Konzertbericht
Schandmaul
Faun
Faun & Schandmaul auf dem Tollwood Festival
München
23.06.2005
...und es war Sommer. Ich war 23 und es war 44... Grad heiß... und wir waren trotzdem dort. Wie dem auch sei... im Zuge ihres Konzerts in der Saturnarena auf dem Tollwood zeigten sich sowohl die Fauns als auch Mädels und Knaben von Schandmaul recht spiel- und schwitzfreudig, auch wenn die Temperaturen eher zu gemeinsamen Yogaübungen in einem schattigen Hain oder zu Meditation unter Klimaanlagen aufgerufen hätten. Kurzer Blick auf die Location: Großes Zelt, richtig fette Bühne, so dass man in der ersten Reihe schon fast eine Genickstarre bekam, zusätzlich im hinteren Teil eine Videoleinwand und gaaaaaaaaaaaaanz hinten ein paar Hundert bequeme Stühle für ältere GigsforYou Mitarbeiter und für solche, die es noch werden wollen.
Noch im strahlensten Sonnenschein, pünktlich gegen 19:00 Uhr stolzierten Faun auf die Bühne und wurden ihrem Ruf als ausgezeichnete Musikmeister schon in den ersten Sekunden Anwesenheit gerecht. Die komplette Bühnentechnik hätte ausfallen können, und trotzdem hätte man Faun noch genießen können, die Combo ist wohl einer der „ursprünglichsten“ Mittelalterbands und verzichtet so gut wie ganz auf technischer Zubehör. Trotzdem ist die Band wohl der beste Beweis dafür dass man eben auch ohne diesen ganzen Technischen Scheiße wahnsinnig gute, atmosphärische Musik machen kann, und nicht unbedingt E-Gitarre oder Bass für mittelalterlichen Musikgenuss braucht.
Einzig der Herr an Gitarren, Laute usw. hätte sich so manchen Textlichen Erguss sparen könne, die Sprache des Mittelalters in unsere wunderbar verhagelte Zeit zu transportieren mochte ihm an manchen Stellen nicht so recht gelingen und so klang es doch etwas kitschig. Ansonsten umgarnen die beiden Frontdamen die melodischen Weisen in Meistersingermanier mit lateinischen und altdeutschen Texten, dass man ihnen am liebsten um den Hals gefallen wäre so gut war es. Das macht Faun zu einem Edelstein unter allen Mittelaltercombos. Melodie an erster Stelle, der Beat kommt zwar trotzdem gut durch, aber es muss eben kein übermäßiges drauflos Getrommel sein, dass man vor lauter Einheitsbrei kein Wörtchen oder Melodiefetzchen mehr erkennt. Insofern dürfen sich Faun gut und gerne als Meister der feinen mittelalterlichen Klänge bezeichnen.
Irgendwie war alles dabei, zwischen Laute, Gitarre, Schellen und Glöckchen, Dudelsäcken, Trommeln und ausnahmsweise dem Synthesizer der wiederum mit einem Hirschgeweih garniert, die feinen Klänge der Faune mit sphärischem Schall versah. Man darf Faun einen hervorragenden Gig bescheinigen, zwischen feinen, kleinen und fast schon meditativen Klängen, gab es auch solche, die zum hemmungslos schweißtreibenden Mitbewegen einluden, mittelalterliche Hymnen sozusagen. Es ist erstaunlich was Faun mit den Instrumenten treiben, wie sie diesen Töne entlocken, dass man meinen könnte sie hätten einen Packt mit dem Teufel um derlei wunderbare Töne aus den Instrumenten zu locken.
Und dann war’s wieder soweit, die Schandmäuler enterten (und wir meinen enterten) mit gewohnter nicht zu bändigender Energie die hohen Bretter und sorgen für schwitzende, sich windende Leiber in den Reihen der Fans, dass es nur so krachte. Schandmaul sind derzeit sicherlich die Besten in Ihrem Metier, In Extremo oder gar Subway to Sally können ihnen auf gar keinen Fall das Wasser reichen, bei jedem Schandmaul Gig trieft die Energie schon fast von der Bühne so sehr ist dort oben der Teufel los. Und so auch dieses Mal. Von den Damen sah man nur noch wirbelnde Schatten, derart impulsiv waren sie an wie gewohnt an Geige, Dudelsack, Flöte und Drehleier unterwegs.
Was auffällt ist aber auch vor allem die Konstanz mit der Schandmaul gute Konzerte spielt. Entweder hatte man die vergangenen vier Mal das Glück sie nur in bester Stimmung zu erleben oder es ist wirklich so, dass hier wirklich Qualität am laufenden Band geboten wird ohne Abstriche. Offensichtlich. Schandmaul sind eben doch eine Konstante in Ihrem Metier, ununterbrochen neue Songs von gleichbleibender Qualität, ein Wahnsinnskonzert folgt auf das Nächste ohne dass man den Spielläuten auch nur annähernd Mühe oder Belastung ansieht, und eine Freundlichkeit dass es von Sängerseite manchmal schon fast etwas kitschig wirkt. Schandmaul sind eben einfach... nett. Was wäre dann wohl das Motto eines Schandmaulkonzerts ? Seid nett zueinander und redet darüber...
Man möchte Schandmaul daraus weder Stricke drehen noch darüber kritisch urteilen, die Band ist über jeden Zweifel hinweg erhaben, und ob gewollt oder nicht DIE momentane Vorzeigeband Ihres Genres. Das mag Chance und Risiko bergen, doch solange die Combo Gigs in solcher Qualität spielt hat sie nichts zu befürchten und das Schiff der Narrenmusiker wird weiter durch die Welten segeln um die Völker zu erfreuen... so wie auch an diesem Abend.
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