Konzertbericht
I Am Kloot
In fact, all of our songs are about love and disaster
Heidelberg - Karlstorbahnhof
10.04.2004
Mit den Worten "This song ist about love and disaster" begrüßen die drei Herren aus Manchester die angereisten Zuschauer im angenehm gefüllten Karlstorbahnhof und nehmen geschlossen auf der Bühne ihre Sitzplätze ein. Eine Sekunde möchte die Anhängerschaft lachen, doch als kurz darauf die beklemmenden Rhythmen von "Twist" ertönen und Sänger John Bramwell durchdringend Kunde von seinem finsteren Seelenleben tut, bleibt einem kurzfristig das Herz stehen.
Sich der eigenen Wirkung sehr wohl bewusst, wissen I Am Kloot ihr bisweilen düster melancholisches Repertoir von Folk- und Rocksongs aber auf ironische Weise aufzulockern. So erkundigen sie sich etwa in einer Pause nach der Anwesenheit etwaiger Pornostars im Publikum, was einige männliche Zuschauer dann auch lautstark bejahen.
Dieser Abend dreht sich dann aber doch weniger um die Fleischeslust als um seelische Abgründe, Liebe und Verlorenheit. Bei "From Your Favourite Sky" möchte man dahinschmelzen und "A Strange Arrangement Of Colour" besticht in seiner rhythmischen Komplexität.
Die Texte Bramwells bleiben weitgehend unscharf und metaphorisch. Da handelt es etwa von dunklen Sternen und von blauem Himmel, der sich ins Schwarze verwandelt. Oft versteht man nicht und ergänzt im Kopf, lässt Assoziationen spielen. Wie kaum eine andere Band wissen I Am Kloot dabei eine stets dichte und intime Atmosphäre zu kreieren.
Besonders berührend wirken dann auch die Momente als Bramwell seine Kollegen geschwind in die Halbzeitpause schickt, um dann allein mit seiner Akustikgitarre in blauem Licht gehüllt das entrückte "No Fear Of Falling" zum Besten zu geben. Mit Gänsehautgarantie. Die energischeren Songs wie "Stop", oder "Life in Day", bei denen sich die Herren dann auch mal von ihren Hockern erheben, zeigen dann aber auch, dass I Am Kloot in der Lage sind, gewaltigen Druck auszuüben.
So liefern I Am Kloot einen rundum gelungenen Durchschnitt durch ihr Werk. Wenig bleibt ausgespart und auch das Publikum zeigt sich zufrieden. Höflich verabschiedet sich die Band schließlich, nicht jedoch ohne zuvor noch einmal entschieden versichert zu haben: "In fact, all of our songs are about love and disaster".
Martin Baum, 02.05.2004
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