Special
Schandmaul, Puke, Fiddler's Green
Funkenflug - Schandmaul, Fiddlers Green, Puke
Man sollte ja annehmen, dass sich die winterlichen Temperaturen auch auf sämtliches andere auswirken würden. Doch keine Spur. Kaum hatte man die Tonhalle betreten, war man auch schon schweißgebadet, und dass selbst wenn man nur in Adamskostüm eingelaufen wäre. Puke hatten gerade die ersten Töne von sich gegeben und ein wohl vom Winter und den Temperaturen höchst frustriertes Publikum, genoss jeden frohen Ton und begab sich umgehend hüpfend und schreiend in Bewegung... Fast hätte man „nach vorne“ gesagt, aber da die Halle bereits um 20:00 so brechend voll war, wie man es selten erlebt, war nichts mit „nach vorne“ oder „nach hinten“. Vollkommen egal aber, denn die Jungs von Puke erfüllten auch so jeden Winkel der Halle.
Geile Sache, wenn die erste Vorband schon so für Stimmung sorgt: Puke aus Österreich
„Puke“ klingt ja schon recht seltsam, aber von seltsam war da keine Spur auf der Bühne. Außer vielleicht, dass sie aus Östtereichland kommen :), ansonsten waren Puke der wohl fast gelungenste Auftritt des Abends. Reichlich taktvolles zum mitklatschen, die Dudelsäcke, Trommeln, Geigen, Akustikbässe, Pfeifchen und sämtliches in Topform, und das Thermometer nach 2 Minuten auf 50 Grad. Trotzdem störte das keinen, weder die Masse noch die Band, die allesamt mit Schottenröckchen (für alle... EMP gähn... so was um die 29,95 Euro) und unter Benutzung des Üblichen und Altbewerten einen Bomben Auftritt hinlegten.
Mitgrölen muss ja nichts schlechtes sein, und bei solcherlei geilem Liedgut, seien es Traditionals, Eigenkompositionen oder das Chumbawama Cover „Farewell to the Queen“ konnte keiner ruhig dastehen, zumal sobald einer sprang, die 10 um ihn herum auch mussten, weil es derart voll war, dass auch mit Nasebohren nichts war. So stieg denn die allseits bekannte Luftfeuchtigkeit auch mal eben auf 200 %, so dass es keiner einen Unterschied gemerkt hätte, wenn das Konzert zur Monsunzeit im indischen Dschungel stattgefunden hätte.
Und dann war’s auch leider schon vorbei, Umbau, Rumgeräume und plötzlich... ein mit einem Widderkopf maskierter, an den Beinen rasierter, mit Lederslip bekleideter und mit Schild bewaffneter Roady, der wohl so um die 200 kg wog, tanzte zu einer Art südwestnordostamerikanischer Bongomusik. Boah ey... und schon enterten die Herren von Fiddlers Green die Bühne und bretterten mit dem Klassiker The Queen of all Argail alles nieder. Was für ein Song ! Alles klar, jeder Anwesende hatte nur auf den Funken gewartet und schon nach den ersten zwei Akkorden stand die Halle buchstäblich in Flammen und wer sich bis jetzt noch nicht bewegt hatte trug spätestens zu Fiddlers Green zur Temperaturerhöhung und Sauerstoffverknappung bei.
Die Fiddlers sind ja eindeutig noch ein Kuriosum, stellt Ihre Auftrittsweise ja auf gar keinen Fall den typischen Irish-Volk liebenden Musiker da. Allesamt in schwarz, von Kilts keine Spur, was soll’s, es sind eben Fiddlers Green aus Erlangen und nicht Irland. Trotzdem, trotz allem und trotz höherem Bekanntheitsgrad schafften es die Fiddlers nicht objektiv gesehen den Gig von Puke zu toppen. Dazu klingen die Songs streckenweise einfach zu gleich, auch wenn sich alle Bandmitglieder den Arsch aufrissen um der Masse einen fetten Gig zu präsentieren. War er auch, nur Puke waren noch nen Tick abwechslungsreicher
Und wieder Umbau, Rumgeräume und dann endlich: Schandmaul. Den Meisten dürfte die Anwesenheit zweier schwitzender Damen vor allem mehr Freude bereitet haben, als der bisherige Anblick schweißnasser Männerkörper. Trotzdem: Schandmaul legten wie gewohnt enthusiastisch und hervorragend los, verpulverten gleich Mal den Kracher „Herren der Winde“ und kein Körper war mehr still.Ist der Weihnachtsspeck schon runtergetanzt ? Schallte es da von den Bretter und die schweißnasse Masse halbnackter Leiber machte der Band in Punkto Lautstärke ganz gut Konkurrenz. Auch beim Narrenkönig hatte man oft das bange Gefühl die Fans wollten die Band in Grund und Boden singen. Eigentlich ein Wunder, dass sich zu Schandmaul überhaupt noch jemand bewegen konnte, aber da hatte wohl jeder gut zu Abend gegessen und die Party dauert an.
Schandmaul ließen sich natürlich auch nicht lumpen und zauberten ihre gewaltigen Rhythmuswände aus dem Schandmaulkasten und ließen die Puppen (oder Fans) tanzen. Egal ob an Drehleier, oder Geige, die beiden Damen, waren sich wohl Ihrer Rolle bewusst und brachten jeden Fan zu Höchstleistungen. Was uns von GigsforYou noch persönlich interessiert hätte: Wie viele Kilometer die Bandmitglieder wohl im Laufe eines Gigs auf der Bühne verlaufen...
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