Konzertbericht

Thursday

Thursday Konzert Live Music Hall Köln

Köln
16.05.2004

Köln, Live Music Hall. Ein Abend mit Thursday.
Soweit die nackten Fakten. Dass es aber so viel mehr als das ist, wird schwer in Worte zu fassen sein. Das hier wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine Liebeserklärung an diese Band. Und das hier geht an alle. Jawoll, Thursday ist gut, groß, grandios. Eigentlich wärs das an dieser Stelle. Trotzdem gibt es hier mal einen Abriss eines ganz besonderen Abends.


Statt einer einzigen Vorband mussten sich die Thursday-Anhänger direkt durch zwei Stunden Vorprogramm kämpfen. Den Anfang machten nme.mine, die mit ihrem Hau-Drauf Hardcore nicht wirklichen Zugang zu den Zuschauern bekamen. Obwohl sich die deutsche Band redlich bemühte (ja, redlich bemühte. Mit „Tut euch keinen Zwang an, wenn ihr moshen wollt“, kam denn auch die überaus kreative Ansage), gab es keine richtigen Highlights im Programm. Aber immerhin: eine Person habe ich moshen sehen, ehrlich! „Aerogramme“ als zweiter Support hatten dann die denkbar uneinfache Aufgabe, die bis zur Decke mit schwarzhaarigen, Nietengürtel-favorisierenden, Band-T-Shirts-tragenden Jugendlichen gefüllte Live Music Hall mit ihrem ziemlich uneigenständigen Mix aus Muse, Cave In und manchmal auch Coldplay zu beglücken. Mission Impossible, also. Die Band ist handwerklich sicherlich versiert. Wenn sie nur wüssten, was sie damit anfangen sollten. Denn der Sänger, der nicht nur rein äußerlich eine Kopie des notorisch-melancholischem Chris Martin zu sein scheint, wirkt die ganze Zeit etwas verloren mit seinen kleinen, verträumten Melodiebögen in der Stimme, während seine Kollegen die Saiten kratzten.


Wirklich Bewegung kam dann auch erst gegen zehn in das junge Publikum. Denn da enterte der Sechser aus New Jersey die Bühne – ohne großen Showeffekt, ohne Trommelwirbel, da waren sie einfach. Los ging es dann auch direkt mit dem Shouter „For The Workforce Drowning“, bei dem es erstaunlicherweise nicht zu „Chucks- in- die- Fresse-hauen-Angriffen“ kam, wie übrigens beim gesamten Konzert. Vor der Bühne hatten die Bewegungsfanatiker ihren Raum, der Rest der Emo-Kids (der Großteil der Zuschauer musste am nächsten Tag die Schulbank drücken, wie man aus Gesprächen vor der LMH erfahren konnte: „Hoffentlich kriegen wir den Zug, ich kann Mathe nicht blaumachen.“) verteilte sich dann ganz solidarisch drumherum. Außer einer kurzen Begrüßung vor dem zweiten Kracher „I Am The Killer“ und ein paar spartanischen Ansagen zwischendurch konzentrierten sich Thursday und vor allem Sänger Geoff auf die Musik. Schön.

Wie zu erwarten, zogen die Jungs keine große Posingshow ab, sondern holten das aus ihren Instrumenten und Stimmen raus, was möglich war. Und das war Einiges: die Bassisten und Gitarristen sprangen wild durcheinander, und gerne auch mal in Geoffs Nähe, einen Zusammenstoß hätte niemanden verwundert. Nacheinander werden Songs wie „Understanding In A Car Crash“, „Signals Over The Air“ und „How long Is The Night“ in die Menge geschleudert. Und man kann nicht anders, man muss einfach hingucken, nach vorne, da, wo diese wunderbar-traurige Energie zwischen den Musikern schwebt, und aufs Publikum übergreift. Man beobachtet Geoff, wie er nach jedem Song nach Luft oder Kraft oder beidem schnappt, völlig verausgabt scheint, sein Innerstes nach Außen kehrt. Dabei schwingt er immer wieder in halsbrecherischen Manövern sein Mikro durch die Gegend. Ja, es ist echt ein Wunder, dass an diesem Abend niemand verletzt wird auf der Bühne. Dann kehrt Ruhe ein: „This Song Is Brought To You By A Falling Bomb“ wird von Band und Fans nahezu zelebriert. Eine Ballade zwischen dem ganzen Toben – jepp, das wars. Allerdings gibt es keine Zeit zum Verschnaufen, denn nachgelegt wird mit „Division Street“, das nach der ruhigen Einlage noch einen Tick schneller und wilder wirkt. Und dann, nach knapp fünfzig Minuten, gehen zum ersten Mal die Lichter wieder an. Kurz. Denn es fehlen ja noch „War All The Time“ (in einer deutlich abgespeedeten Version) und „Crossed Out The Eyes“. Und dann ist es vorbei. Die Leute gucken sich an, etwas ungläubig, aber das eben ist wirklich passiert. Eines der besten Konzerte des Jahres. Da bin ich mir ganz sicher.

Michaela Tietz24.05.2004

TRACKLIST

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