Konzertbericht
M'era Luna
der Wettergoth hat ein Einsehen
Hildesheim Drispenstedt
12.08.2006
Allen besorgniserregend nassen Wettervorhersagen und zweimaligen Unwetterwarnungen zum Trotz fand das diesjährige M`era Luna Festival unter strahlend blauem Himmel und sonnigstem Augustwetter statt.
Prägten im letzten Jahr Regencapes, Schlamm und Schirme das Bild, so genossen in diesem Jahr 22000 goth people entspannt die regenfreie Zeit.
Der erste Festivaltag begann für mich mit den entspannt elektronischen Klängen von Mesh, die von der Mainstage herüberwehten, während ich mit Freunden den zahlreichen Verkaufständen einen Besuch abstattete. Dort machten mich gleich zwei Erlebnisse etwas nachdenklich: als erstes verlor ich meinen Objektivdeckel, was dazu führte das meine Cam Staub und Dreck geradezu anzog wie ein Magnet. Des weiteren sahen wir bei einem Schmuckstand der uns schon zuvor in Wacken auffiel, das die Preise je nach Festival nach oben korrigiert werden, was unsere Kauflust doch erheblich minderte.
Immer wieder fällt mir bei gothic Konzerten auf, mit wieviel Detailverliebtheit manche Festivalbesucher ihr phantasievolles Outfit herrichten. Da gibt’s Mittelalterlook mit Trinkhorn , Elfen mit spitzen Ohren, Feen, Teufelchen, Engelchen und Punks, Iros und Wallemähnen, ein schwarzbuntes Miteinander voller optischer Reize. So manchesmal weiss man nicht ob man die Menschen auf der Bühne oder die Menschen davor anschauen soll.
Nach dem Shoppingtrip stand der Auftritt von Funker Vogt auf dem Programm. Eine interessante Maske war da beim Keyboarder auf der Bühne zu sehen, eine Mischung aus giftgrünem Jedi-Joda und weissem Sportanzug ...ziemlich abgefahren für ein Gothicfestival.
Sie spielten grösstenteils Stücke ihres aktuellen Albums „Navigator“, aber auch ältere Stücke waren zu hören und rundeten einen gelungenen Auftritt ab.
Im Anschluss war ich vor die Wahl gestellt mir entweder die legendären Krupps auf der Mainstage anzusehen oder mich in den vollen Hangar zu quetschen um Unheilig zu lauschen.
Da ich mich für beides entschied, sie aber fast gleichzeitig spielten, geriet die nächste Stunde etwas hektisch, was sich aber lohnte da beide Acts ein grossartiges Konzert vor jubelndem Publikum spielten.
Als der unheilige „Graf“ die Fans dazu aufrief den Refrain des Songs „Freiheit“ mitzusingen erscholl der Ruf nach selbiger derart inbrünstig und laut, das man meinen könnte angesichts des Nahost Konfliktes in eine Spontandemo im Flugzeughangar geraten zu sein. Was ja auch eventuell stimmt, denn die Nachrichtenmeldungen der letzten Wochen haben sicher auch bei den Konzertbesuchern Erschütterung und Bestürzung hinterlassen.
Nach diesem hektischen hin und hergelaufe schaute ich mir ganz entspannt mit Freunden Blutengel mit ihrer sowohl sexy als auch pyrotechnisch interessanten Show an.
Danach aber genug der Sonne, die ja bekanntlich albern macht.
Ab, zurück in den Hangar, wo mich die gothicmetaller von Tristania aus Norwegen begeisterten. Der mehrstimmige Männergesang plus ergänzender weiblicher Vocals haben auf jeden Fall eine Menge livepower und die Metalmatten im Publikum hatten ausgiebige Gelegenheit zum wettmoshen.
Da metalischer Klänge nicht jedermanns Sache sind, standen im Anschluss als Abwechslung der Auftritt der elektronischen Deathstars an, dessen Sänger Andres auf mich wirkte wie eine Mischung aus Jyrki von den 69 Eyes (Gesang) und Jonne von Negative (der Look).Zumindest die Mädels waren von den sweeten Jungs schwer begeistert, das Kreischen nach den Songs war Ohrenbetäubend.
Mir lag der nächste Act doch etwas mehr, um nicht zu sagen das war mein Highlight des Tages: die niederländischen the Gathering,die ihren eigenen Fanclub mitgebracht hatten, der fahneschwenkend in der ersten Reihe stand und aus voller Kehle mitsang. Sängerin Anneke war bezaubernd, und strahlte fast so sehr wie die Sonne vor ein paar Stunden am Himmel.
Sehr positiv kam bei der Menge die gelungene Mischung aus alten und neuen Stücken an, welche jedesmal begeistern bejubelt und beklatscht wurden und bei so manchem Konzertbesucher das Wasser in den Augen stand.
Der Sonntag bot uns als erstes Konzert in schwüler Hitze die letzte Instanz, die mit neuem Sänger und alten und neuen Songs eine tolle Show abzogen und für dichtes Gedränge vor der Bühne sorgten.
Auch wenn beim Song des „Stimmleins“ die Stimmen von Eric (Subway to Sally) und Sven (Zeraphine) in der live Fassung fehlten, so erhob das Publikum sein Stimmlein zu einem tosenden Chor der Begeisterung. Die Jungs waren wirklich super drauf und hatten Spass an dem Auftritt, das war zu spüren.
The Birthday Massacre aus Kanada haben wirklich Pech, letztes Jahr war ihr Auftritt von Regengüssen geprägt gewesen und dieses Jahr erwischten sie die einzigen tröpfelnden 10 Minuten des ganzen Wochenendes zu ihrer Auftrittszeit. Was sie allerdings nicht davon abhielt ordentlich Stimmung zu machen und den etwas fröstelnden Massen mit neuen Stücken Appetit aufs kommende Album zu machen. Chibi ganz brav im Pünktchenkleid und um einige Kilos leichter als noch im letzten Jahr, hüpfte und tanzte über die Bühne wie ein kleiner Schelm und begeisterte zum Abschluss mit ihrem Hit „Happy birthday“.
Die Norweger von Apoptygma Berzerk konnten sich wieder über strahlenden Sonnenschein freuen, die Fans sich wiederum über eine gelungene Melange aus alten Hits wie zum Beispiel “until the end of the world“ oder aktuellem Material, wie das unter gegeisterndem Beifall fast untergehende Cover des House of love Klasssikers „Shine on“.
Danach wurde es knallhart,sehr laut und evil auf der Mainstage, denn Ministry waren gekommen um bitterböse mit Politik und Gesellschaft abzurechnen. Dies taten sie unter anderm mithilfe in die Songs eingesampelter Reden des amerikanischen Präsidents George W. Bush.
Ich glaube Ministry waren die lauteste Band des ganzen Festivals, ohne Ohropax nicht zu überstehen!
Da waren mir In Extremo schon lieber, die mit schicker Kulisse (zum Beispiel das Steuerrad eines Schiffes) für Stimmung sorgten und gekonnt historisches Liedgut und aktuelle Themen mit alten historischen und zeitgemässen Instrumenten vertonen .
Die Pyroshow war wirklich beeindruckend warm, jedenfalls wenn man vorne stand.
„Liam“ vom aktuellen Album wurde ebenso begeistert aufgenommen wie die älteren Stücke a la „Erdbeermund“ oder „Vollmond“.
Within Temptation aus den Niederlanden sorgten für einen wunderschön gefühlvollen Abschluss des Festivals.Sängerin Sharon hatte zwar von der ganzen Feuerwerkabfackelei zwischendurch Sendepause, konnte aber nach einigem Räuspern wieder mit ihrer klaren schönen Stimme die Zuhörer in ihren Bann ziehen. Mit dem erstmals in Deutschland gespielten Song „the howling“ und dem Hit „Ice Queen“ endete in Hildesheim ein gelungenes M´era Luna Festival 2006...
Kristin Feldmann, 16.08.2006
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