Cd-Besprechung

I Am Kloot - Gods And Monsters

I Am Kloot

Gods And Monsters

PIAS / Rough Trade
  Vö: 11.04.2005

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  10.1 Punkte
Stimmenzahl: 11

Man kam gar nicht erst dazu, I Am Kloot zu vermissen. Vom letzten Konzert ist man immer noch verkatert. Auch ist ihr letztes Album bereits zwei Jahre alt, doch zehrt man immer noch vergnüglich davon. Wie so oft zeigt sich die Wertigkeit eines Albums erst in der Nachschau. Und so lässt sich heute mit einem einigermaßen nüchternem Kopf behaupten, dass die Alben des Trios aus Manchester sich bei aller Eingängigkeit nicht frühzeitig abnutzen. So oft man auch nach ihnen greift (und das Bedürfnis dazu verspürt man oft), stets fühlt man sich wieder warm aufgehoben im angestaubten und alkoholischen Großstadt-Charme der Band. Gut, dann also ein neues Album. Umso schöner eigentlich.

I Am Kloot loten auf “Gods And Monsters” ihre Möglichkeiten aus. Der klassisch reduzierte Sound von I Am Kloot erfährt Erweiterungen durch neue Instrumente, doch nur selten erklingen mehr als drei zugleich. Im Mittelpunkt steht jedoch weiterhin die komplexe, teils fast jazz-artige Rhythmusarbeit von Schlagzeuger Andy Hargreaves und Bassist Peter Jobson sowie das eindringliche Organ von Sänger und Gitarrist John Harold Arnold Bramwell. Auch inhaltlich klammern sich I Am Kloot weiter an altbewährte Themen wie Liebe und Verlassenheit oder - um mit den Worten der Band zu sprechen - an “love - and disaster”.

Bereits der clever arrangierte Titeltrack “Gods And Monsters” verdeutlicht das Potential, das in dieser Band steckt. Abseits allzu gewohnter Schemata spielen sich I Am Kloot in einen rhythmischen Rausch. “The Stars Look Familiar” erweist sich als veritable Gänsehaut-Hymne ohne auch nur in einer Sekunde gewöhnlich zu wirken. Weitaus bedrohlicher kommt da schon “An Ordinary Girl” daher, das schon bald die anfänglich trügerische Stille aufbricht und musikalisch wie inhaltlich gemein poltert: ”She’s feeling outrageous / so daft and courageous / she’s laughing, flirtatious / whilst falling unconscious / she’s selfish and needy / she’s wanton and greedy / she’s mugging her lovers / she’s bleeding the buggers from below”. Das muss sich erst einmal setzen.

“Astray” und “The Avenue Hope” bauen ohne viel Pathos eine Atmosphäre voller Intimität und finsterer Emotionalität auf. Rotwein in schwermütiger Stunde - ick hör dir trapsen: “and I admit that I have spent some time in confusion / not knowing what is or is not illusion / riddled with myself and destruction, astray”. Der Höhepunkte ist jedoch kein Ende: “Sand And Glue” könnte einem Lehrbuch für vorbildliches Songwriting entstammen. Nach schleppend groovigem Beginn schlägt sich die Band schepprig und sperrig durch ein Dickicht an Rhythmen bevor der Song sanft getragen von einer Mundharmonika ausklingt. “I Believe” wirkt schließlich wie der akustische Abspann zum ganzen Film und lässt den Hörer mit Schwermut und Hoffnung zugleich zurück. Ein wahrer Vorreiter der Askese wer hier nicht unmittelbar zu Hochprozentigem greift.

Es beeindruckt ungemein, wie I Am Kloot auf ihre bescheidene und ironische Art - und den nicht von der Hand zu weisenden Alkoholproblemen trotzend - wahrhaft große Songs schreiben. Nicht in einer Sekunde wirft die Band zu viel Engagement oder Wille zur Größe in die Waagschale. Und gerade aus dieser Zurückhaltung erwächst bei I Am Kloot die Genialität. Drei Alben von so erstaunlicher Qualität haben I Am Kloot seit 2001 hervorgebracht. Wo findet man so etwas denn heute noch?

I Am Kloot auf Tour:

18.04.2005: München - Ampere (Muffatwerk)
22.05.2005: Frankfurt - Batschkapp
23.05.2005: Köln - Prime Club
24.05.2005: Berlin - Postbahnhof
25.05.2005: Hamburg - Knust

Tickets kosten ca. 17 Euro.

Veranstalter: Target Concerts

13 Punkte (von max. 15)

Martin Baum10.04.2005

TRACKLIST
1. No Direction Home
2. Gods And Monsters ***
3. Over My Shoulder
4. An Ordinary Girl ***
5. The Stars Look Familiar
6. Strange Without You
7. Astray
8. Hong Kong Lullaby
9. Sand And Glue ***
10. Avenue Of Hope
11. Dead Men's Cigarettes
12. Coincidence
13. I Believe
[ *** Anspieltipps ]

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