Konzertbericht
Muse
Deaf Havana
Muse verzauberten sogar die sagenumwobene Loreley
Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen
12.07.2013
Bei angenehmen sommerlichen Temperaturen zog es die Muse-Fans am gestrigen Freitag in Scharen an die Freilichtbühne oberhalb des sagenumwobenen Loreleyfelsens im Rheintal. Ob dies nun an den herrlichen Außentemperaturen lag oder doch eher daran, daß Muse zum ersten Mal zu einem Open Air dieser Größe einluden, mag jeder für sich beantworten. Die letzten Hallen-Konzerte der Briten ließen allerdings auf Großes schließen.
Bereits kurz nach dem Einlass drängelten sich die zum Teil auch aus den europäischen Nachbarländern angereisten Rockfans in das historische Amphitheater, so daß es binnen kürzester Zeit kaum mehr freie Sitz- oder Stehflächen gab. Wer also ein Plätzchen für sich erobern konnte tat gut daran, dieses bis zum Ende zu verteidigen - galt es doch die bestmögliche Sicht auf die Bühne zu wahren. Das war allerdings in dem sehr vorteilhaft geschnittenen Amphitheater nicht sonderlich schwer, konnte man doch von vielen Flecken aus einen fantastischen Blick auf das Zentrum des Geschehens werfen.
So schnell sich die Fläche vor der Freilichtbühne Loreley füllte, so schnell bildeten sich auch immens lange Schlangen an den aufgebauten Snackpoints und Klohäuschen. Okay, einen Vorteil hatte die Warterei dann schon. Die Zeit bis zum Auftritt von Muse verkürzte sich ungemein. Leidtragende waren letztendlich neben den Konzertgängern vor allem die Supportband Deaf Havana, die sich mit einem weit weniger aufmerksamen Publikum herumschlagen mussten. Auch wenn dies das Leid so mancher Vorband ist, haben es die Briten geschafft die anwesenden Konzertgänger binnen kurzer Zeit in ihren Bann zu ziehen - egal ob diese sich am heiß erkämpften Sitzplatz befanden oder doch genervt in einer der vielen Warteschlangen standen.
Deaf Havana überzeugten die Anwesenden überraschend schnell mit einer musikalischen Mischung aus Old-School-Rock, Alternative Rock und poppigen Bluespassagen, die die Band nicht zuletzt dank ihrer drei, ja genau drei Gitarristen gekonnt umzusetzen wussten. Da war es kaum verwunderlich, dass man hier und da Parallelen zu Musikern wie Kid Rock, Stone Sour oder Oasis erkennen konnte. Alleine die rauchige Stimme von Frontmann James Veck-Gilodi hätte bei geschlossenen Augen durchaus als verdammt gute Corey Taylor-Immitation durchgehen können.
Nach einer rund halbstündigen Umbaupause war es dann soweit. Der Headliner des Abends - Muse - betrat mit einem pompösen Auftritt die geräumige Bühne des Loreleyfreilichttheaters. Trotz des immer noch vorhandenen Tageslichts, kam die extrem toll inszinierte Licht- und Videoshow ausreichend zur Geltung. Und eins haben die britischen Musiker an diesem Abend ganz sicher nicht gedacht, nämlich das Stromsparen. Die Bühne war zwar verhältnismäßig übersichtlich mit Strahlern bedacht worden, jedoch befand sich hinter Drummer Dominic Howard eine überdimensionale Video-Leinwand-Konstruktion, die für jeden der Songs zu einer art künstlerischer Leinwand für Videoeinspielungen, sei es von den Fans, sei es von kunstvoll gestalteten und auf den Punkt gebrachten Videosequenzen, wurde.
Aber es gab durchaus noch mehr für die Augen zu entdecken. Zu den qualitativ hochwertigen Videoeinspielungen, gab es während der Songs auch immer wieder stimmig eingeflochtene Schauspiele, welche live vor Ort stattfanden und die Konzertgänger schnell in ihren Bann zogen. So gab es neben einem verschwenderischen Börsenmagnaten, der mit Geldscheinen nur so um sich warf, auch noch eine Artistin, die aus einem überdimensionalen Heißluftballon in Form einer Glühbirne abgeseilt wurde und mit ihr kunstvollen Akrobatik für eine weitere Untermalung der Show sorgte. Soviel steht fest: an Showeinlagen haben Muse wahrlich nicht gegeizt. Fragt sich nur, inwieweit sich die Band damit nicht ins eigene Fleisch geschnitten hat, verlagerte sich die Aufmerksamkeit der Konzertbesucher doch schnell auf das Zusatzprogramm, satt auf den Hauptact Muse.
Neben den visuellen Einlagen, haben Muse aber auch ganz sicher nicht an auralen Highlights gespart. Matthew Bellamy bot mit seiner unverkennbar charismatischen Stimme, unterstützt von seinem Bandkollegen Christopher Wolstenholme, sämtliche Hits der britischen Band dar. Vom aktuellen Hit "Madness" über "Resistance", "Time Is Running Out", "Follow Me", "Uprising" bis hin zu "Undisclosed Desire" war alles in der Setlist des Abends vertreten. Selbst als Nicht-Muse-Fan musste man eingestehen, dass man bisher kaum an der Musik der Briten vorbeigekommen war.
Und auch wenn das Konzerterlebnis bei Muse noch nicht so ganz gesackt ist und das Adrenalin auch einen Tag nach dem Muse Open Air auf der Frelichtbühne Loreley durch den Körper pulsiert, so lässt es das Revuepassieren des Abends keinen anderen Entschluss zu, als dass es sich um ein grandios virtuoses und technisch ausgefeiltes Konzerterlebnis gehandelt hat. Der einzige, wohl etwas scher zu verdauende Wehrmutstropfen ist wohl die komplett ausgefallene Zugabe. Selbst eifrige und eindringliche Zugabenrufe der vor der Bühne ausharrenden Fans wurden von Muse schlichtweg ignoriert. Das ist auch für eine solche Band schade, denn für einen Ticketpreis von rund 70 Euro darf man doch etwas mehr erwarten wie knappe 100 Minuten Show.
Kitty N., 13.07.2013
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