Konzertbericht

Zeraphine

Fussballgucken mit Zeraphine /Record Release Party mit Konzert

Berlin Fritzclub im Postbahnhof
30.06.2006

Eine Recordreleaseparty auf den Tag des Viertelfinales der Fussball WM zu legen ist gewagt, besonders wenn Deutschlands Kicker in das Spiel involviert sind. Warum also nicht beides vereinen, dachten sich die Jungs von Zeraphine und luden die Fanclubmitglieder zum gemeinsamen Fussballgucken ein.
Gemütliches public viewing (wie es so schön neudeutsch heisst) im Fritzclub im Postbahnhof mit anschliessendem Überraschungs-Akustik Gig für die Fanclubmitglieder war geplant, im Anschluss ein reguläres Konzert.
Doch das Spiel ging in die Verlängerung und als das Elfmeterschiessen begann, begann auch der Zeitdruck. So konnte man sehen wie einige Fans sichtlich mit sich rangen: vor der Leinwand sitzen bleiben oder Akustik Konzert nebenan?
Wer sich für das Akustikset entschied, bekam dort neben einem ganz exclusiven Akustikkonzert im kleinen Kreis noch eine weitere Überraschung geboten, denn um in den Genuss ein Jahr lang gratis auf Zeraphine Konzerte zu kommen, musste man sich trauen den Song „Sterne sehen“ gemeinsam mit den Jungs auf der Bühne zu singen.
Julia aus Aschaffenburg traute sich und überraschte Fans und Band mit einer unglaublich ausdrucksstarken Stimme, mit der sie sogar einige eiserne Fussballgucker aus dem Nebenraum anlockte.
Das Männer und Fussball einfach zusammengehören und das starke Geschlecht nicht für seine Multitaskinfähigkeit bekannt ist erlebte Sänger Sven deutlich beim Song „Be my rain“ : Intensive Anfeuerungsrufe aus dem Nebenraum verwirrten den Berliner so sehr, das er plötzlich seinen Text vergass. Doch die Fans liessen ihn nicht hängen und sangen die Zeile für ihn. Und wo man schon mal am singen war, erhielt das Geburtstagskind Manuel ein Ständchen von den Fans.

Das anschliessende reguläre Konzert zeichnete sich durch ausgelassene Feierstimmung aus, Band und Fans waren happy, denn inzwischen hatte ja Deutschland das Elfmeterschiessen gewonnen.
Die Songs des inzwischen vierten Albums „Still“ fanden grossen Anklang, wie zum Beispiel „Inside your arms“ mit einer Art Sprechgesang, oder das dynamische „Fang mich“.
Als Sven zum Song „Halbes Ende“ selber die Gitarre in die Hand nahm waren die Fans nicht mehr zu halten.
Aber auch Songs aus älteren Alben wurden begeistert beklatscht und mitgesungen...wie zum Beispiel „No Tears“ oder das Depeche Mode cover „In your room“.
Richtig Gänsehautfeeling kam auf bei der die Zugabe „Siamesische Einsamkeit“, wo deutlich wurde das Zeraphine bei ihren Fans vor allem wegen der Emotionalität beliebt sind, die ihre Texte ausmachen. Wo erlebt man schon einen Sänger der auf der Bühne in Tränen ausbricht?

Wieder und wieder mussten die Berliner Zugaben geben, und Manuel bekam ein zweites Geburtstagsständchen, worüber er sich sehr freute. Mit dem passenden Song „Wenn du gehst“ verabschiedeten sich die Berliner von der Bühne, nicht jedoch für den ganzen Abend.
Wer wollte, konnte noch bis 5 Uhr weiterfeiern zur Aftershowparty.
Die Band mischte sich unter das Publikum und gab stundenlang geduldig Autogramme.
Manuel wurde von Fans mit einen Nusskuchen zum Geburtstag bedacht, den er mit ihnen brüderlich teilte.
Das Gothics und Standard-discogänger nicht wirklich zusammenpassen war leider nicht zu überhören, neben der Aftershowparty war im Nebenraum ein normaler Disco Abend mit Techno und HipHop angesetzt worden.
So richtig verstanden haben sich düstere Subkultur und HipHop/Techno-Charts nicht, vielleicht hätte der Fritzclub eine Gothicnight draus machen sollen. So bleibt leider ein kleiner Nachgeschmack von Intoleranz und Berührungsängsten auf beiden Seiten.

Kristin Feldmann, 11.07.2006

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