Cd-Besprechung

Apocalyptica

Apocalyptica

Vertigo (Universal)
  Vö: 24.01.2005

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  11.8 Punkte
Stimmenzahl: 15

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Schlagzeug, Gesang und Distortion: APOCALYPTICA bestehen nicht mehr "nur" aus Celli, sondern nutzen das ganze Repertoire des mordernen Heavy Rock aus. Ein eigenes Studio und Eicca Toppinens unermüdliche Kreativität haben die Finnen auf dem Weg der ständigen Weiterentwicklung voran gebracht und auch Besetzungswechsel (inzwischen sind 3 Cellisten und ein Schlagzeuger am Werk) überstehen lassen. Die Kooperation mit den Landsleuten Ville Valo (HIM) und Lauri Ylönen (THE RASMUS) dürfte sich dazu noch gut auf die Verkaufszahlen auswirken.


Gleich zu Beginn stehen dem eingefleischten Fan die Haare zu Berge: E-Gitarren? Nein, es sind Celli, aber die Verzerrer lassen es fast nicht durchblicken. Dazu Ylönens Gesang und brachiales Schlagwerk! "Life Burns!" ist ein kleiner Schock zum Auftakt des neuen Albums "Apocalyptica", das es sich trotzdem um einen sehr ordentlichen Song handelt, wird man spätestens beim zweiten Hören feststellen. Danach geht es mit "Quutamo" instrumental weiter und auch der klassische Streichersound erklingt, allerdings nur als Melodie-Stimme über einer Wand von Riffs und Percussion.

Damals (APOCALYPTICA "Plays Metallica By Four Cellos", erstes Album von 1996) hörte sich alles noch sehr roh, sehr hölzern an. Damit wurde eine ungeahnte Intensität erzeugt, die der durschnittliche Metal-Geniesser nicht von solch einem antiquirten Instrument wie dem Cello erwartet hätte. Überaschung - und auch die Bestätigung, das heavy nicht gleich plump ist, weil es auch durch klassisches Instrumentariat und klassisch ausgebildeten Musikern verwirklicht und geliebt werden kann - weckte sofort Sympathien für die außergewöhnlichen Skandinavier. Wer dann noch ein Konzert besucht hat und erlebte, wie hunderte von METALLICA-Fans spontan die "fehlenden" Vocals für das Quartett übernahmen, räumte dem Erstlingswerk sofort einen Ehrenplatz im Platten-Schrank ein.

Inzwischen ist die Überaschung gewichen, stattdessen bleibt der Eindruck, dass man es hier mit verdammt guten Musikern zu tun hat. Mit den folgenden Alben wurde der Weg der Ergänzung durch andere Instrumente und Effekte zunehmend weiterverfolgt, als logische Folge aus der Tatsache, dass APOCALYPTICA nicht die verwunderlichen Finnen mit den Celli-arrangierten METALLICA-Covern bleiben konnten, wenn sie weiterhin ernst genommen werden sollten. Trotzdem werden einige Fans über Gesang und Schlagzeug nicht gerade begeistert sein: Die Drums bestimmen die Songs doch sehr, die Celli lassen sich durch Verzerrung fast nicht mehr erkennen und der (hoffentlich von der Plattenfirma geplante) Duo-Gesang von Valo und Ylönen macht die Single "Bittersweet" (Titelsong des neuen "Die Siedler"-Computerspiels) zum schlechtesten Stück der Platte.

Die 11 Eigenkompositionen beherbergen vorwiegend Instrumental-Metal-Stücke, wie das schon erwähnte "Quutamo" oder "Fisheye", dazu kommen die wie immer sehr hörenswerten Instrumental-Balladen "Farewell", "Ruska" und "Deathzone", sowie die Gesangsstücke "Life Burns!", "Bittersweet" und das ´versteckte Lied´. In der französischen Fassung ist bei "Quutamo" die Chanteuse MANUE zu hören.

APOCALYPTICA stellen die Fans vor die Wahl - die Entwicklung mitbeschreiten oder die alten Platten rauskramen. Auf jeden Fall liefern Toppinen und seine Band ein sehr gelunges Album ab, wenn man mal den Ausrutscher "Bittersweet" vernachlässigt.

12 Punkte (von max. 15)

Burkhard Fückel, 27.01.2005

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