Interview
Sportfreunde Stiller
Live macht zurzeit „Ich, Roque!“ sehr viel Spaß
Während der aktuellen Tour der Sportfreunde Stiller, bekam ich recht kurzfristig noch die Möglichkeit Peter Fragen zu stellen…
Was er über das neue Album, über einige Songs und über weitere Pläne zu sagen hat, könnt ihr euch hier nachlesen…
BR: Beginnen wir mal ganz von vorne: Wann und warum habt ihr angefangen?
Peter: Warum? Aus Liebe zur Musik und zu unseren Instrumenten. Und wann? 1996; irgendwann als ich den Flo im Studium kennen gelernt habe und wir waren beide noch Trommler in anderen Bands. Und dann wollten wir mal was zusammen machen und so haben wir diese Band gegründet.
BR: Und Rüde ist auch erst später zugekommen, oder?
Peter: Genau.
BR: Und wer spielte dann vorher in der Band?
Peter: Davor war ein alter von Freund von mir mit dabei, der Andy. Mit ihm spielte ich auch früher schon in einer Band und irgendwann hatte er dann keinen Bock mehr: als wir dann irgendwie vermehrt Konzerte gespielt haben, ist ihm das zuviel geworden.
BR: Und welche Ziele hattet ihr zu Beginn?
Peter: Das einzige und erste Ziel war ein Konzert zu spielen, damals in Germering. Und weiteres und genaueres hatten wir nicht geplant. Da hatten wir also keine genauen Vorstellungen. Und dann ging es halt immer weiter.
BR: Jetzt habt ihr schon eine Menge mit euer Musik erreicht! Habt ihr jetzt überhaupt noch irgendwelche Ziele?
Peter: Na ja, zurzeit sind wir einfach nur satt (lacht). Doch, wir haben viele Ziele – nach wie vor. Natürlich, es gibt noch ganz viele Ziele: Wir wollen die ganze Welt bereisen, überall Konzerte spielen, noch ca. 25 Platten verkaufen mit tollen Liedern - wenn möglich. Ja, das wäre das Ziel. Und der WM Song 2006 ist auch noch ein großes Ziel von uns.
BR: Habt ihr dafür schon was geschrieben oder sogar schon fertig?
Peter: Ja, wir haben was in der Hinterhand. „Mein Freund ist aus Leder“ heißt es.
BR: Und wie kam der Name der Band zustande?
Peter: Anfangs hießen wir „Stiller“, benannt nach unserem Fußballtrainer Hans Stiller. Und später mussten wir uns umbenennen, da schon eine andere Band den Namen auf sich angemeldet hatte und seitdem sind wir die Sportfreunde Stiller.
BR: Habt ihr auch Musikunterricht genommen oder wie habt ihr gelernt, die Instrumente zu spielen?
Peter: Ich hatte mal Glockenspielunterricht und Blockflöte und es hat auch nicht so wirklich was mit meinen musikalischen Aktivitäten von heute zu tun (lach). Na ja, sagen wir mal so: ich hatte da nicht so wirklich Bock drauf wie dann später auf Gitarre spielen und Schlagzeug. Und der Rüde hat mal ein paar Unterrichtsstunden am Bass gehabt. Ansonsten sind wir alle autodidakt.
BR: Gibt es positive und auch negative Seiten des „Berühmtseins“?
Peter: Ich würde sagen auf dem Level; auf dem wir uns bewegen, hat es eigentlich größtenteils nur Vorteile. Wenn wir zum Beispiel in der Stadt unterwegs sind, werden wir nicht ständig angelabert. Aber ich merke manchmal - wenn ich zum Beispiel auf ein Konzert gehe, was ich mir anhören möchte, dann geht es manchmal nicht, da viele Leute daherkommen und irgendwie was wollen. Deswegen habe ich eine Vorstellung, wie es wirklich berühmten Leuten und bekannten Persönlichkeiten gehen muss, die sich dann schwer in der Öffentlichkeit bewegen können. Bisher ist bei uns aber alles ok; wir freuen uns, dass so viele Leute auf die Konzerte kommen und dass wir alles das erleben können, was wir gerade erleben.
BR: Du hast gerade erwähnt, dass du auch Konzerte besuchst! Was war denn dein letztes Konzert?
Peter (denkt nach): Mein letztes Konzert war das von Moloko bei Rock im Park; die hab’ ich mir mal angehört und ich war sehr begeistert. Und mein wirklich letztes Konzert waren Die Toten Hosen bei Rock am Ring. Das war übrigens auch mein erstes Hosen-Konzert.
BR: Habt ihr überhaupt noch die Möglichkeit euch mit „Fans“ – auch wenn das Wort doof klingt - zu unterhalten?
Peter: Ja; wir treffen sehr viele Menschen, wenn wir vor dem Konzert draußen unterwegs sind oder nach dem Konzert versucht man auch immer noch ein bisschen sich zu treffen und zu reden. Das geht schon. Schwierig zum Beispiel ist es dann nur, wenn man nach draußen in den Zuschauerraum geht, um sich die Vorband anzuhören. Das geht dann eigentlich eher nicht. Aber nach dem Konzert treffen wir uns gerne mal mit ein paar Leuten.
BR: Ihr seid mit Readymade befreundet und habt auch schon einiges mit denen gemacht, wie zum Beispiel eine gemeinsame Tour. Kommt da noch mehr dieser Art?
Peter: Sie haben sich erstmal quasi zur Ruhe gesetzt; Readymade existiert im Moment sozusagen gar nicht – auf unbestimmte Weise. Und mal schauen – wenn sie wieder zusammen musizieren und wenn wir alle Zeit und Bock haben, dann gibt es vielleicht mal wieder „Ready- Sport-Go“. Das war schon immer sehr lustig.
BR: Und es war auch gut besucht…
Peter: Na ja, wir haben immer am Jahresende ein paar Konzerte gespielt. Es war immer eine sehr schöne Stimmung: Alle gemeinsam im Bus unterwegs, viel Party, viel feiern und dann noch zusammen Lieder spielen. Das war schon ein schöner Jahresausklang.
BR: Apropos Lieder spielen: Ihr habt auch Songs von Readymade gecovert, oder?
Peter: Ja, das Spielen anderer Songs hat total viel Spaß gemacht. Wir waren aber vorher nie in der Lage das alles herauszuhören und zum Glück waren wir mit ihnen befreundet und konnten direkt nachfragen, welche Akkorde es denn sind und so…. Komisch, die haben uns nie gefragt und sie haben es trotzdem spielen können (lacht). Ich glaub’, die sind einfach talentierter als wir (lacht).
BR: Wer schreibt bei euch denn die Texte?
Peter: Größtenteils schreib ich sie, aber die anderen schreiben auch. Immer mehr. Also anfangs war es eigentlich nur ich und mittlerweile schreibt eigentlich jeder und bringt auch eigene Ideen mit rein.
BR: Und warum singen die andern dann nicht auch mal?
Peter: Rüde hat jetzt zum ersten Mal auf der Tour auch ein Mikro bekommen und Rüde sagt auch von sich aus, dass er absolut nicht singen kann. Und jetzt singt er bei ein paar Liedern so ein bisschen mit und es macht ihn riesigen Spaß. Und der Flo singt schon seit jeher über sein Telefon. Nur ist es wirklich schwer am Schlagzeug auch noch zu singen. Mal schauen, aber es wird bestimmt mal wieder ein Lied herauskommen, was der Flo singt.
BR: Und woher nimmst du die Ideen und Inspirationen?
Peter (überlegt): Manchmal fällt einem einfach was ein. In irgendwelchen Momenten, in denen man es meistens gar nicht erwartet, stolpert man über einen schönen Satz oder eben über eine schöne Idee. Ich sage nur, es gibt immer so Phasen, da ist man immer sehr offen für alles und geht sehr aufmerksam durchs Leben und in anderen Phasen – so wie jetzt zum Beispiel – wollen wir einfach nur spielen und denken nicht ans Lieder schreiben. Aber es kommt hoffentlich bald wieder eine Lieder-Schreibe-Phase…
BR: Warum schreibt ihr gerade deutsche Texte? Habt ihr vielleicht auch mal vor, etwas auf Englisch zu verfassen? Also, auf Spanisch habt ihr schon einmal gesungen, aber mit deutschen Texten hat man eben nur Erfolg auf dem deutschen Markt…
Peter: Das stimmt. Weltweit wird’s schwer, wahrscheinlich (schmunzelt), aber wir haben jetzt nicht geplant auf Englisch zu singen und ich glaube auch, wir können keine guten englischen Texte schreiben (lacht). Uns fehlt es einfach an den Wörtern (lacht).
BR: Wenn du jetzt einen Text geschrieben hast, wie geht es dann weiter? Geht ihr zusammen ins Studio? Oder übt ihr erst, um die richtigen Töne zu finden?
Peter (lacht): Ja, das in erster Linie. Dann treffen wir uns im Proberaum und spielen das Lied und spielen es noch mal und noch mal. Dann lassen wir es zwei Wochen lang liegen und spielen es dann noch mal und wenn es dann immer noch Spaß macht und toll ist, dann nehmen wir es irgendwann mal auf. Manchmal ist es auch ganz oft so, dass man ein Lied schreibt und ist schwer begeistert davon und am nächsten Morgen geht man noch mal objektiv an die Sache und denkt sich: „Aha, das fand ich also gestern noch toll!“ (lacht) und danach verwirft man es oft auch wieder.
BR: Eure Alben wurden in Spanien produziert und wie kam es dazu?
Peter: Ja das stimmt; wir haben jetzt eigentlich alle uns drei Platten in Spanien aufgenommen, mit Uwe Hofman. Als wir den Plattenvertrag unterschreiben haben, wurden wir gefragt mit wem wir denn gerne produzieren wollen und dann haben wir neben den Beastie Boys und neben Beck noch verschiedene andere genannt und einer von denen war eben auch Uwe Hofmann, der Ärzte Produzent. Und dann sind wir eben mal nach Spanien gefahren, wo er sein Studio hat, haben es ausprobiert und es hat eben sehr gut geklappt.
BR: Und wie seid ihr jetzt bei euer neuen Platte „Burli“ vorgegangen?
Peter: Wir sind ungefähr mit 30 Liedern nach Spanien gefahren, haben dann zusammen mit dem Uwe – lass mich überlegen - ca. 17 Lieder davon ausgewählt, die wir dann aufgenommen haben.
BR: Und ich hab auch gehört, dass es bei der Aufnahme oder beim Produzieren zu Schwierigkeiten kam…
Peter: Eigentlich weniger beim Produzieren als viel mehr in der Phase davor, als wir Demos bei der Plattenfirma abgeliefert haben. Und die Demos waren zugegebenermaßen sehr unfertig. Wir konnten uns schon viel mehr vorstellen unter den fertigen Liedern und wie die dann irgendwann mal klingen werden, aber die Plattenfirma konnte eben nicht so viel damit anfangen. Und haben Zweifel angemeldet, ob das gut ist, was da kommt von uns und das war dann eine etwas schwierige Phase. Da standen wir dann auch eine zeitlang unter Druck. Aber wir haben uns nicht beirren lassen (schmunzelt) und haben halt weitergemacht. Letztendlich ist es eine sehr schöne Platte geworden, mit der wir auch alle zufrieden sind.
BR: Warum habt ihr die Scheibe „Burli“ genannt und was bedeutet es?
Peter: „Burli“ ist so ein Begriff, den unserer Flo sehr gerne verwendet. Zum Beispiel um uns zu trösten. Er sagt zum Beispiel: „Des wird scho, Burli!“. Das ist ein liebevolles bayrisches Kosewort und unsere Platte beinhalten sehr, sehr viel Herzbub von uns dreien und es ist quasi unser kleines Baby - aber unser männliches Baby – nämlich unser Burli.
BR: Warum habt ihr „Siehst du das genauso“ als erste Single gewählt?
Peter: Wir haben viel überlegt, welches Lied wir machen wollen. Es gab unterschiedliche Meinungen. Nur bei „Siehst du das genauso“ waren wir uns alle einig, dass es irgendwann mal gesungen werden wird. Da dachten wir uns, wenn wir uns doch schon einig sind – also die Plattenfirma, Mark (Booker und Manager) und Uwe – dann machen wir das doch als erste Single. Viele Menschen haben zu uns auch gesagt, dass sie es nicht erwartet haben, weil das Album insgesamt schon eher recht krachig ist, aber wir machen schon seit jeher Balladen; vielleicht war das ein bisschen überraschend, dass als erste Single dann eine Ballade kommt. Aber es war alles ok und wir sind zufrieden.
BR: Ihr habt dem Basketballspieler Dirk Nowitzki auch einen Song gewidmet. Gab es da schon mal Reaktionen? Und warum habt ihr den Song gerade für/über Dirk geschrieben?
Peter (überlegt): Keine Ahnung; irgendwie kam uns da mal die Idee dazu, weil er ja so erfolgreich ist und noch dazu ist er ein sehr großer Mensch (lacht). Aber er ist auch ein Mensch – so stelle ich es mir zumindest vor-, der ähnlich wie wir aufgewachsen ist - in einer kleinen Stadt in Deutschland und er zieht dann irgendwann mal hinaus ins große Amerika und wird halt dort ein Star. Und…na ja…wir betrachten mit sehr kritischem Augen, was in den USA alles so passiert – vor allem auch politisch. Und da dachten wir uns, dass es eigentlich eine gute Idee wäre, dass in dieses Dirk Nowitzki-Lied einzubringen. Und wir haben dann halt quasi mit diesem Sportbezug ein kritisches USA-Lied geschrieben. Und das war eigentlich so der Hintergrund. Und wir hoffen ihn zu treffen, wenn wir in Würzburg spielen.
BR: Wieso? Was ist da?
Peter: Da ist dann ein Wettbewerb, wo er auch sein wird.
BR: Und wie kam es zu „Ich, Roque!“?
Peter: Bei diesem Lied ist uns das Wortspiel irgendwie beim Namen eingefallen und dieses „rocken“ ist allzu sehr zum Modewort geworden; alles rockt irgendwie: vom Auto, bis hin zum T-Shirt und bis hin zum Fahrrand und die Party ja sowieso und das Haus. Und da dachten wir uns, dass es wirklich nur einer von sich behaupten kann und das ist Roque Santa Cruzz. Dann haben wir über Mehmet Scholl, denn wir schon seit einigen Jahren sehr gut kennen, den Roque mal gefragt, ob er denn mal Bock darauf hätte. Und dann hat es letztendlich auch geklappt. Und er ist auch ein sehr netter und sympathischer Typ wie wir dann feststellten und er hat dann auch im Video mitgespielt, was ich super finde.
BR: Gab es schon Reaktionen auf das neue Album?
Peter: Ja, also vor der Veröffentlichung gibt es doch immer die ganzen Kritiken von den ganzen Zeitschriften und den verschiedensten Journalisten. Und das ist dann immer so eine schweirgie Phase für uns als Band. Wir haben bis dahin kein richtiges Feedback von denen, die unsere Musik so richtig hören, sondern nur von den Journalisten, die eh über Musik schreiben. Und dann hieß es so von „Ja super!“, „Schön!“ „Endlich mal wieder eine Platte von den Sportfreunden“ und „sportfreundemäßig“, „Sportfreunde haben sich wieder neu erfunden!“ und „Was sie schon immer gemacht haben!“. Es war alles dabei. Gemischte Meinungen also. Aber was für uns auch spitze ist, dass, wenn wir auf Konzerten spielen, dass die neuen Lieder halt genauso angenommen werden von den Leuten wie die alten Lieder und sie freuen sich. Und das ist dann die Belohnung für das ganze Jahr, in dem man sich abgeschuftet hat, sich Sorgen gemacht hat und auch Zweifel hatte. Und da sind wir jetzt eben sehr froh.
BR: Ihr lest euch also auch die Kritiken durch, wenn ihr Zeit habt?
Peter: Ja nicht alle. Aber so einige. Es ist klar: man ist ja gespannt und man sitzt auch irgendwie auf Kohlen und möchte wissen, wie die Platte ankommt und deswegen liest man sich schon schon das ein oder andere durch.
BR: Welche Songs spielst du live am liebsten?
Peter: Live macht zurzeit „Ich, Roque!“ sehr viel Spaß (schmunzelt). „Ungewöhnlich“ mag ich sehr gern spielen. „Ein kleiner Schritt“ und „Frühling“ sind auch noch prima von der neuen CD. Und „Erste Wahl“.
BR: Also fast alle Songs vom neuen Album?
Peter: Ja (schmunzelt). Mir machen echt sehr viele Lieder sehr viel Spaß. Es ist eben sehr schwer sich für eins zu entscheiden (lacht).
BR: Welche Musik hört ihr denn privat?
Peter (überlegt): Ähm, ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit sehr wenig Musik höre, da ich eh ständig Lärm um die Ohren habe und da bin ich schon mal froh, wenn ich nichts hören brauche. Aber ich war sehr, sehr stolz als wir zwei Konzerte mit Nada Surf gespielt haben, weil ich alle ihre Platten sehr liebe. Die Platte von Franz Ferdinand mag ich auch ganz gerne. Was gibt es denn noch so? The Streets mag ich sehr gern. Oasis, Blur – nach wie vor noch. Und ich freue mich schon auf die neue Platte der Beastie Boys.
BR: Und wie sieht es mit euren Plänen aus?
Peter: Wir werden demnächst auf vielen Festivals spielen, gehen dann im Herbst wahrscheinlich noch mal auf Tour und dann ist das Jahr sowieso vorbei und dann werden wir Urlaub machen. Wir werden uns dann irgendwann nach 2 Monaten wieder treffen und anfangen – wenn wir denn Bock darauf haben - neue Lieder zu schreiben. Da ist so die grobe Planung. Aber über das Jahr hinaus haben wir noch nichts geplant.
BR: Du hast gerade den Urlaub erwähnt. Macht ihr den getrennt?
Peter: Ja schon.
BR: Also habt ihr keine Lust auch noch den Urlaub miteinander zu verbringen?
Peter: Nee erstmal nicht (schmunzelt). Ich weiß nicht seit wie vielen Monaten wir uns auf der Pelle sitzen, aber da ist man dann schon mal froh, wenn man dann auch mal seine Ruhe hat von den anderen.
Vielen Dank für das Interview.
Sylvana Lehmann, 15.06.2004
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