Konzertbericht

Ektomorf

Tenside

Ektomorf feat. Tenside - Blinded Colony – Comaspool

Metropolis, München
14.12.2006

Fleischfetzen, Herzblut und mitten drin ein vollbesetztes Metropolis, dass seine Helden diesen Abend bis zum bitteren Ende zu feiern gedachte. Kein Wunder, mit Tenside und Blinded Colony im Schlepptau ist es zumindest keine Unmöglichkeit alles und jeden platt zu machen, auch wenn das Ektomorf seit je her mit dem kleinen Finger machen. Trotzdem auch die Vorhut rockte schon dermaßen dreckig fett durch die Gegend, dass es nimmer feierlich war, so geil gings ab. Anatomie eines hervorragend fetten Abends, möglich geworden durch die Hände von Titanic Gott Luigi, der Ektomorf & Co. In seine kleine feine Metropolis Halle brachte.

Überraschungsgast: Comaspool aus München haben sich den Status des Openers gesichert und legen vor einem noch nicht so ganz bereiten Publikum los, von dem noch zusätzlich nicht mal die Hälfte da ist. Anfangs waren die Töne amüsant quietsch fidel munter daneben, dann wurde es zumindest zunehmend fetter. Allerdings gingen, wie erwartet die feinfühligen, bis auf den Nanometer arrangierten Riffs ganz deftig unter – live ist eben keine Platte oder der hauseigene Bandraum. Hinzu kam, dass Frontmann Frank hier und da wieder die Stimmbänder wegrutschten, ansonsten reife Leistung und fleißiger Bewegungsdrang. Ebenso fleißig am Drum Aaron, der kräftig Wums in die Mischung brachte.

Was aber mit Abstand am allermeisten störte, was einem so dermaßen tierisch auf die Säcke ging, war allerdings ein Bassist, der das ganze Set dermaßen fad und still rumstand, dass man am liebsten auf die Bühne gesprungen wäre und ihm mal kräftig in den Arsch getreten hätte. Scheiße Jungs ihr spielt vor Ektomorf, und reißt man sich gefälligst den Arsch auf. Was der Basser da macht, kann meine Oma besser. Bei so was weiß man vor lauter Blut, Schweiß und Sperma schwitzen gar nicht mehr wo einem die Eier hängen. Sowas geht einfach nicht. Nicht mit 40 Fieber, mit Knochenkrebs oder der Mama im Publikum, so was ist unentschuldbar. Sorry, Mann – Absolute UNTER-Scheiße - Pfeife! Für so ne Chance würde sich so mancher den rechten Zeh abhacken lassen und Du eierst da rum wie so ein BWL Student mit Stock im Arsch. Peinlich. Hatte leider kein Bier zum werfen.

Fairness halber muss man sagen dass Comaspool nicht schlecht waren, nur die Mucke passte einfach nicht in das Gesamtkonzept, zwischen Ektomorf, Tenside und Blinded Colony wirkte Comaspool vollkommen fehl am Platze mit blankpolierten, sterilen Riffs und viel zu wenig Urgewalt. Witzigerweise (seltsamerweise) ging es sofort nach Comaspool in der Umbaupause dermaßen heftig zu, dass man erst mal gar nicht wusste was los war. Heftig bangende Menschen um einen rum. Warum? Rum? Nee. Rammstein von der Platte. Eieiei.

Wie Ektomorf spielen schon? Oder Soulfly? Nee. Tenside. Die Jungs packen vollkommen ohne Gepose Ihre musikalischen Dreschflegel und holzen drauf los, dass die Schwarte kracht und einem die Kinnlade runtersackt. Wuchtige Riffs mit durchaus hörbaren Parallelen zu Soulfly oder Sepultura, aber noch mit einem Schuss StaticX und einer feinen Hörnote Eigenständigkeit. Der Frontherr grunzte dann auch schon gleich mal feierlich los und man konnte sich nur noch dem fetten Brett hingeben, dass Tenside quer durchs Metropolis ballerten. Ohnehin klar, dass der wartende Fan Mob sofort jegliches Rammsteingedudel vergaß und sich mit Freude in eine wunderbare Massenkarambolage warf.

Hammer, hammer, hammer! Tenside ließen keinen Kiesel auf seinem Nachbarn und holten immer wieder zum ultimativen Schlagabtausch aus. Sicherlich lag es nur daran dass Herr Frontmann seine haare aufgemacht hatte. „Alle runter, ich zähl bis drei, dann geht’s los und ihr haut euch gegenseitig putt. Klar Ansage seitens von Tenside. Und das wusste man zu schätzen, was dann jeder auch prompt tat. Rumhüpfen und wie die Irren Haare schütteln, Stagediven und alles was dazugehört – Tenside haben einen absoluten 1A Gig abgeliefert, man sollte sich die Combo eindeutig merken, da rockt selbst jeder Zentimeter Beton. Absolut Wahnsinn!

Und dann wurds langsam ernst. Blinded Colony – permanente Vorband von Ektomorf, warfen sich in die Bresche um mit einer fiesen Portion Polka Core Metal. Nicht irrsinnig böse, das ging schon mal nicht, da Fronthans Johan Schuster mit gaaaaaaaaaaaaaaanz gälbäm T-Shirt über die hüpfte, und wenn man hüpfen meint, dann isses so. Fast so als hätte ihn jemand mit einem Gummi-Flummi-Ball verwechselt und von der Hallendecke geworfen. Trotzdem brachte er es dazwischen immer noch fertig keifend zu quietschen und tierisch zu grunzen – schöne Sache.

Und dann plötzlich – OH NEIN – ein betrunkener Nikolaus (oder war’s der Sohn) enterte irrsinnig betrunken die Bühne und gab seine Lebensweisheiten von sich – allerdings hat’s keiner verstanden Macht nix, Blinded Colony rockten weiter – hin und wieder zwar recht metal Core beeinflusst oder dominiert, aber längst nicht auf so eine unangenehme Art, wie sämtlich mit 10 Kilo Gel und Haarfestiger auf die Seite geschleimten Super Evil Metal Core Trottel. Also, fett und ordentlich mit Schmackes wo er hingehört.

Und dann, ja dann verehrte Freunde und Freundinnen der anderen Art: Rauch – ohnehin klar. Intro – auch klar. Und dann vier Herren die auf die Bühne laufen um jeden an die Wand zu rocken, der in Hörweite ist. Ektomorf sind so brachial wie eh und je und rockten gleich mal mit dem neuen Brecher outcast von der neuen Platte los, dass es vor der Bühne nur so krachte. Es ist einfach nicht zu beschreiben. Kein noch so scharfes Foto kann klar machen wie József Szakács, seines Zeichens Klöppelkönig, sein Drum in Millimetergroße Einzelteile zerkloppt. Oder Zoltan alles aus dem Weg schreit, was ihm vor die Zähne kommt. Das gesamte Metropolis ähnelt nach kaum zwei Zehnteln einem tobenden Hexenkessel mitten in der Walpurgisnacht, die selbst Goethes Faust hätte lächerlich erscheinen lassen.

Man sieht einfach, dass Ektomorf Bock haben. Man sieht dass sie alles dem Erdboden gleich machen wollen, ohne wenn und aber. Von der Toilettenfrau bis hin zum Hausmeister darf sich jeder gerockt fühlen, und man kann davon ausgehen, dass das Grundwasser noch bis nach Silvester einen salzigen Geschmack hat, so viele Hektoliter Schweiß sind geflossen. Destroy it all, Ektomorf sind unangreifbar und unschlagbar. Gibysy, Sunto del mulo, Fuck you all, Show your Fist, sind nur einige der Kracher die von den Brettern kamen. Man kann nur alle, die nicht da waren hemmungslos bemitleiden. Lange nicht mehr so durchgerockt worden.

23.12.2006

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