Konzertbericht
Jupiter Jones, Düsenjäger, The Go Faster Nuns
Bier, Berkeley und Bamberg
Köln, Underground
01.04.2005
Die von uns präsentierte „Go-Kart Labeltour“ zieht durch die Lande, und heute Abend ist Köln an der Reihe. Heute Abend ist ein frühabendlicher Freitag, an dem die untergehende Frühlingssonne dass winterblasse Gesicht nicht nur streift sondern beflügelt - eine mehr als willkommene Einladung zu einem gemütlichen Abend im Biergarten statt in schwülen Clubs. Was für ein Glück, dass das just umgebaute Underground in Köln gleich beides hat! Da verwundert es erst nicht, dass schon um 19.30h kein Platz mehr auf den Bänken im Innenhof zu finden ist. Wow, die wollen alle die Düsenjäger, Jupiter Jones und die Go-Faster Nuns sehen! Die wirkliche Erklärung aber folgt auf dem Fuße: Im eigentlichen Show-Raum des Undergrounds spielen heute diverse lokale Newcomer-Bands – die die Gelegenheit zu nutzen schienen um sämtliche Freunde und Bekannte vor Ort zu versammeln. Kein Aprilscherz, mit der Folge: Mit etwas Verspätung eröffnen die Düsenjäger im zweiten und deutlich kleineren Venue um ca. 20.45 Uhr den Punkrock-Reigen, was sich nebenbei jedoch als gute Wahl erweisen sollte – der andere Saal hätte wohl etwas mager ausgesehen mit geschätzten 100 Besuchern. In der guten halben Stunde Spielzeit grölen, beißen und behaupten sich die Osnabrücker fast ausschließlich durch Material ihres aktuellen Albums „Las Palmas O.K.“. Von sympathisch bis anstrengend, von treibend bis zu melodielos mag man Attribute zu dem hier verteilen, was man wohl gemeinhin Deutsch-Punk nennen darf (ohne seine zweifelhaften Auswüchse). Fakt ist aber, dass Schubladen-Nachbarn wie Oma Hans deutlich schwerere Kost liefern. Gut, die Lyrics bleiben heute auf der Strecke, aber die kann man sich eh zuhause geben. „Per Anhalter“ geht’s dann von der Bühne, um Platz für die (subjektiv gesehen) unterbewertetste Band bzw. viel mehr Beachtung verdienenden Jupiter Jones zu machen. Denn vieles, was dieser Tage und überhaupt gut da draußen ankommt, wird auf ihrem Debüt „Raum um Raum“ so straight und ehrlich und praktisch nebenbei gebündelt dass es nur so schüttelt.
Und live? Eine Packung! „Beim letzten Mal allein“ heißt’s gleich im regelmäßigen Opener, einem der stärksten Songs, aber allein ist hier keiner. Denn Jupiter Jones verbinden. Ob die mitsingenden Fans da vorne, die Bands vor und nach ihnen oder ihre Lieder: Beeindruckend geht’s aus dem Opener raus und in „Unter uns Darwinfinken“ rein. Mit Optimisten wie „Kopf Hoch und Arsch in den Sattel oder „Auf das Leben“ sieht man über kurze Schlagzeugprobleme gerne weg, nur merkt gleichzeitig: Eine halbe Stunde kann nicht reichen. Ursache und Wirkung zugleich: Man reißt ein kurzes Brett ab als Repräsentation ihres Live-Kosmos. Ein neuer, verheißungsvoller, doch schon länger auf dem Programm stehender Song, das aggressive „Momentaufnahme“, und dann markiert „Endorphinbatterie“ mit Lollo am Geschrei schon das viel zu frühe Ende. Sonst: Schön und überzeugend wie immer. Vielleicht gilt als ein kleiner bisheriger Grund für den ausstehenden breiteren Erfolg von Jupiter Jones das gleiche wie für den Verfasser: Zu nah dran an den Dingen. Schnapsidee. Aber eine Momentaufnahme ist’s.
„Wir dürfen nur bis 22.45 Uhr, und die Go-Faster Nuns sollen ja auch noch lange spielen.“ So die beiden Bands, die recht kurze Spielzeit zu entschuldigen. Gut dass sie so rücksichtsvoll waren! Und optisch haben die Go-Faster Nuns definitiv ihren Vorgängern was voraus! Ein kleiner rotzender Wirbelwind mit Mikrofon, ein blasser, oberkörperfreier und Schulmädchenzöpfe-tragender Zivi mit Tape auf den Brustwarzen an der Gitarre, eine vergleichbar normale Rhythmusfraktion, fertig ist der Hingucker. Ästhetik mal anders. Umso erfreulicher, dass die Musik dem in nichts nachsteht. Zweiminütige Punkbretter, american as not-americans can be. Dass der muntere Vierer nicht aus Berkeley, sondern aus dem beschaulichen Bamberg kommt, muss einem zumindest erstmal einer sagen. Nicht aber, dass sie sich selbst als Beatpunk bezeichnen. Denn zu Hits wie „On The Radio“ darf sowohl gerockt als auch viel mehr noch getanzt werden, und an mangelnder Selbstinszenierung fehlt es diesem tobenden Derwisch namens D.D. Windisch und Kumpanen ja eh am wenigsten. Rasseln, Handclaps, Badabadab-Chöre, schnell und alkoholisiert und im flotten Punk-Gewand – crazy Punk'N'Roll das, und erfreulich wie abwechslungsreich man innerhalb eines Genres und außerhalb jedweder Erwartungen klingen und überzeugen kann!
Fabian Soethof, 13.04.2005
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