Konzertbericht

Sportfreunde Stiller - Eine Band am Scheideweg

Sportfreunde Stiller

Eine Band am Scheideweg

München, Backstage Club
21.06.2007

Donnerstagabend, kurz nach neun, im kuschelig mit roten Samt ausgeschlagenen Backstage Club: eine Horde von Pressevertretern und eine Hand voll glücklicher Fans warten ungeduldig auf den Auftritt der Herren Weber, Brugger und Linhof. Viele neues Material des im August erscheinenden fünften Studioalbums „La Bum“ soll vorgestellt werden und die Anwesenden können es kaum noch erwarten.

Der zweite Song des Sets, die aktuelle Single „Alles Roger!“, wurde anfangs ehr verhalten aufgenommen, konnte aber zum Ende hin doch noch den ein oder anderen zum Springen animieren. Besonders großer Publikumsresonanz erfreuten sich die älteren Stücke, die auch vehement mit Sprechchören gefordert wurden. „Ein Kleiner Schritt“, „7 Tage 7 Nächte“, welches durch das Intro zu Liquido’s Narcotic“ eröffnet wurde, „Ein Kompliment“ und „Ich Roque“ trugen maßgeblich zum Erfolg des Abends bei. „Heimatlied“ avanciert dank kleinerer Gedächtnislücken Peters im Mittelteil zum charmant, wenn auch etwas holprig vorgetragenen, Freestyle Rap.

Einer der Höhepunkte der Show war, neben diversen Soli, ohne Zweifel „Wunderbaren Jahren“, bei welchem Peter seine Position als Sänger und Gitarrist an einen jungen Herren aus dem Publikum abgab, welcher die Frage: „Kann irgendjemand irgendein Lied spielen?“ mit „Ja!“ zu beantworten wusste. Von seinen eigentlichen Aufgaben befreit konnte sich Peter dann in die Menge stürzen und praktizierte Crowdsurfen, welches an Schönheit, Eleganz und Wagemut kaum noch zu überbieten war.

Erstaunlich war wie gut der Großteil der neuen Songs live funktionierte. Besonders die schnelleren Stücke bewiesen einmal mehr, dass Sportfreunde Stiller in der Lage sind ihr Publikum mitzureisen. Mit „995er Tief über Island“ wagte man sich erstmals seit „Wellenreiten ’54“ wieder an einen Surfsong und „Mo(nu)ment“ belegte das Wortspieltalent der drei Herren. Das songschreiberische Highlight des Sets war ohne Zweifel „Sodom“. Ja richtig gelesen, der biblische Ort der Sünde hielt Einzug in das künstlerische Schaffen und überzeugte, weil allzu platte Klischees clever umschifft wurden.
Die ehr langsamen Nummern „(Tu nur das) was dein Herz dir sagt“ und „Ohne Liebe bliebe nichts“ knüpften an die schöne Tradition von Songs wie „Siehst du das genauso?“ an.

Eine der positivsten Überraschungen des Abends, neben der Freigiebigkeit aller Bandmitglieder Bier und T-Shirts betreffend, stellte die Verbesserung der Gesangsleistung Rüdigers dar. Es gelang ihm die Töne zu halten und zeitgleich subtil mit Fingerzeig darauf hinzuweisen.

Nach etwas mehr als zwei Stunden, etwas mehr als zwanzig Songs und mehr als einer politisch unkorrekten Bemerkung verabschiedete sich die Band von einem sichtlich zufriedenen Publikum. Eigentlich hätte es ewig so weitergehen können, aber „Rüdiger verpasst sonst seine S-Bahn“.

Angelika Möller22.06.2007

TRACKLIST

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