Interview
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Buckcherry
For the love of Music - Ein Gespräch mit Buckcherry Gitarrist Keith Nelson
Nach jahrelanger Abstinenz von den deutschen Bühnen hatte Bizarre Radio das Glück, die Band vor ihrem Konzert im Zenith in München zu treffen.
BR:
Vielen Dank für die Einladung, schön dich zu sehen. Es ist eine Weile her das ihr in Deutschland wart!
KEITH:
Absolut. Ja, wir wollten auf unserer letzten Tournee schon nach Deutschland kommen, aber leider sind wir alle ziemlich krank geworden und mussten ein paar Termine streichen. Ich bin froh das wir jetzt die Möglichkeit haben dies nachzuholen. Das letzte Mal waren wir mit KISS hier und das ist…. (überlegt)… seit, keine Ahnung, viel zu lange her. Wir freuen uns jetzt aber für unsere deutschen Fans da sein zu können.
BR:
Und es ist fantastisch das ihr bei dieser Gelegenheit gleich ein paar weitere super Bands mitgebracht habt. Halestorm ist ein toller Newcomer, Papa Roach….
KEITH:
Absolut. Wir waren schon öfters mit Papa Roach unterwegs und kennen die Jungs ziemlich gut. Auch mit Disturbed waren wir schon auf Tour. Es ist gut mit Freunden unterwegs zu sein.
BR:
Besonders für die deutschen Fans ist es eine großartige Möglichkeit gute amerikanische Rock Musik live zu hören. In den USA finden ja recht viele Hallenkonzerte statt wie die Warped Tour, das Ozzfest… Wir bekommen im Sommer ein paar Festivals ab, aber sobald die Tage kürzer werden wird auch das Angebot schmaler. Anyway, wie läuft die Tour bis jetzt?
KEITH:
Es läuft sehr gut. Die Tour hat in Helsinki begonnen und uns schon durch ein paar Länder geführt: Gerade haben wir in Wien gespielt. Bis jetzt haben wir nur sehr gutes Feedback bekommen und bemerken sehr deutlich den Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Publikum.
BR:
Wie macht sich dieser Unterschied bemerkbar?
KEITH:
Das amerikanische Publikum ist sehr auf Songs getrimmt die es im Radio hört, während das europäische Publikum einen sehr guten Überblick über das gesamte Repertoire einer Band hat.
BR:
Was vermutlich daran liegt, dass bei uns nur Scheiße im Radio läuft, während es in Amerika einige sehr gute Rock Radiostationen gibt. Wenn ihr auf Tour seid, habt ihr die Chance euch auch die Städte anzusehen?
KEITH:
Würden wir sehr gerne aber meistens ist es nur Tourbus, warten im Backstage Bereich, Konzert, in den Tourbus. Ich habe die letzte Nacht im Bus verbracht, werde diese Nacht im Bus verbringen. Wenn wir einen Tag frei haben versuchen wir etwas Sightseeing zu machen. Leider passiert das zu selten.
BR:
Die Härte des Tourlebens. Bob Seger hat darüber mal einen wunderbaren Song geschrieben (Keith summt leise “Turn tue page”). Was bringt dich dazu immer weiter zu machen?
KEITH:
Es ist Liebe zur Musik, es ist die Liebe zu dem was wir tun. Ich meine, klar, natürlich könnten wir zu Hause bleiben. Heute zum Beispiel ist Thanksgiving in den USA. Ein sehr wichtiger Feiertag für uns, aber anstatt ihn mit unseren Familien zu verbringen sind wir heute hier um mit dir zu reden, um für unsere Fans zu spielen. Die Liebe zu der Musik hält uns am Laufen.
BR:
Wie bist du dazu gekommen Musiker zu werden?
KEITH:
Ich wurde mit Musik großgezogen. In meinem Elternhaus war ich immer von Musik umgeben, also war es für mich eigentlich selbstverständlich dass ich Musiker werde. Schon als kleiner Junge habe ich schon sehr gerne auf verschiedenen Instrumenten gespielt. Es ist fast so als hätte die Musik mich ausgesucht und nicht ich sie. Selbst als ich reguläre Jobs hatte, habe ich nebenbei immer noch Musik gemacht.
BR:
Ist dann die Gitarre dein erstes Hauptinstrument geworden?
KEITH:
Nein, ich habe tatsächlich als Schlagzeuger angefangen. Nach einer Weile habe ich Angefangen eigene Songs zu schreiben und die Gitarre war das beste Werkzeug um dieses zu tun. So bin ich zum Gitarristen geworden.
BR:
Wer waren deine wichtigsten Einflüsse als du fest in das Gitarrenspiel eingestiegen bist?
KEITH
Es gibt unendliche viele, aber Keith Richards war natürlich ein wichtiger Einfluss. Er hat tolle Sachen geleistet. Malcolm & Angus von Ac/Dc, Joe Perry… Ich könnte so Ewig weiter machen. Aber diese sind mehr oder weniger der Kern meiner musikalischen Erziehung.
BR:
Wenn du daheim bist, wenn du jammst, was für Musik spielst du dann? Spielst du auch gerne andere Stilrichtung, oder ist die Richtung von Buckcherry Die Richtung und keine andere?
KEITH:
Also, ich liebe sehr viel unterschiedliche Musik, aber die Arbeit mit Buckcherry nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass ich gar nicht die Zeit habe mich um andere Dinge zu kümmern.
BR:
Die Band wurde 2002 gegründet, hat sich 2005 getrennt und ist nun wieder zusammen. Erzähl mir etwas über die Geschichte von euch.
KEITH:
Josh (der Leadsänger) und ich haben uns vor knapp 10 Jahren bei unserem Lieblings Tattoo Künstler kennen gelernt, viele Gemeinsamkeiten entdeckt und begannen zusammen Songs zu schreiben.
Sehr bald waren wir sehr begeistern von der Musik die wir gemacht haben und beschlossen eine Band zu gründen. Wir waren damals sehr kreativ, haben unsere eigenen T-Shirts gemacht, unsere eigenen Tapes aufgenommen und unsere eigenen Shows gebucht und hatten dann auch recht bald einen Plattenvertrag in der Tasche. Anfangs lief auch alles wunderbar, aber das Tour leben ist sehr belastend und am Ende der Tournee, nach der zweiten CD hatten drei Mitglieder beschlossen die Band zu verlassen.
Dies war eine sehr traurige Erfahrung, nachdem wir so viel Zeit, so viel Aufwand, so viel Herzblut in die Sache gesteckt hatten. Josh und ich beschlossen also eine Pause einzulegen. Wir haben uns nicht offiziell getrennt. Es war etwas Abstand.
So gingen ein paar Jahre ins Land. Nach einer Weile begannen Josh und ich wieder aktiv miteinander zu kommunizieren und natürlich kam auch die Frage auf, ob wir wieder zusammen Musik machen sollten. Im Zuge dessen stellten wir uns auch die Frage wie wir die Band nennen würden. Wir hatten als Buckcherry begonnen und so beschlossen wir, obwohl die anderen drei die Band verlassen hatten, den Namen weiter zu verwenden.
BR:
Wie seid ihr eigentlich auf den Namen gekommen?
KEITH:
Es gibt verschiedene Legenden die sich um den Namen ranken und keiner weiß mehr ganz genau was stimmt. Eine Legende sagt, das “Buckcherry” der Name eines Transvestiten ist, der mich bei den ganz frühen Shows immer um Kippen angeschnorrt hat. Eine andere Legende sagt, dass der Name einfach aus Chuck Berry entstanden ist. (Grinst) Such dir eine Geschichte aus.
BR:
Und jetzt habt ihr eine CD auf dem Markt.
KEITH:
Ja, das Album heißt “All Night Long” und wurde bei mir zu Hause aufgenommen. Ich habe ein Studio bei mir zu Hause was den ganzen Prozess entspannter und flexibler für uns gemacht hat.
Auch sind wir die Sache diesmal etwas anders angegangen. Normalerweise haben wir uns mit bereits mehr oder weniger fertig geschriebenen Songs getroffen. Diesmal hatten wir nur wenige Nummern im Gepäck, das meiste ist dann während der Arbeit im Studio entstanden.
BR:
Wie läuft der kreative Prozess bei euch ab?
KEITH:
Meist recht unkompliziert. Ich jamme zu Hause etwas und wenn ich ein Riff finde das mir gefällt dann schicke ich es per E-Mail an Josh. Wenn er dann ein Melodie dazu findet, ihm ein Text einfällt machen wir zusammen mit den anderen Jungs den Song fertig.
BR:
Momentan seid ihr auf Tour mit einem kleinen Festival und spielt in größeren Hallen. Bevorzugst du es vor größerem Publikum aufzutreten, oder spielst du lieber in kleineren Hallen wo ihr den direkten Draht zum Publikum pflegen könnt?
KEITH:
Es hat beides seine Vorteile. Natürlich hat es toll so viele Leute wie nur irgendwie möglich zu erreichen, andererseits ist es phantastisch in kleineren Orten zu spielen wo ihr direkt für jeden einzelnen spielen könnt und eine Energie überspringt die bei einem großen Publikum einfach nicht möglich ist.
BR:
Zu welchen Konzerten würdest du gehen wenn du die Möglichkeit hättest?
KEITH:
Nun, ich habe das große Glück, das ich mit vielen meiner Helden auf Tournee gehen konnte. Wir haben schon mit Kiss gespielt, den Stones, Aerosmith. Ich denke ich würde mir noch gerne einige der noch lebenden Blues Legenden anschauen. B.B King, Jimmy Rogers…
BR:
Buddy Guy….
KEITH:
Absolut: Buddy ist phantastisch. Ja, den würde ich gerne noch live sehen.
BR:
Es lohnt sich, glaube mir…
KEITH:
Ich würde mir auch noch sehr gerne Eric Clapton anschauen.
BR:
Ja, aber der wird langsam alt und langsam.
KEITH:
Ja, da hast du wohl recht. Ich würde ihn gerne mit Cream sehen, aber ich glaube diese Chance ist gekommen und vorbei gegangen.
BR:
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
KEITH:
Nun, wir werden erst einmal diese Tour beenden. Für 2011 sind auch noch Konzerte für Südamerika geplant und werden durch Kanada touren, zusammen mit Papa Roach. Ich glaube es sind auch einige Festival Daten für Deutschland kommenden Sommer gebucht. Darauf freuen wir uns schon jetzt.
BR:
Keith, letzte Frage: Was ist dein Rat für einen jungen Musiker der in das Business einsteigen möchte? Ich meine die Zeiten haben sich geändert. Mit Plattenverkäufen ist nicht mehr viel Geld zu verdienen, man muss beständig auf Tour gehen. Es war schon immer hart und wird nicht einfacher.
KEITH:
Nun, wenn es wirklich das ist was man machen möchte dann muss man daran glauben und zwar unerschütterlich. Bevor du Leute dazu bringst das sie an dich und deine Musik glauben musst du erst an dich glauben. Als wir angefangen haben hatten wir kein Geld, haben von einem Tag zum anderen überlebt, es war kein Plattenvertrag in Aussicht aber wir haben an uns geglaubt und es geschafft.
BR:
Zur großen Freude eurer Fans. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der Show heute Abend.
Konrad Joe, 05.01.2011
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