlich Live präsentieren können.

Bizarre Radio: Nach gerade mal einem Jahr Bandgeschichte habt Ihr verdientermaßen fast ausschließlich positives Feedback bekommen, sowohl aus der Presse Ecke als auch von Fans direkt. Habt ihr beim Schreiben der neuen Songs fürs Album in dieser Richtung irgendwie Druck verspürt oder kümmert einen als Band so was nicht mehr, sobald man im Probenraum oder im Studio steht und tatsächlich an den Songs feilt?

Ole//Fita:Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Vorbereitungsphase dieses Mal genauso ungezwungen war, wie zum Entstehungszeitpunkt der EP, deren Aufnahme ja noch fern von jeder öffentlichen Beobachtung stand. Ein gewisser Druck war dieses Mal natürlich vorhanden, da man ja allein schon bedingt durch den eigenen Anspruch an sich Selbst, versucht seine Leistungen zu steigern. Alles Gegenteilige würde ja einen „Rückschritt“ bzw. „Stillstand“ bedeuten, was in der Regel nicht besonders befriedigend ist. Als wir dann allerdings im Studio anfingen mit den Aufnahmen, haben wir uns dann eh darauf konzentriert, eine Platte zu machen die UNS gefällt und die wir gerne hören würden. Ich glaube, das ist das funktioniert erheblich besser, als wenn man versucht zwanghaft eine Platte zu machen, die allen gefallen soll. Daher sind wir mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden.

Bizarre Radio: Obwohl auf dem neuen Album mit “Fracture“ der wohl schnellste FITA Song bislang vertreten ist, schlagt ihr hier und da auch mal ruhigere Töne an als man es bisher von euch gewöhnt war. Insgesamt wirkt “Crush/Rebuild“ nicht ganz so impulsiv wie “Decision & Action“ sondern eher überlegter und durchdachter. Welche Unterschiede seht Ihr zwischen den CDs in Bezug auf das Songwriting?

Ole//Fita: Das Songwriting hat sich insofern verändert, als das wir im vergangenen Jahr durch die vielen Shows und die viele gemeinsam verbrachte Zeit als Band natürlich noch mehr zusammengefunden haben. Die EP war ja, nachdem sie nur knappe drei Monaten nach unserer Gründung aufgenommen wurde, ein regelrechter „Schnellschuss“. Ich finde, die Songs auf dem neuen Album sind insgesamt ausgewogener, schöner strukturiert und vor allem abwechslungsreicher als noch auf der EP. Vor allem der zu letzt genannte Punkt hat auf einer Platte mit fast 45 Minuten Spielzeit auch eine ganz andere Bedeutung als bei einer EP mit nur 5 Songs. Und Soundtechnisch konnten wir bei der Produktion zusammen mit Martin Buchwalter auch noch mal eine ganze Menge mehr rausholen. Wie schon gesagt: Wir finden’s toll! :)

Bizarre Radio: Bei “Veritas“ habt ihr euch gesangliche Unterstützung von Daniel Kleinbauer von Crash My Deville hinzugeholt. Entsprechend der Stimmlage des Herrn ist der Track der wohl härteste Song des Albums geworden und klingt streckenweise ein wenig nach Metalcore. Ist diese Richtung etwas, was ihr euch für euren Sound auch für die Zukunft vorstellen könntet?

Ole//Fita: Es ist natürlich sehr schwer, so kurz nach einer so aufwendigen Produktion schon wieder was über die zukünftige Richtung etwaiger neuer Songs zu sagen. Im Moment machen wir uns da wohl alle weniger Gedanken drum und sind erst mal gespannt, wie die Reaktionen auf unsere aktuelle Platte ausfallen werden. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass wir uns ungern selber einschränken, da wir ja im Endeffekt immer weiter die Musik machen wollen, die wir selber mögen. Aber eine reine Metalcore-Platte werden wir wohl so schnell nicht raus bringen, da ich ganz doll Angst vor zu viel Krach habe:)

Bizarre Radio: Ich würde gerne etwas näher auf den Song “Dressed In Red“ eingehen, bzw. auf dessen Lyrics, die ja ziemlich düster und pessimistisch geraten sind, jedenfalls wirken sie so. Geht es in diesem Song darum, dass man sich manchmal hilflos gegenüber den Problemen Anderer vorkommt, da man selbst Kopf und Herz zu voll mit eigenen Sorgen hat?

Ole//Fita: Vorweg ist zu sagen, dass unsere Songtexte ganz bewusst durch ihren metaphorischen Aufbau immer viel Platz für die jeweilige Interpretation des Zuhörers lassen. Dennis und Ich, die wir für den Hauptteil der Texte verantwortlich sind, hegen eindeutig eine gewissen Sympathie für düstere Bilder und Bildsprache, sowie auch der dadurch freigesetzten Kraft der Worte. In den Text von „Dressed in Red“ könnte man also dementsprechend verschiedene Dinge reininterpretieren. Ich persönlich habe dabei aber tatsächlich immer vorrangig an die, von Dir vermutete Aussage gedacht. Wenn einer geliebten oder auch nur geschätzten Person irgendwas Unschönes widerfährt und man Selbst kann nichts zu Verbesserung der Situation beitragen, kann man sich zuweilen fürchterlich hilflos fühlen. Ich denke, dass kennen die meisten Menschen aus eigenen Erfahrung.

Bizarre Radio: Das wirklich sehr schick geratene, Collagen-artige Artwork zu “Crush/Rebuild“ hat euer Gitarrist Richard kreiert. Hat er Pläne in diesem Bereich auch für andere Bands tätig zu werden oder hat er sogar schon für andere Bands Designs entworfen?

Ole//Fita: Richard macht schon länger sehr viele Sachen auch für andere Bands Labels und Firmen. Vom T-Shirt-Design bis hin zur ganzen Website hat er schon für alles Mögliche für andere Bands entworfen und sich mit der Zeit einen, wie ich finde sehr schönen, eigenen Stil entwickelt.

Bizarre Radio: Auf einem Sampler vom japanischen Label Ambience Records war bereits euer Song „Decision & Action“ vertreten, im Mai wird das neue Album durch den größten Indie Vertrieb CR in Japan erhältlich sein. Wie kam es genau zu dieser Zusammenarbeit? Wie fühlt ihr euch bei dem Gedanken, dass bald Kids in Japan eure Songs hören werden und gibt es schon Tourpläne in Fern-Ost?

Ole//Fita: Wie genau es jetzt zu dem Kontakt zwischen Japan und uns gekommen ist, weiß ich leider nicht, da solche Dinge über unser Label-Zuhause Redfield-Records laufen. Die haben auch den Vertrag mit dem CR Japan-Vertrieb geschlossen und nicht wir als Band selbst. Dass unsere Aufnahmen in deren Hause so gut ankamen und dass wir nun die Möglichkeit haben, unsere Platten da anzubieten ist natürlich eine überwältigende Sache auch wenn wir uns im Moment noch vorrangig auf den europäischen und deutschen Markt konzentrieren werden. Sollte aber die Platte dann im Japan einigermaßen ankommen und wir würden daraus folgend ein Angebot für Shows dort drüben bekommen, würden wir das Selbige natürlich nicht ausschlagen – ganz im Gegenteil.

Interview Pt. 2: Leser-Fragen.

Jan Steinmann: Fire In The Attic? Wieso nicht Fire In The Basement? Volker Kosakowski: Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen, hat da jemand selbst gezündelt? Andreas Friedrichs: Hat euer Bandname einen autobiographischen Hintergrund?

Ole//Fita: Der Name “Fire in the Attic” steht für mich persönlich vorrangig für eine gewisse Energie die wir ja auch mittels unserer Musik transportieren möchten, viel mehr aber auch nicht. Gott sei Dank hab ich also keine haarsträubende Geschichte auf Lager, wo ich unseren Namen an Hand einer wahren Gegebenheit bzw. an einem wirklich brennen Speicher erklären könnte. Das einzige was bei mir jemals gebrannt hat, war ein vergessener Toast in der Küche und das hat mir in Sachen Qualmentwicklung auch voll und ganz gereicht. Und „Fire in the Basement“ heißen wir nicht, weil das jawohl ziemlich beknackt klingt:)

Anna Bird: Ihr seid ja mit euren Bands (den Vorgängern von FITA) schon ziemlich lange unterwegs. Welche Tipps könnt ihr an Nachwuchsbands weitergeben, die über einen lokalen Status hinaus erfolgreich sein wollen?

Ole//Fita: Also große Geheimrezepte gibt es da ja nicht, zumindest keins was ich kenne und verraten könnte. Grundsätzlich denke ich aber, dass ein gefestigtes Bandgefüge die absolute Grundvorrausetzung für alles folgende ist. Wen man schon beim zweimaligen Proben in der Woche von einander angenervt ist, wird man später auch keine längere Tour zusammen durchstehen können. Darauf würde ich aus eigener Erfahrung immer ganz besonders achten.

Henning: Wie hat euch die Zeit in den früheren Bands geholfen, um jetzt gemeinsam als Fire In The Attic durchzustarten?

Ole//Fita: Natürlich ist es von großem Vorteil, dass wir alle schon viele Erfahrungen mit unseren Vorgängerbands sammeln konnten. Dadurch waren wir in der Lage, vieles schneller umsetzen und auch noch viele Kontakte und Freundschaften innerhalb der Szene zu besitzen, die uns von Anfang an einen guten Start erst ermöglichten. Wir mussten halt nicht ganz von vorne anfangen, sondern konnten teilweise an die Arbeit davor anknüpfen.

Till Schormann: Von wem würdet Ihr gerne, aus musikalischer Sicht, als geheime Helden bezeichnet werden?

Ole//Fita: Als „Held“ möchte ich an sich überhaupt nicht bezeichnet werden…Letztens hat ein lustiger Herr mich im Vortext zu einem Interview „Emo-König“ genannt. Das hat dann zu so viel Spott vom Rest der Band geführt, dass ich lieber nicht mehr wissen will was passiert, wen mich mal jemand „Held“ nennt:) Grundsätzlich freuen wir uns aber natürlich über jedes Nette Wort und auch jede konstruktive Kritik, die wir erhalten, ganz unabhängig von der jeweiligen Person.

Marcel Hufenreuther: Mit welcher Band würdet ihr in der Zukunft gerne mal auf Tour gehen?

Ole//Fita: Och, es gibt ne Menge Bands ich persönlich toll finde und mit denen ich gerne noch die Bühne teilen würde. Das wichtigste ist erstmal überhaupt viel spielen können. Mit wem ist dabei nebensächlich.

Martin: Habt ihr vor noch mehr außerhalb von Deutschland zu spielen, um auch woanders Fans zu gewinnen?

Ole//Fita: Klar werden wir auch versuchen neben den zwei bisherigen Shows in der Schweiz noch weitere Shows im Ausland zu spielen. Aber auch in Deutschland waren wir ja noch lange nicht überall und so gibt es bestimmt noch viel zu entdecken?!

Katja Funck: Was waren eure schlimmsten Jungenstreiche?

Ole//Fita: Da ich die zeitlichen Begrenzungen der jeweiligen Verjährungsfristen nicht genau kenne, halte ich mich an dieser Stelle doch lieber mal diskret zurück:) Außerdem bin ich wohlerzogen und immer artig gewesen.

Ralf Platschkowski: Angenommen es gibt das Bardo (Zwischenstation der Reinkarnation, Buddhismus) und nach eurem Tod steht ihr vor einer Art Gott, der über eure kommende Reinkarnation entscheidet. Was würdet ihr auf seine Frage antworten, was ihr zu Lebzeiten auf Erden wichtiges fabriziert habt?

Ole//Fita: Ach Du Schreck! Also mal abgesehen davon, dass ich mir alle Mühe geben werde diesen „Bardo-Gott“ so schnell nicht zu Gesicht zu bekommen, müsste ich bisher hoffen, dass der Chef da oben sich mit einem „Ich hab’ verdammt viel Krach gemacht da unten“ zufrieden stellen lässt und sich vielleicht aufgrund eines sympathischen Lächelns zur Freigabe der alles entscheidenden Tür überreden ließe. Wenn das aber alles nicht klappt werde ich mich mit der Antwort: „Gehe sofort in die Hölle – wenn Du über ‚Start’ kommst ziehe keine 2000$ ein“ zufrieden stellen müssen:)

Bogatzke 03.04.2005

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