Konzertbericht
Kaizers Orchestra
Jarle Bernhoft
Kaizers Orchestra
Muffathalle - München
05.03.2011
Das erste Lob des Abends geht an die Halle. Die Muffathalle, das Muffetwerk, ist hervorragend erreichbar und sehr schön an der Isar gelegen. Das Personal ist freundlich und das Bier lecker. Drinnen besticht die Halle durch eine angenehme hölzerne Optik, die stark an Queen Mousettes´ Auftrittsort in „Blues Brothers 2000“ erinnert.
Zum Vorprogramm ist in der Bühnenmitte nur ein Mikrophon aufgebaut, von ein paar Gitarren umringt. Die düstere Vorahnung von einem langweiligen Singer Songwriter Support, der die Füße einschlafen lässt und nur zum erneuten Gang an die Theke einläd zerstreut sich schnell, als der Norweger „Jarle Bernhoft“ auf die Bühne springt. Spindeldürr mit Turmfrisur und Streber Briller. Mit tiefer Stimme begrüsst er das Publikum und startet direkt mit dem souligen „So many faces“ sein Set. Der Grund, warum Bernhoft ohne Band gekommen ist ist ganz einfach, er braucht keine. Geschickt wird der Basslauf über eine Loopstation eingespielt, die Percussions darüber gelegt, dann folgt das Riff, die Lead Gitarre und dann diese Stimme, eine Soul Stimme wie sie unter den weissen Erdenbürgern ihres gleichen sucht. Der Stevie Wonder Norwegens. Ein Solo Entertainer Genie.
Sein Material stammt hauptsächlich von seinen, teils mit Miet - Band und teils Solo, aufgenommenen Soul Platten, den früher war der gute Mann Sänger einer Alternativ Rock Band namens „Span“, die bei erster Sichtung sehr stark nach einem Vorgänger von „Audioslave“ klingen.
Das letzte Stück dieses kurzen und grandiosen Sets ist das „Tears of Fears“ Cover „Shout“, welches „Bernhoft“ fast komplett auf dem Synthesizer spielt und seine Stimme in eine Falsetthöhe bringt, die Prince stolz gemacht hätte. Ganz große Kino.
Was sollen da Kaizers Orchestra noch dagegen halten? Optisch gesehen ist Ihre Show schon extra klasse. Ein altertümliches Bühnen set-up, das auch zu Tom Waits oder Neil Young passen würde. Keyboarder „Helge "Omen" Risa“ sitzt mit Gasmaske hinter seiner Orgel und wirkt in frischluftmomenten wie ein Oberlehrer aus dem 19. Jahrhundert, der Rest der Band steht auch in altertümlich wirkenden Anzügen auf der Bühne und Sänger „Janove "The Jackal" Ottesen“ macht in Streifenanzug den Entertainer in der Mitte. Rechts und links stehen zwei Ölfässer die „Ottesen“ im Wechsel entweder besteigt, um so ein noch ein besseres Bild vom Publikum am Ende des Saales zu bekommen, oder im Rhytmus der Marsch / Humpa Musik verdrischt, die ein so wichtiger Bestandteil des Kaizers Orchestra Sounds sind.
Über die Jahre hingweg hat diese Show die Massen begeistert und ein immer größeres Publikum angezogen, aber heute Abend scheint der Funke nicht komplett überzuspringen, das Ganze wirkt irgendwie distanziert, vielleicht sind Kaizers Orchestra inzwischen im Geiste zu Groß für die Art von Show die sie so berühmt macht. Auch musikalisch springt der Funke nicht ganz über. Songs wie „Ompa til du dør“, „Knekker deg til sist“ oder „Maskineri“ sind eigentlich großartige Nummern, wirken an diesem Abend aber einfach nur so herunter gespielt. Keine interessanten musikalischen Passagen, keine Feinheiten, nix. Einzig der Mitsingrefrain von „Maestro“ und die erste Nummer 1 Single der Band in Norwegen überhaupt „Hjerteknuser“ zeigen die Leidenschaft, die Kaizers Orchestra Shows so besonders machen. Aber es kann ja auch nicht ein jeder Abend genial sein. Einfach mal ein bisschen ruhen lassen und dann mit etwas Abstand wieder ein Konzert von ihnen besuchen. Schlecht sind sie nämlich eigentlich nicht, keineswegs.
Konrad Joe, 05.05.2011
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