Special

Amphi Festival

Düstere Klänge, ein Brunnen und kölscher Frohsinn

Das dritte Amphi Festival – The ORKUS Open Air hatte kaum begonnen, da war es auch schon zum Leidwesen vieler wieder vorbei. Vom 21. bis 22. Juli 2007 hatte sich der Tanzbrunnen im Kölner Stadtteil Deutz in ein Mekka für alle Liebhaber des schwarzen Lebensstils verwandelt. Dunkle Klänge hüllten einen Teil der rechten Rheinhälfte der ansonsten eher bunten Karnevalsmetropole Köln in eine friedvolle Stätte voll tief-dunklem schwarz, was eine enorm große Schar an Festivalbesuchern anlockte. Bands wie Unheilig, ASP, Front 242, Subway to Sally, Apoptygma Berzerk, Zeromancer und nicht zuletzt auch die sich musikalisch wieder zusammengeschlossenen Gothic-Rock Helden von Dreadful Shadows dienten als wahre Zuschauermagneten. Es ist durchaus denkbar, dass der Veranstalter gerade wegen dieses erstklassigen Line-Ups wohl auch einen Besucheranstieg von rund 30% verbuchen konnte. Die Anreise gestaltete sich für die Festivalbesucher als ebenso unproblematisch, lagen doch der Bahnhof Köln-Deutz und kostenfreie Parkmöglichkeiten in Reichweite, wie der gut koordinierte Einlass auf das Festivalgelände.

Der Kölner Tanzbrunnen präsentierte sich in bekannter Manier mit 2 Bühnen, wovon die Mainstage als Openair-Bühne und die Theaterstage als überdachte Indoor-Bühne konzipiert waren. Ein großer Brunnen bildete den Mittelpunkt des Festivalgeländes. Durch eine geschickte Überbauung konnte der Brunnen als Shoppinggelände für den kultigen Gothic-Laden X-tra-X dienen. Drumherum versammelten sich weitere, zum Teil recht ausgefallene kleine Stände, die die Besucher zum Einkaufen anregten oder aber für neue Stylingideen sorgten. Aber auch die kleinsten Festivalbesucher kamen nicht zu kurz. Der Verein „Gothic-Family.net“ kümmerte sich auch in diesem Jahr wieder um die Kinderbetreuung, so dass die Eltern unbekümmert den einen oder anderen Musik-Act genießen konnten.

Auch das leibliche Wohl der Festivalbesucher kam nicht zu kurz. Auf dem gesamten Gelände befanden sich die unterschiedlichsten Versorgungsanstalten, die aber leider durch sehr hohe Preise eher negativ aufgefallen sind. So waren z.B. 3,50 Euro für eine kleine Colaflasche oder auch 8 Euro für einen Burger die Regel. Positiv sollte man dabei allerdings das in diesem Jahr neu eingeführte Pfandsystem des Veranstalters erwähnen. Somit wurde auch das Umweltbewusstsein der musikfanatischen Menge gesteigert.

Da es beim Amphi 2007 aber hauptsächlich um Musik geht, sollte diese hier nun auch nicht zu kurz kommen. Wie schon erwähnt wurde das Festival auf zwei Bühnen ausgetragen, was es zeitweise doch recht schwer machte sich zu entscheiden. Am Samstag startete um 13 Uhr das Festival mit Obscenity Trail, die auf der Mainstage versuchten das bisher eingetroffene Publikum anzuheizen. Die für danach angekündigte Band Bloodpit aus Finnland hatte am Vorabend wegen einer Erkrankung des Sängers kurzfristig abgesagt, so dass der eigentlich straff organisierte Zeitplan des Veranstalters ein wenig ins Schwanken kam. Auch die zum Teil mehr oder weniger humoresken Einlagen von Moderator Honey (Welle:Erdball) und dessen zeitweise doch recht gewöhnungsbedürftigen Outfits konnten da nicht wirklich drüber hinweghelfen. Diorama übernahmen dann recht erfolgreich die Überbrückung der Ausfallzeit. Aber wer nun glaubt, dass es nun zu einem geregelten Ablauf im Showprogramm kam, der hatte geirrt. Peter Spilles, Frontmann von Project Pitchfork, hatte das Schicksal eines Staus auf der Autobahn ereilt, so dass an Stelle von IMATEM erst einmal Eisbrecher um die Gunst des Publikums kämpfen mussten. Gewohnt routiniert übernahm Eisbrecher-Frontman Alexx die Showbühne und heizte dem Publikum mit Krachern wie „Schwarze Witwe“ und dem Megaherz-Klassiker „Miststück“ ordentlich ein, so dass die Besucher das erste Mal in wahre Ekstase gebracht wurden.

Nun konnte auch endlich Peter Spilles mit seinem Soloprojekt IMATEM sein Können unter Beweis stellen. Unterstützt wurde er von Gastsängern wie dem Grafen von Unheilig, Falk Lenn und La Casa del Cid. Trotz des Spielzeitausfalls von Bloodpit und der damit verbundenen Möglichkeit der anderen Bands ein oder zwei Zugaben zu spielen ging es zügig weiter im Programm. Funker Vogt brachten mit ihren Elektroklängen ihre Fans schon in wahre Vorfreude auf die nun kommenden Acts Unheilig, ASP und Front 242. Während dessen sorgten Feindflug auf der Theaterstage für mächtig Stimmung. Neben Songs aus ihrem neuen Album „Aviator“ wurden den Fans ebenso altbekannte Songs dargeboten.

Unheilig waren nun schon durch den Wunsch der Festivalbesucher zum dritten Mal seit Bestehen des Festivals als Showact verpflichtet worden. Mit ihren ruhigen und oft nachdenklichen Songs wie z.B. „Freiheit“ und „Mein Stern“ sorgte die Band für eine doch entspannte Stimmung. Erst nach einer Zugabe wurden Unheilig mehr oder weniger gerne von den Zuschauern von der Bühne gelassen, aber auch nur, um diese für den nun folgenden Act ASP zu räumen – der meiner Meinung nach zu einem der Höhepunkte dieses Festivals gehörte. Bei Krachern wie „Sing child“ und „Ich will brennen“ war die tobende Menge kaum noch zu bändigen. Als Highlight für viele Besucher kamen im Anschluss dann das Elektro-Urgestein Front 242 on stage, welches von den Besuchern mit „2-4-2“-Rufen nachhaltig gefordert wurde.

Während sich auf der Mainstage die Bands austobten, begeisterten zeitgleich Electro Bands wie XOTOX, Spetsnaz oder Winterkälte das Publikum im Theater des Tanzbrunnens. Und wem die Musikdosis des Festivaltages noch nicht ausreichte, der durfte sich anschließend bei der großen Amphi-After Show Party im Theater tänzerisch auslassen. DJs wie z.B. DJ Alexx aus dem Duisburger Pulp, DJ Dalecooper aus dem Leverkusener Shadow und DJ Mike aus der Bochumer Matrix sorgten unter den verbliebenen Festivalbesuchern für jede Menge Stimmung. Sichtlich spürbar zeigten sich am nächsten Tag einige Ermüdungserscheinungen bei den Besuchern, die sich nun vornahmen ihr Sonntags-Programm etwas ruhiger angehen zu lassen.

Der Sonntag begann mit einer ganzen Menge Besuchern, die in ihren zum Teil recht skurrilen Outfits schon recht früh zur Mainstage drängten, auf der Portion Control um 13 Uhr den zweiten Festivaltag einläuteten. Saltatio Mortis und Heimataerde durften dann das musikalische Programm fortsetzen, welches trotz einiger Regenschauer nicht die Stimmung des Publikums weiter anheizte. Die noch recht junge Band Heimataerde stürmte die Mainstage mit einer recht illustren Mischung aus Elektrobeats und schweren Ritterkostümen, was beim Publikum gut ankam. Während dessen legten das Katzenjammer Kabarett, Emilie Autumn und Fetisch:Mensch mit ihren Shows im wirklich gut gefüllten Theater los. Nicht nur alleine durch den Regen, sondern auch durch die Menschenmassen, die sich ins Theater drängten, herrschte dort ein tropisches schwül-warmes Klima.

Mit Krypteria ging auch der Regen und der Kölner Tanzbrunnen verwandelte sich in eine brodelnde, tanzwütige Menge. Mit ihrer Mischung aus harten Gitarren Beats und harmonischen Keyboardklängen hatte die Kölner Kombo die Herzen der Menge im Sturm erobert. Songs wie „Somebody save me“ und „Time to bring the pain“ brachten das Publikum regelrecht zum kochen. Im Anschluss durften dann Mesh, Samsas Traum und Frontline Assembly für weitere Stimmung sorgen, was sich aber als nicht sonderlich schwierig herausstellte, denn die wartende „Festival-Meute“ gierte schier nach mehr.

Einen Höhepunkt stellten auf der Mainstage die Auftritte von Subway to Sally und Apoptygma Berzerk dar. Leider machte es die im Festivalablauf entstandene Verschiebung im zeitplan den Besuchern nicht sonderlich einfach alle ihre bevorzugten musikalischen Acts in voller Länge zu genießen. So sehr sich auch Subway to Sally bemühten mit Songs wie „Kleid aus Rosen“, „Henkersbraut“ und „Sieben“ die Aufmerksamkeit der Masse auf sich zu ziehen, zog es viele ins Theater wo der Auftritt der Gothic-Veteranen „Dreadful Shadows“ kurz bevor stand. Da es aber bei den Auftritten der Newcomer Down Below und des Urgesteins Untoten zu kleinen Verzögerungen im Ablaufplan kam, waren die Elektro-Pop Idole Zeromancer bis fast 20.25 Uhr auf der Bühne unterwegs. Das Publikum war derweil so angeheizt, dass Zeromancer-Frontmann Alex Moklebust neben einem freien Oberkörper auch noch mit der einen oder anderen Zugabe aufwarten musste.

Um 20.45 Uhr und mit einer Verspätung von rund 25 Minuten war es endlich soweit. Die von vielen so lange erwartete musikalische Wiedervereinigung der Dreadful Shadows hatte begonnen. Im Vorfeld hatte die Band auf ihrer Homepage die Fans zur Wahl der Songs für den ersten Gig aufgefordert, so dass das Publikum in den Genuss von Klassikern wie „Futility“, „Dead can wait“, „Dusk“, „Craving“ und dem Coversong „Twist in my Sobriety“ kam. Vielleicht auch auf Grund der emotionalen Songtexte der Dreadful Shadows konnte man in den Augen vieler weiblicher Fans Tränen erkennen. Zur gleichen Zeit versuchten auch Apoptygma Berzerk mit ihren Songs die Fans zu erfreuen und die Stimmung vor der Mainstage zum explodieren zu bringen. Aber leider musste man sich für eines der Highlights entscheiden und konnte so nicht alle Festivalhöhepunkte live miterleben.

Es ist immer schwer ein Fazit über eine recht junge Veranstaltung zu schreiben. Beim Amphi – The Orkus Open Air ist es dagegen alles andere als problematisch. Von Jahr zu Jahr hat sich der Veranstalter gesteigert und was die musikalischen Acts angeht übertroffen. Lediglich die Preise für die Verpflegung geben Grund zur Kritik. Aber daran lässt sich ja noch feilen. Als erwähnenswert ist jedoch die, wie in jedem Jahr, super friedliche Stimmung unter den Festivalbesucher und das offene Verhalten vieler Musiker, die sich nach ihren Auftritten noch ganz entspannt unter die Festivalbesucher mischten. Man darf also auch jetzt schon gespannt sein was das Amphi 2008 so zu bieten haben wird. Es wird sicherlich schwer die bisherigen Festivaljahre zu übertreffen, aber ich bin mir sicher, dass der Veranstalter da schon wieder ganz viele Ideen am Start hat. Und wer weiß wo das Amphi 2008 im nächsten Jahr stattfinden wird. Ich weiß nur, dass ich wieder dabei sein werde.

Kitty N.04.08.2007

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