Konzertbericht
Tocotronic
La Grande Illusion
Norddeutsch unterkühlt
Heidelberg - Halle 02
03.03.2005
Mit Verlaub - arschkalt ist es in Heidelberg Anfang März. Wie schön, dass just in diesem Moment die Hamburger Alternative Platzhirsche Tocotronic zum gemeinsamen Aufwärmen in die Halle 02 luden. Die fröstelnden Heidelberger kamen gerne und in Massen. Schon früh zeichnet sich ab, dass es ziemlich voll werden wird. Körperwärme war also schon mal garantiert. Führende Wissenschaftler werden allerdings bestätigen können, dass zwischen Körper- und Herzenswärme aufmerksam und aufrichtig zu differenzieren ist, weshalb im Folgenden das Augenmerk auf letzterer liegen soll.
La Grande Illusion machten den Auftakt und zogen recht müde und unterkühlt vorbei. Wer allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht bereits vor der Bühne weilte, für den gab es kein Durchkommen mehr. Als die zum Quartett gewachsene Band die winzige Bühne betritt, wird es dann so richtig eng. Einer Ansage von einem Conferencier im Anzug folgt “Ich habe Stimmen gehört”. Der Sound ist gut, die Lichtshow übersichtlich. Im Prinzip ein angemessener Rahmen.
Die Jugendlichen im Innenraum goutieren die Darbietung denn auch unmittelbar auf sportliche Weise. Beim folgenden “Aber hier leben, nein danke” springt der Funke das erste Mal spürbar über. Sei es “Der achte Ozean” oder “Pure Vernunft darf niemals siegen” vom neuen Album - es gelingt Tocotronic, ihre Songs recht detailreich umzusetzen. Dumm nur, dass wirklich überschwängliche Momente an diesem Abend eher Mangelware bleiben. Für eingefleischte Tocotronic-Fans wird das Konzert gewiss auf gesamter Länge nicht an Intensität eingebüßt haben. So lässt sich auch keiner davon irritieren, dass die Band einen Song abbricht, als ein in jugendlichem Übereifer verfangener Anhänger dreist die Bühne erklomm. Andere jedoch dürften die Darbietung als streckenweise zu routiniert und zu wenig abwechslungsreich empfunden haben. Tocotronic ruhen sich bei manchen Stücken des neuen Albums zu sehr auf einmal gefundenen Strukturen aus. Zwar bewegt sich die Band auch live handwerklich auf hohem Niveau, doch bleibt aufseiten der Zuschauer der Eindruck aus, hier Zeuge eines wirklich großen oder gar einmaligen Ereignisses zu werden. Die vereinzelt eingestreuten älteren Stücke wie das energische “Drei Schritte vom Abgrund entfernt”, “Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen” oder “Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse” verschaffen dagegen ein wohltuendes Maß an Kurzweil.
Zum Abschluss zünden Tocotronic mit “Neues vom Trickser” noch eine kleine Noise-Rock-Eruption. Voll und ganz solide. Trotz aller körperlichen Hitze, die sich mittlerweile aufgestaut hat, fröstelt es mir aber noch ein klein wenig.
Martin Baum, 10.04.2005
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