Cd-Besprechung
Leserwertung: 11.9 Punkte
Stimmenzahl: 14
Die Grenzen zwischen Unterhaltungs- und sogenannter ernsthafter Musik verschwimmen im Rock-Business derzeit wieder. Bands wie THE INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY oder ASIAN DUB FOUNDATION bringen eine politische Dimension in ihrer Musik unter, ähnlich der Punk-Bewegung der Siebziger. THE MARS VOLTA schreiten auch konstant in Richtung Ernsthaftigkeit, im Mittelpunkt stehen doch eher künstlerischer Ausdruck von Emotionen auf bisher nicht dagewesene Weise. Dabei wehren sich die Künstler erfolgreich gegen jede Art von Schublade und weisen großangelegte Konzepte vor.
Während auf dem vielbeachteten Erstlingswerk "De-Loused In The Comatorium" die geträumten Abenteuer eines im Koma Liegenden behandelt wurden, handelt "Frances The Mute" von Leuten, deren Namen in einem Tagebuch des kurz vor den Aufnahmen zu "De-Loused..." gestorben Bandmitgliedes Jeremy Ward gefunden wurden. Ward hatte auf der Suche nach seiner biologischen Herkunft ebendiese Namen notiert.
Musikalisch sind THE MARS VOLTA uneinordenbarer denn je, es mixen sich Salsa, Gitarrensounds aller Art, der hervorstechende Gesang von Cedric Bixler-Zavalas, unterschiedliche Rhythmen, Elektronik-Atmosphäre bis -Krach, Flea von den RED HOT CHILI PEPPERS spielt Trompete, - wer hätte es anders erwartet. Die Stücke selbst sind in einer merkwürdigen, nicht nachvollziehbaren Art auf dem Platten-Cover angegeben und zum Teil in Unterstücke aufgeteilt. Einzelne musikalisch "verständliche" Parts sind durch etwas langwierige Geräuschphasen abgegrenzt, wobei gerne auf schon verwendete Motive in variierter Form zurückgegriffen wird. Das geht natürlich an die Grenzen der Hörbarkeit - so nebenbei mal reinlegen geht hier gar nicht. Allerdings hat das Sextett auf nervtötende Rückkopplungsexzesse verzichtet.
THE MARS VOLTA kommen immer wieder zurück auf großartige Momente. "L' Via L' Viaquez" ist sehr sehr ansprechend (spätestens ab dem 5. Mal hören) und auch die ein oder andere Stelle der episch langen Stücke geht gut ins Ohr. Insbesondere Fleas Trompete macht einiges her, aber alles in allem bleiben THE MARS VOLTA brutal anstrengend für den Hörer.
Textlich vermischen sich Spanisch und Englisch, dazu waren Blixter und Rodriguez seit AT THE DRIVE IN für ihre eingenen Wortschöpfungen bekannt. Wer sich also mit dem Rund-Um-Verstehen des Werkes befasst, wird einige Zeit beschäftigt sein.
Tatsächlich scheinen THE MARS VOLTA bei näherer Betrachtung weit mehr künstlerisches Engagement und Anspruch in ihr Schaffen zu legen, als man das von ihre Songs runterschreibenden Bands gewohnt ist. Im negativen Sinne könnte man die Innovationswut der Marsianer auch als (dann konzeptlose) Willkür bezeichnen. Seine Wirklichkeit zu THE MARS VOLTA muss jeder selbst finden.
10 Punkte (von max. 15)
Burkhard Fückel, 27.02.2005
TRACKLIST
01.Cygnus... Vismund Cygnus
02.The Widow
03.L'Via L'Viaquez
04.Miranda That Ghost Just Isn't Holy Anymore
05.Cassandra Gemini
06.Tarantism
07.Plant A Nail In The Navel Stream
08.Faminepulse
09.Pisacis (Phra-men-ma)
10.Con Safo
11.Multiple Spouse Wounds
12.Sarcophagi
[ *** Anspieltipps ]
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