Interview

Emil Bulls - Emil Bulls - Interview

Emil Bulls

Emil Bulls - Interview

Bayern-Power! Das sind die richtigen Worte, um die elektrisierende Atmosphäre auf einem

Emil Bulls Konzerten zu beschreiben.

Für die „Emils“ haben wir im Rahmen ihres Auftritts am 17.09.01 in Köln eine Autogrammstunde veranstaltet, die trotz groß
angelegter Werbung mit Flyern und beim Radio leider mit zwei Besuchern gänzlich in die Hose ging. Aber damit die Jungs sich
nicht langweilten und den faulen Geschmack von Kölsch in ihrer bayrischen Kehle vergessen konnten, haben wir sie mit (un-)
interessanten Fragen in Stimmung gebracht, die mit dieser Anekdote von Fini und Chrissy die passende Überschrift erhält.



„Herrlisch, herrlisch, so muss dat sein.

Un immer mal’ en halvet Schwein!“



In welche Kategorie würdet ihr selber eure Musik stecken, da New-Metal eher an Limp Bizkit orientiert wird und euer Style
in eine ganz andere Richtung geht?

Chrissy: Also, jemand meinte kürzlich „Alternative-Metal“. Das passt vielleicht ganz gut. Obwohl diese Schubladeneinteilung
für eine Band eigentlich total nebensächlich ist. Als guter Musiker hörst du dir viele Stilrichtungen an und versuchst das, was
dich berührt mit der eigenen Musik zu verknöpfen.

Ihr habt in Bonn am 19.07.01 auf dem G-8-Gipfel gespielt und am 15.09 in Siegen für

„Rock gegen Rechts“, setzt ihr euch gerne als Band und privat für Politik und Soziales ein?

Fini : Nein, eigentlich nicht. Wir sind nicht die Band, die irgendwelche politischen Aktionen startet. Wenn man als Band mit
einem farbigen Bassisten auf Veranstaltungen, wie „Rock gegen Rechts“ spielt, reicht das vollkommen als Message, da muss
man nicht noch extra ein Statement dazu abgeben.

Wir wollen einfach spielen und eine gute Zeit haben. In Sachen Politik sollte man nicht zu verbissen sein, denn vor allem
Toleranz gegen Ausländer sollte kein Thema sein.

Zamzoe: Ich denke Musik, egal welcher Richtung, ist nicht unbedingt geeignet politische Messages zu vermitteln. Das ging
z.B. bei „Rage against the Machine“ total unter.

Der Auftritt in Bonn ist durch die wenigen Zuschauer nicht gerade erfolgreich gewesen für euch. Wie ist das Gefühl vor
wenigen Leuten zu spielen?

Und welcher Gig hat euch am meisten Spaß gemacht?

Chrissy: Das Lustige war der riesige Polizeiaufmarsch vor der Klangstation. Wir sind hauptsächlich dort aufgetreten, weil ein
Bekannter dort gearbeitet hat.

Fini: Spaß machen vor allem die Auftritte in kleinen Clubs. Und Bizarre war auch fett.

Christ: Also, ich persönlich fand Rock im Park von den großen Veranstaltungen am besten.

In Köln haben wir am Anfang des Jahres drei Konzerte in der LiveMusicHall gegeben, die waren, vor allem wegen der
Größe des Clubs, nicht wirklich gut.

Chrissy: Das war nicht wirklich überragend. Wahrscheinlich ist die LMH nicht unser Club.

Vor allem hat man irgendwie keinen richtigen Bezug zu den Zuschauern.

Zamzoe: Wir wollten damals die Leute auf uns Aufmerksam machen, aber die LMH ist nicht der richtige Ort für eine
Newcomer Band.

Christ: Ja genau, bei den kleinen Clubs stehen dann zwar auch nur paar Leute rum, aber du kannst sie wenigstens sehen. Die
LMH ist so groß, da konnten wir nur vermuten, dass sich im hinteren Teil des Gebäudes jemand befindet.

Wenn man euch so reden hört, könnte man meinen ihr seid durchgehend unterwegs?

Chrissy: Nicht ganz. Der Startschuss für unsere Tour war bei Rock am Ring könnte man sagen. Das war auch unser erstes
Konzert bei einem Festival. Dann sind wir von Donnersteg bis Montag in Clubs aufgetreten und den Rest der Woche waren
wir zu Hause.

Christ: Das ist jetzt das Erste mal, dass wir länger unterwegs sind. Bei neun Konzerten hintereinander liegt unser derzeitiger
Rekord.

Ihr veröffentlicht jetzt endlich eure Fassung von „Take on me“. Da könnte man schnell auf den Gedanken kommen, dass ihr
mit anderen Bands mitzieht, wie den No Angels oder Audismog & Tobi Schlegel und ihrer Version von „When will I’ll be
famous“.

Christ: Wir spielen unsere Cover-Version seit vier Jahren auf Konzerten.

Chrissy: Wir haben am Anfang gedacht, dass wäre ganz praktisch unsere Auftritte mit einem Cover aufzufrischen. Und da
Christoph ein großer A-HA Fan ist wurde unsere Entscheidung „Take on me“ von ihm beeinflusst. In letzter Zeit kamen viele
Bitten von den Leuten das Lied endlich aufzunehmen. Und da endlich die Rechte des Songs geklärt sind, können wir die
Single herausbringen. Aber wir machen das nicht, weil es gerade beliebt ist zu covern.

Christ, du hast eine große Vorliebe für Balladen was deine Leidenschaft zu A-HA zeigt. Können sich die Leute darauf
einstellen, dass du uns mit einer eigenen „Schmuse“-Platte erfreust?

Christ: Ja, das habe ich mal erwähnt. Werde ich sicherlich in ferner Zukunft verwirklichen. Aber im Moment läuft es gut mit
Emil Bulls und es ist viel zu tun. Eine eigene Platte nur mit Balladen ist ein Wunschtraum von mir.

Bei manchen Bands scheint es, dass Hauptsächlich der Sänger für das Publikum interessant ist und der Rest in den
Hintergrund gedrängt wird. Wie ist das bei euch?

Zamzoe: Wir sind ganz froh, dass Christ jetzt auf Toilette ist!

Chrissy: Ja, endlich ist er Weg, die Sau. Nein, bei uns ist das nicht der Fall. Wir sind sechs Leute und können uns zu
Interviews zum Beispiel aufteilen. Jeder ist eine starke Persönlichkeit von uns und es wäre unmöglich einen nach Hinten zu
drängen. Es scheint vielleicht bei Fini so zu sein, aber das liegt daran, dass die Bühnen eine merkwürdigen Aufbau haben, und
das Schlagzeug wird dann oft in die Ecke verbannt.

Fini: Das hat seine Vorteile, wenn man sein Bier ungestört trinken möchte.

Es gibt Künstler, die bei Auftritten ihre Lieder versuchen auf neue Weise zu interpretieren, als auf dem Album. Anderseits
mögen es Fans nicht, wenn sie nicht die gleiche Version hören, weil sie die Stücke nicht wieder erkennen.

Christ: Ja, die Klagen Hab ich auch schon gehört. Die Leute haben gepöbelt, weil ich teilweise die Melodien in einigen
Stücken Live verfremde und manchmal einfach andere Textpassagen eingefügt habe. Aber eine Band hat meiner Meinung
nach das Recht, ihre Musik auf der Bühne so zu gestalten, wie sie es gerne hätten. Persönlich finde ich das gut, wenn die
Lieder nicht genau gleich wie auf der Platte klingen. Es gefällt mir, wenn ich auf den Konzerten von anderen Bands etwas
neues entdecke. Aber zuviel ist auch nicht toll.

Chrissy: Metallica und Guns’n Roses haben früher komplett die Texte auf der Bühne verändert. Das macht die Konzerte viel
interessanter, sonst könnte ich auch die Platte ganz laut hören und mir vorstellen, sie stehen gerade vor mir.

Warum gefällt euch das Emil Bulls Logo nicht wirklich?

Christ: Das bin ich hauptsächlich. Am Anfang benutzten wir das Logo, das ich entworfen habe. Nach dem wir den Deal
unterschrieben haben, hat die Plattenfirma einen Graphiker mit dem Entwurf eines Neuen beauftragt, weil sie der Meinung
war, dass das Alte keiner lesen kann. Mir gefällt es vor allem deswegen nicht, weil es schwer ist etwas zu finden was dazu
passt. Das ist mir aufgefallen, als ich versucht habe den Design für die T-Shirt zu machen. Persönlich würde ich ein anderes
vorziehen, aber vielleicht gewöhne ich mich an das hier. Trotzdem erinnert mich das ein bisschen an Comics.


Ein Bericht von Agnes Niemyjski und Jennifer Wenz

12.01.2002

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