Cd-Besprechung

Fire in the Attic

Cum Grano Salis

Redfield Records
Vö: 18.04.2008

Bewertung: 10 Punkte
Leserwertung: 10.1 Punkte
Stimmenzahl: 13

Bei kaum einer Veröffentlichung in diesem Jahr könnt ihr (die werten Leser) statistisch gesehen mehr mitreden als bei Fire In The Attics „Cum Grano Salis“.
Das Album gab es nämlich als Bonusbeilage zu einer nicht ganz unbekannten, alternativen Musikzeitschrift mit einer starken Auflage. Visionen braucht man.
Und schon streiten sich die Musikgelehrten und die Szenepolizei darüber, ob diese Marketingstrategie genial oder ein totaler Griff ins Klo ist. Die Wahrheit wird wohl wie immer zwischen den Extremen liegen.
Mir ist es persönlich ziemlich schnuppe wie die Bonner sich verkaufen. Sollen sie doch machen was sie wollen, solange die Musik stimmt.
Einerseits gibt es massig neue Hörer und einen ungeahnten Bekanntheitsschub, andererseits bandelt man in vetternwirtschaftlicher Manier mit einem sonst kritischen Medium an und sorgt für Unmut bei einigen verbohrten Fans der frühen Stunde und den regulären Cd Käufern. Klar, die reguläre Version von „Cum Grano Salis“ hat ein fettes Booklet und eine Bonus Cd anbei, aber ob das der ultimative Kaufanreiz ist, wage ich stark zu bezweifeln.
Es ist denkbar, dass Redfield und Fire In The Attic viel gewagt haben um neue Wege in der Musikvermarktung zu bestreiten und im Endeffekt eine Menge verloren haben.
Das „Worst Case Scenario“ sieht folgendermaßen aus: Das investierte Geld futsch, die treuen Fans vergrault und kein neues Klientel (äähm, Fans) erschlossen, weil die Cd nicht der Bringer ist.
Der zuletzt genannte Punkt soll an dieser Stelle genauer untersucht werden. Schon „I'll Beat You, City!“ hatte für Furore gesorgt und am Ende etwas enttäuscht. Zu sehr auf den momentan angesagten „Beatsteak Rock“ angelegt und zu sehr am momentanen Zeitgeist ausgerichtet. Ungefähr so hip wie gestreifte Pullis und Vans Slipper bei Männern und Lederjacken bei Frauen. Zu hip.
Und genau dasselbe Phänomen wird mit jeder Minute von „Cum Grano Salis“ mittransportiert. Der heiße Scheiß soll es sein. Ist es aber nicht. Fire In The Attic sind eine wirklich gute Band und gehören sicherlich zu Deutschlands Vorzeigebands, aber das neue Album ist nicht des Pudels Kern. „Senses Riding Shotgun” und “Sleep! Don't Breath!” haben zwar gute Refrains und gehen ins Ohr, aber ihnen fehlt die zündende Idee und das eigenständige Riff mit einem unverkennbaren Wiedererkennungswert.
Instrumental ist wieder alles im ganz grünen Bereich. Exakt gespielt, druckvoll arrangiert und ausgefeilt produziert. Auffällig ist vor allem die Rhytmusfraktion. Die Bassgitarre klingt schön rau und angezerrt und der Drummer hat anscheinend ein paar Shufflevariationen auf dem Hi-Hat geübt, oder zuviel Travis Barker und Plus 44 gehört. Die Häufung der Hi-Hat Spielereien ist jedenfalls signifikant und frischt doch den ein oder anderen langweiligen Songpart auf. Für Schlagzeuger zumindest.
Alles in Allem kommt für Fire In The Attic ein „noch gut“ heraus. Und das gibt es auch für den Marketingmut. Hätten alle Lieder so einen Drive und eine Melodie wie „Gilgamesh, What Have We Done?“ wären noch mehr Punkte drin gewesen.

10 Punkte (von max. 15)

Michael Konen, 29.04.2008

TRACKLIST
Disk: 1
1. Electric Arc
2. Senses Riding Shotgun
3. Benchwarmer
4. Sleep! Don't Breath!
5. B.Y.O.O. (Bring Your Own Organs)
6. Fake It Like You Mean It
7. Readapting
8. Cheers To You, Mrs. Ford
9. Gilgamesh, What Have We Done?
10. The Cocoon
11. There's A Leak!

Disk: 2
1. Golden
2. Hourglass
3. Montgolfier
4. Not Penny's Boat
5. Unfasten Seatbelt
[ *** Anspieltipps ]