Konzertbericht
bring me the horizon
Beartooth, PVRIS
We're going no where... because that was the best spirit ever
Palladium, Köln
08.11.2015
Wow, was war das eine Show, die die britische Metalcore-Formation Bring Me The Horizon da in Köln abgeliefert hat. Mit einer fast schon übermächtigen Lichtshow donnerten die Briten bei ihrer in Deutschland bisher größten und vor allem seit Wochen ausverkauften Headliner-Show wie ein Wirbelsturm durch das Palladium. Die rund 3000 anwesenden Fans zeigten ihre leidenschaftliche Hingabe mit wilden Circle Pits und fortwährenden Jubelstürmen. Ein Anblick, der sich selbst bei den Kritischsten der anwesenden Pressevertreter für immer ins Gedächtnis eingebrannt haben sollte. Aber wollen wir hier mal nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, sondern lassen den Abend mal etwas revue passieren.
Fast schon ein wenig unbeobachtet haben sich Bring Me The Horizon in den letzten Jahren im Metalcore Untergrund zu einer beachtlichen Band gemausert, die es, wenn man es an der Anhängerschaft misst, so langsam durchaus mit Bands wie In Flames und Heaven Shall Burn aufnehmen kann. Musikalisch haben die Briten seit Bandgründung jedoch eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Statt sich auf aggressiv-grunzende Shouts zu beschränken, kamen mit der Zeit immer mehr melodische Elemnte hinzu, was vielleicht auch den einzigen Kritikpunkt an Bring Me The Horizon hervorbringen mag. Sänger Olli Sykes gehört halt mal nicht zu den begnadetsten Stimmwundern dieser Welt, jedoch nur was die ruhigen, melodischeren Parts angeht. Sobald es jedoch laut wird zeigt der Brite, was er drauf hat. So auch an diesem Abend in Köln. Aber bevor Bring Me The Horizon der Halle einheizen durften, standen die beiden Support-Acts Beartooth und PVRIS an, die beide das Publikum so elektrisierten, dass die Stimmung bis zur ersten Sekunde der BMTH-Show zum Bersten angespannt war. Als dann das Licht ausging, entlud sich diese Anspannung des Publikums in wildem Gekreische, was kaum von Fans der Bands One Direction oder Take That hätte übertroffen werden können.
Los geht es mit dem Titel-Track des aktuellen Albums „That’s The Spirit“. Bereits die ersten Klänge des eher sphärisch anmutenden Songs treibt einem ein gewisses Maß an Gänsehaut auf den Körper. Okay, der Song klingt vielleicht nicht so ganz so typisch nach Bring Me The Horizon, fesselt aber durch seine anmutige Sinnlichkeit selbst den hartgesottensten Metalcore-Fan. Im Hintergrund erleben die Fans dann ein wahres Lichtspektakel. Die Briten haben sich auf ihrer Tour wahrlich nicht lumpen lassen und einiges in die Lichtshow investiert. Diverse grafische Applikationen, Strahler und Schriftzüge untermalen die treibende Show. In manchen Momenten wirkt es sogar so, als würde die Band versuchen ihre Fans zu hypnotisieren, so dass ihnen diese uneingeschränkt auf dem weiteren musikalischen Weg folgen. Aber ohne der Show weiter vorzugreifen, dass haben Olli Sykes und seine Mannen echt nicht nötig.
Bei „Happy Song“ stimmt die Menge dann erstmals lauthals in den Refrain mit ein und zeigt auch „tänzerisch“ was so geht. So bilden sich erste kleinere Circlepits in dem wirklich brechend vollen Raum, was aus sicherer Entfernung brachial und anmutig zugleich gewirkt hat. Allerdings konnten einem die Leute in der ersten Reihe schon etwas leidtun, da diese dem ständigen Gedränge von hinten Stand halten mussten. Kein Wunder das bei voranschreitendem Abend immer mehr Fans die Segel strichen und sich von den emsigen Security-Mitarbeitern bereitwillig aus der Menge ziehen ließen.
Nach den aktuellen Songs wurde es wieder etwas härter, was besonders die Fans der ersten BMTH-Stunde gefreut haben dürfte. Mit „Go To Hell, For Heaven’s Sake“ wurde eine kurze Zeitreise in die frühen Bandjahre eingeläutet, dessen Höhepunkt wohl der Song „Chelsea Smile“ darstellte. Zum anschließenden „Throne“ wurden dann wieder die „Singalong“-Kenntnisse des Publikums gefragt, welches eifrig mit einstimmte. Ein weiteres Highlight war an diesem Abend ganz sicher auch der Track „Shadow Moses“. Olli Sykes schien sich darüber genauso zu freuen, wie über die gesangliche Unterstützung von Bandkollege Jordan Fish. Jedenfalls sah man ihn immer öfter grinsend am Bühnenrand hocken und sich das faszinierende Spektakel vor ihm anschauen. Mit „Sleepwalking“, „True Friends“ und „Can You Feel My Heart“ wurden noch einmal 2 Songs der neueren Bring Me The Horizon Ära angestimmt, bevor mit „Antivist“ das vorläufige Ende des Auftritts eingeläutet wurde. Insgesamt schien dem Publikum der Fokus auf den Songs der beiden letzten Bring Me The Horizon Alben „Sempiternal“ und „That’s The Spirit“ keinesfalls missfallen zu haben. Das mag natürlich mitunter auch dem recht jungen Altersdurschnitt der Anwesenden gelegen haben, die die britischen Musiker erst vor 2 oder 3 Jahren für sich entdeckt haben.
Nach einer kurzen Pause kehrten die Musiker dann noch einmal für eine Zugabe zurück auf die Bühne. Die ersten Takte von „Blessed With A Curse“ ließen die Fans dann noch einmal zu Höchstleistung auflaufen. Noch einmal wurde in wilden Circlepits gefeiert und mitgegröhlt. Vor dem dann endgültig letzten Song des Abends verabschiedete sich Sykes sichtlich glücklich vom Publikum und forderte dies auf, sich via Crowdsurfing noch ein letztes High Five von sich abzuholen. Gesagt getan, denn kaum legten die Musiker mit „Drown“ los, lag das gefühlte halbe Publikum auf den Händen der übrig gebliebenen Fans und wanderte possierlich gen Bühne. Olli hielt auch sein Versprechen und klatschte so viele Leute wie es nur ging ab. Damit war nach etwas mehr als 70 Minuten die bisher größte Deutschlandshow von Bring Me The Horizon Geschichte. Schade eigentlich, denn viele hatten sich gerade erst warmgefeiert.
Allen Hatern zum Trotz sei gesagt: Die Briten wissen, wie sie ihren Fans einzuheizen haben. Und sind es nicht genau die Letzteren, die eine Show glänzen lassen oder letztendlich zu Fall bringen können? An diesem Abend wurde einem eindrucksvoll bewiesen, dass Bring Me The Horizon nicht nur eine partywütige Anhängerschaft besitzen, sondern auch musikalisch für eine bombastische Stimmung sorgen können. Wer sich davon nun selbst einmal überzeugen muss, der sollte sich jetzt schon den Festivalsommer 2016 fett im Kalender anstreichen, denn die Briten werden, soviel darf jetzt schon verraten werden, neben dem Zwillingsfestival Rock am Ring und Rock im Park auch noch bei weiteren namhaften Events auftreten. Und womit ließe sich dieser Bericht besser beenden, wie mit einem Ausschnitt aus dem Song „Shadow Moses“: „…You can run but you'll never escape,…“ because Bring Me The Horizon is THE SPIRIT. Sempiternal.
Kitty N., 16.11.2015
TRACKLIST
01. Doomed
02. Happy Song
03. Go To Hell, For Heaven's Sake
04. House Of Wolves
05. Chelsea Smile
06. Throne
07. Shadow Moses
08. Sleepwalking
09. True Friends
10. Can You Feel My Heart
11. Antivist
Zugaben:
12. Blessed With A Curse
13. Drown
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