Interview

Poets Of The Fall

"Musik ist für uns wie eine Art Brennstoff"

Am 20. Juli 2012 erschien das neue Album der finnischen Rockband Poets Of The Fall, welches auf den recht poetischen Namen „Temple Of Thought“ hört. Und auch wenn die Band in ihrer Heimat schon gefeierte Stars sind, so scheint der Funke trotz diverser Touren u.a. mit Sunrise Avenue noch nicht so 100% auf das deutsche Publikum übergesprungen zu sein. Eigentlich schade, denn die sympathischen Musiker haben ein exzellentes Gespür für das was sie machen: Rockmusik.

Bizarre Radio hat es sich daher nicht nehmen lassen und sich den charismatischen Frontmann Marko Saaresto erneut zum Interview geschnappt und dabei einiges Überraschendes erfahren.

Bizarre Radio: Es ist ja nun schon eine ganz Zeit lang her, dass wir unser letztes Interview gemacht haben. Damals ward ihr zusammen mit Sunrise Avenue auf Deutschlandtour. Wie ist es euch seither ergangen?

Marko (Poets Of The Fall): Seit der Tour mit Sunrise Avenue ist eine Menge passiert. Ich glaube das Wichtigste ist wohl, dass unsere Fanbase in Deutschland angewachsen ist. Außerdem haben wir tolle neue Leute gefunden, mit denen wir zusammen gearbeitet haben. Außerdem haben wir glaube ich seither 3 Alben veröffentlicht, wozu auch „Temple Of Thought“ gehört.

Bizarre Radio: Jetzt wo du es ansprichst, lass und doch mal ein wenig über euer aktuelles Album sprechen. “Temple Of Thought” wurde ja hier bei uns am 20. Juli 2012 veröffentlicht. Kannst du mir da ein wenig über die Entstehungsgeschichte erzählen? Wo habt ihr die Songs z.B. aufgenommen und mit wem habt ihr so alles zusammen gearbeitet?

Marko (Poets Of The Fall): „Temple of Thought” haben wir zwischen 2010 und 2011 geschrieben. Die Aufnahmen fanden dann hauptsächlich 2011 statt. Glücklicherweise konnten wir den größten Teil der Arbeit in unserem eigenen Studio machen, so daß wir quasi zu Hause geblieben sind. Man wird da halt morgens wach, genehmigt sich einen Kaffee und startet mit der Arbeit. Das machte Spaß. Während dieser Zeit gab es dann auch ein wenig Tumult im Privatleben einiger Bandmitglieder, so daß wir uns eine Menge Gedanken über musikalische, als auch private Dinge machen mussten. Der Output wurde dann zu unserem neuen Album. Irgendwie wurden wir sogar zudem, was jetzt den Titel “Temple Of Thought” trägt. Okay, das klingt hochgestochen und abgehoben, aber ehrlich gesagt ist es total bodenständig. Bei den Arbeiten zu unserem Singlerelease wurden wir von Mick Schröder, einem deutschen Produzenten, unterstützt. Er ist ein absoluter Profi auf dem Gebiet und ein total cooler Typ noch dazu.

Bizarre Radio: Das klingt jetzt ja sehr ereignisreich. Wovon handeln die Songs den nun so?

Marko (Poets Of The Fall): Uns beeinflusst ja immer unser Leben und das Leben um uns herum. Das hat schon fast was von einer Observierung. Wir betrachten alles, sogar uns selbst. Und dabei finden wir immer Geschichten, die wir in unseren Songs erzählen wollen. Die Musik ist dabei nur eine Art Brennstoff. Es braucht dann nicht mal viel und schon kommen die Emotionen hoch, die den Songs Leben einhaucht. Man muss dieses Feuer dann einfach brennen lassen. Wenn es zwingend am Leben halten will, wird es ganz sicher wieder von alleine ausgehen.

Bizarre Radio: Ich muss gestehen, dass ich sehr überrascht war, wo ich “Temple Of Thought” das erste Mal gehört habe. Mir kam es so vor, als wäre es noch intensive, rockiger, rauer und gleichzeitig emotionaler wie alles, was ihr bisher so gemacht habt. Besonders die aktuelle Single “Cradled In Love” hat es mir angetan. Ich habe eine Gänsehaut bekommen. “Running Out Of Time” war dagegen wieder ein schnörkelloser Rocksong.

Marko (Poets Of The Fall): Oh danke schön. Ich hoffe, man spürt diese emotionale Intensität, welche die Songs trägt. Jedenfalls haben wir versucht das genauso einzufangen, wo wir die Songs aufgenommen haben. Ich hoffe wir sind auch in unserer Rolle als Musiker gewachsen und haben noch weiter Luft nach oben. Jedes Album ist ein Stück Zeitgeschichte – auch in den Leben von uns Bandmitgliedern.

Bizarre Radio: Ich schätze ihr habt jetzt schon eine Menge Feedbacks von Fans und Musikkritikern bekommen. Bei Bizarre Radio gab es schon mal 12 von 15 Punkten für “Temple Of Thought”. Decken sich die Feedbacks jetzt mit euren Vorstellungen oder gibt es Meldungen, die euch eher traurig und unglücklich machen?

Marko (Poets Of The Fall): Wow, danke schön. Das hört sich ja super an. Naja, ein Feedback ist wichtig und wenn es gut ist, dann fühlt es sich auch immer gut an. Wenn es dann mal nicht so gut ist, dann ist das schon merkwürdig. Wir haben sicherlich immer unsere eigene Sichtweise, denn wir versuchen immer unser Bestes zu geben und wollen natürlich auch, dass die Leute unsere Sachen mögen. Im Grunde kommt es uns aber immer nur darauf an, dass wir selbst mit dem was wir veröffentlichen auch zufrieden sind.

Bizarre Radio: Wo wir jetzt gerade bei den eher nachdenklichen Themen sind, wie seid ihr eigentlich auf den Namen “Temple Of Thought” gekommen? Für mich hört sich der ja eher meditativ an. Hat der Titel eine bestimmte Aussage?

Marko (Poets Of The Fall): „Temple Of Thought“ ist eine Metapher, eine Metapher die beschreibt was es bedeutet menschlich zu sein und Körper und Seele miteinander zu vereinen. Das lustige ist aber wohl, das der Titel ganz automatisch während des Songschreibens aufkam. Fast so wie eine Bestimmung. Wir haben nicht mal lange überlegen müssen. „Temple Of Thought“ war einfach der perfekte Titel für das Album. Außerdem passt er prima zu dem ganzen Thema des Albums und zu den bisherigen Werken „Signs Of Live“ und „Carnival Of Rust“. Für uns ergeben alle drei eine Art Trilogie, eine Trilogie des Lernens zu Verstehen.

Bizarre Radio: Ich erinnere mich noch daran, dass du mir bei unserem letzten Interview etwas von eurem eigenen Plattenlabel Insomniac Records erzählt hast. Bei meinen Recherchen habe ich nun festgestellt, dass “Temple Of Thought” hier in Deutschland über Remote Music bzw. Broken Silence veröffentlicht wurde. Gibt es euer Label nicht mehr?

Marko (Poets Of The Fall): Oh doch. Insomniac gibt es noch. Remote Music arbeitet für uns von Deutschland aus. Die Welt ist einfach zu groß und es ist gut, dass wir da Unterstützung haben.

Bizarre Radio: In eurer Heimat Finnland sammelt ihr ja immer noch Awards und Auszeichnungen wie unsereins vielleicht Briefmarken. Woran mag es eurer Meinung nach liegen, dass es hier in Deutschland so viel ruhiger um euch ist?

Marko (Poets Of The Fall): Das fragen uns unsere Fans auch immer und wieso wir es nicht schaffen in ihrem jeweiligen Land zu touren. Nun ja, wir haben halt kein großes Label im Rücken wie andere Bands. Als Independentband müssen wir mit weniger Geld auskommen – sei es beim Marketing, der Werbung, den Touren etc. Im Grunde zahlen wir ja alles aus eigener Tasche. Außerdem kostet das Touren eine Menge Geld. Und damit wir mehr Geld hätten, müsste unsere Musik öfters im Radio laufen, damit die Leute dann unsere Alben kaufen, so daß wir dann irgendwann mal genug Geld haben, um wieder auf Tour zu gehen. Und es ist immer sehr schwer bis man endlich bei einem Radiosender im Programm läuft, besonders, wenn man nicht bei einem großen Label unter Vertrag ist. Wir haben aber bisher immer Glück gehabt, dass wir so wunderbare Leute und Radiostationen gefunden haben, die uns hören bzw. in ihrem Programm laufen lassen. Aber das braucht immer so seine Zeit, bis wir dann wieder auf Tour gehen können. Also müssen wir eine Menge Alben verkaufen. Das ist doch ein lustiges Katz-und-Maus-Spiel, nicht? Man muss Alben verkaufen um berühmt zu werden, um so auf Tour gehen zu können und dann muss man wiederum touren, um Alben zu verkaufen und damit einen die Leute kennenlernen. (lacht)

Bizarre Radio: Du verwirrst mich. (lache ebenfalls) Im Herbst kommt ihr aber doch endlich wieder auf Tour nach Deutschland. Freut ihr euch schon darauf eure neuen Songs live zu spielen? Was können die deutschen Fans denn so erwarten?

Marko (Poets Of The Fall): Ja, es ist echt gut, endlich mal wieder nach Deutschland zu kommen. Das Touren macht da echt Spaß und die Leute sind einfach fantastisch. Da gibt es immer eine Menge Energie während den Shows. Das ist also eine Art Must-Have für Musiker.

Bizarre Radio: Da bin ich ja mal echt gespannt, was mich so alles erwarten wird. Während unseres letzten Interviews war ich ja noch sehr daran interessiert euch ein wenig besser kennenzulernen. Jetzt möchte ich mal deine Spontanität testen. Ich werde dir einfach mal ein paar Wörter bzw. Schlagwörter nennen und möchte, dass du mir einfach sagst, was dir dazu einfällt. Okay, dann legen wir mal los. Was sind so typische finnische Angewohnheiten?

Marko (Poets Of The Fall): Im Januar auf die Kanaren flüchten. Witze von finnischen Sitcoms wie „Kummeli“ oder „Velipuolikuu“ zum Besten geben.

Bizarre Radio: Musik machen.

Marko (Poets Of The Fall): Zuhören und mit offen Augen träumen.

Bizarre Radio: Interviews: Spaß oder Ärgernis?

Marko (Poets Of The Fall): Das kommt drauf an. Meistens mag ich es. Aber es gibt auch solche Tage, da weiß ich nicht ob ich mich lieber am Allerwertesten kratzen möchte statt mit irgendwem zu reden.

Bizarre Radio: Sex, Drugs und Rock’n’Roll.

Marko (Poets Of The Fall): Sex und Rock’n’Roll gehen auf jeden Fall. Ich persönlich brauche keine Drogen um gut drauf zu sein.

Bizarre Radio: Ein Genuss.

Marko (Poets Of The Fall): Wärme. Nein, warte. Kaffee und Schokolade. (grinst)

Bizarre Radio: Okay, das kann ich gut verstehen. Jetzt wo wir am Ende unseres Interviews sind, gibt es da noch etwas, was du deinen Fans sagen möchtest?

Marko (Poets Of The Fall): Wie immer: Passt auf euch auf, so daß ihr auch auf andere aufpassen könnt.

Bizarre Radio: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Marko (Poets Of The Fall): Es war mir eine Freude. Dir auch vielen Dank.

Wer sich eine der Shows der sympathischen Musiker endlich auch einmal live anschauen möchte, der sollte sich einen der folgenden Termine unbedingt vormerken:

18.11.12 Berlin, C-Club (statt Magnet)
19.11.12 München, Backstage Halle
20.11.12 Köln, Kantine (statt Blue Shell, neuer Termin!)
22.11.12 Dortmund, FZW Halle (statt FZW Club)
24.11.12 Hamburg, Uebel & Gefährlich
25.11.12 Mannheim, Alte Seilerei