Konzertbericht

M'era Luna - Von Gothics und Gummistiefeln oder: alle Jahre wieder...

M'era Luna

Von Gothics und Gummistiefeln oder: alle Jahre wieder...

Hildesheim
12.08.2007

Wie jedes Jahr am zweiten Augustwochenende machten wir uns auf nach Hildesheim zum grössten Gothic Festival seiner Art: dem M`era Luna auf dem Flughafen Drispenstedt..
Auf der Fahrt wurde uns wegen den kräftigen Regenschauern angst und bange, zu frisch waren noch die Erinnerungen an das Happening in knietiefem Schlamm und gewaltigen Regenmassen vor zwei Jahren.
Doch der Wettergoth verschonte die schwarzbunte Gesellschaft von feuchter Belästigung, das Wochenende verlebten wir in strahlendem Sonnenschein.

Aufgrund zu langen Feierns am Vortage mit unserem Gastgeber, der uns das Wochenende über beherbergte, waren wir nicht ganz pünktlich (und noch nicht wieder ganz nüchtern) zur Festivaleröffnung.
Vorsichtshalber noch mit Gummistiefeln ausgerüstet (was meinerseits in Kombination mit einem Lackröckchen für einen seltsamen Anblick sorgte, aber immernoch besser als die durchweichten Stiefelchen vor zwei Jahren war) tappsten wir über das noch leicht feuchte Gelände.
Die erste Band des Samstags war für uns Peter Tägtgren mit Pain aus Schweden, kolossal harte Klänge und unglaublich langes geschütteltes Haar; ein Fest für jeden Headbanger. Da diese zu früh angefangen hatten, wurden wir leider um die Hälfte des Gigs gebracht. Zu verdanken ist dies Animal Alpha, die aus mir unbekannten Gründen nicht aufgetreten sind.
Der Nachmittag blieb erstmal schwedisch: Nach einem kleinen Zwischenstopp am Merchandising stand schauten wir uns Eskil und und seine Jungs von Covenant auf der Hauptbühne an. Ihre kühlen Electrosamples und Eskils charismatische Stimme wurden von den Festivalbesuchern begeistert gefeiert.
Auf den darauffolgenden Act aus Japan war ich sehr gespannt. Dir En Grey, so hiess es, würden sich auf der Bühne live verletzen. Diese interessante Show liess ich mir nicht entgehen, doch obwohl die smarten Japaner wirklich gut gerockt und nicht minder aufregend geposed haben, bleibe ich bei der Theorie, das es sich bei dem Blut, welches Kyo sich dramatisch und anfallsartig auf der Brust verschmierte, lediglich um Kunstblut gehandelt hat.

Weiter ging das Programm für uns im Hangar, denn die süsse Emilie Autumn enterte mit ihrer theatergleichen Show die Bühne. Die durchgeknallte Teufelsgeigerin aus den Staaten hatte einiges an Showelementen parat um die Zuschauer auf ihre Kosten kommen zu lassen: ein Teeservice stand auf einem kleinen Tischchen bereit, eine Lumpenpuppe und ein Teddy wurden während der Darbietung damit verköstigt (der arme Teddy wurde allerdings direkt im Anschluss am Mikrofonständer gehenkt) und die aufregenden Kleider der süssen Girls waren wirklich sehenswert: gothic Lolita oder einfach nur crazy?
Gothic Metal vom allerfeinsten wurde uns später am Abend von My Dying Bride aus Grossbritannien geboten, ein sehr emotionales und anrührendes Konzert. Viele der Besucher waren sichtlich bewegt, als Sänger Aaron tieftraurig über Tod und Verzweiflung sang.
Dieser emotionale und atmosphärische Gig war für mich persönlich das absolute Highlight das diesjährigen M`era Luna und gleichzeitig Abschluss des ersten Abends.

Am Sonntagmittag hatten wir als erstes das Vergnügen, Krypteria mit ihrer reizenden Frontfrau Ji-in zu hören. Die sommerliche Hitze sorgte dabei allerdings für weniger Headbanger als erwartet. Viele der Festivalbesucher spannten ihre Regenschirme auf, um sich anstelle des zuerst gefürchteten Regens nun vor der sengenden Mittagssonne zu schützen.
Als Lacrimas Profundere mit ihrem neuen Sänger in glühender Hitze die Hauptbühne stürmten, wurden schon die ersten Mädels mit Kreislaufzusammenbrüchen verarztet.
Der neue Sänger, der sich wie eine Ville Valo Kopie gekleidet und gestylt hatte,(was nicht gerade für Individualität spricht, finde ich) sang zu meiner positiven Überraschung besser als er aussah, und klang ähnlich fein wie einst vor ihm Christopher Schmidt.
Weiter gings im Programm mit den sympathischen Electrogrufties der Crüxshadows.
Rogue turnte auf der Bühnenkonstruktion in waghalsigen Höhen, sprang in die Fanmasse hinein und fegte danach wie ein Derwisch schräg über die Bühne. Bei den Crüxshadows weiss man immer gar nicht wohin man schauen soll, auf Sänger Rogue, der wie ein Pingpongball herumhüpft und springt, oder auf die beiden heissen Tanzmädels seitlich der Bühne.
Songs wie „ Cassandra“ oder „Deception“ wurden begeistert von der Menge aufgenommen und lauthals mitgesungen. Besonders niedlich finde ich , wenn Rogue die letzte Strophe von „Deception“ in holprigem Deutsch zum besten gibt.
Finnisch wurde es im Anschluss mit den Goth Rockern von den 69 Eyes, die bereits das fünfte Mal auf dem M`era Luna spielten und somit ein Bühnenjubiläum begehen konnten. Jyrki 69 , Timo-timo und Archzie rockten die begeisterten Fans, die besonders die Hits wie „Gothic girl“ oder „Feel Berlin“ abfeierten.
Während die kanadischen Elektrohelden von Skinny Puppy ihren Gig hatten, machten wir einen ausgedehnten shoppingtrip quer durch alle Stände. Was gibt es auf dem M`era nicht alles zu kaufen...etliche Klamottenstände,(die vom Mittelalter Outfit mit Trinkhorn und Korsett über Lack- und Lederensembles oder Kunsthaarsträhnen und Schweisserbrillen einfach alles styles abdecken) aber auch abgefahrene Haushaltsgegenstände für das gruftige Heim oder Vampirzähne und anderer Schnickschnack wurden feilgeboten.
Rechtzeitig zum Auftritt von Deine Lakaien waren wir wieder zurück. Denn den Auftritt mit dem Philharmonie Orchester wollten wir uns nicht entgehen lassen. Alexander Veljanov, der in seinem bordeauxfarbenen Sakko sicher schwitze wie in einer Sauna, lud mit Ernst Horn gemeinsam mit ihren sphärischen und verträumten Songs die Festivalbesucher zu einer musikalischen Traumreise ein.
Als die Headliner des zweiten Festivaltages spielten, leerte sich jedoch das Festivalgelände zusehends. Sicherlich liegt das daran, dass The Jesus And Mary Chain beim schwarzen Nachwuchs einfach unbekannt sind, da sie so lange nichts von sich haben hören lassen.
Während in Hildesheim die Sonne unterging und viele zumeist jüngere Festivalbesucher sich langsam auf den Rückweg machten, genossen die „älteren Semester“ ausgiebig den Alternative Rock der wieder vereinten schottischen Urgesteine.
Mit einem Stop beim völlig von schwarzen Gestalten überfüllten Burger King endete für uns das diesjährige M`era Luna Festival, und ich freue mich schon bereits jetzt auf das nächste Jahr, wenn es im zweiten Augustwochenende wieder nach Hildesheim gehen wird...

Kristin Feldmann15.08.2007

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