Cd-Besprechung

Jupiter Jones

Raum Um Raum

Go-Kart Records Europe
  Vö: 18.10.2004

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  11.9 Punkte
Stimmenzahl: 75

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Auf + Ab = Geradeaus

„First Investigator: Jupiter Jones.“ „That’s Me Mr. Hitchcock!“ Justus Jonas also, der cleverste und forscheste der ???. So läuteten vier junge Saarländer Ihr Ende 2002 eingespieltes Demo ein – und zogen jedem die Schuhe aus. Der Name schien von ungefähr, denn sie widmeten schon damals Ihr Leben nicht dem Lösen von Kriminalfällen, sondern schlichtweg der Liebe und dem Überleben an sich. Jetzt, mit „Raum um Raum“ als Debüt-Album, ist man beinahe froh, dass Jupiter Jones doch mitten im Leben stehen und es Ihnen dabei gut zu gehen scheint, so entwaffnend und grundehrlich bohrten sich die fünf Songs ins Mark. Heute steht Hermann Hesse Pate und läutet, untermalt mit wundervollem Klavierspiel, das Seelenspiel ein: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ Sagt’s und eröffnet den Ring. Das passt wie die Faust in der Magengrube.

Der Grundtenor aber war, ist und bleibt der Gleiche. Musikalische WG-Nachbarn von Muff Potter, lyrisch gute Bekannte von Kettcar, und über allen stehen …But Alive. Aber das hier ist viel nah- und greifbarer, weil fast entblößend ehrlich und ohne Umwege direkt. Und es geht noch näher: „Wenn alle es verstehen“. Hätte ich Liebeskummer, ich würde weinen. Überhaupt hält „Raum um Raum“ beide Arme weit offen und ist in diesen Momenten Dein bester Kumpel, der Dir zuhört obwohl er erzählt, der mit Dir um die Häuser zieht und jede Menge Bier trinkt. Somit geht es hier irgendwie dann doch auch ums Saufen und die Frauen. Aber ersteres wegen letzterem, alles andere also als der Party wegen.
Gut, den rauen Gesang in den treibenden Nummern wie „Unter Uns Darwinfinken“ muss man mögen. Wer nicht hinhört und nicht mitdenkt assoziiert anfangs vielleicht eine mehr als streitbare deutsche Combo namens Böhse Onkelz. Einfach die Fresse halten und hinhören!

Mal innerlich aufgeräumt und lebensbejahend, im nächsten Moment aufgewühlt und perspektivlos. Man muss sich zwischendurch schon fragen, wie so junge Menschen schon soviel durchgemacht haben können. Erschreckend lebensverneinend und pessimistisch erfährt man Gedanken wie „Für ein gutes Leben, ein gutes Leben, würd ich tausendmal mein eigenes geben!“ Kann man denen das alles so abnehmen?

Antwort: Man muss. In der abschließenden Ballade (ja) „Auf das Leben“ (als Demoversion im Rotzgewand) - heißt es dann nämlich doch wieder „And Life Goes On“ – wissend trotz allen Übels. Und da erinnert man sich an eine andere optimistische Ansage und Einstellung aus dem hohen Norden: „Atme ein atme aus, Du hast immer die Wahl.“ Da schließt sich der Kreis.

Eine Liebesplatte von vorne bis hinten. Kaufen und der Band, dem Business und sich selber etwas gutes tun. Denn der Spätherbst und Winter gehört Jupiter Jones. Und das deutsche Punkrock-Debüt des Jahres auch. Denn es geht einfach um Leben. Ein Gutes.


JUPITER JONES auf Tour:

11.11.2004 Hamburg Molotow /w Sharonas, Mosquito Jack
12.11.2004 Karlsruhe Gotec /w Everest
13.11.2004 Wadern JUZE /w Everest
04.12.2004 Mayen Rock die Lok /w Frameless
11.12.2004 Üttfeld Rocknacht /w Awaken, Preoccupied,Incoming Heat, Die Toten Ärzte
18.12.2004 Duisburg Asta-Keller /w Action Film Survivors, Aloha Jet

13 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof, 10.11.2004

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