Konzertbericht
M'era Luna
Schlammcatchen im Spitzenkleidchen
Hildesheim Drispenstedt
14.08.2005
Das diesjährige M'era Luna Festival in Hildesheim war für so manchen Besucher ein Survival Trip. Wie viele Leute passen unter einen Schirm? Wie schliddere ich, möglichst ohne meine Barock- oder Lackkleidchen zu ruinieren, durch die knietiefe Matsche? Bleibt man in der Selbigen kleben oder versackt gar darin, wenn man sich länger nicht vom Fleck bewegt? Aber fangen wir mal beim Samstag an, der erste Festival Tag war nämlich wettertechnisch noch vom Feinsten: nicht zu warm und nicht zu nass.
Beginnen sollte der Tag für uns an der Hauptbühne mit dem lang ersehnten Auftritt der neuen finnischen Hoffnung am Rockhimmel: Negative. Die Jungspunde enttäuschten die hohen Erwartungen nicht und rockten die Gothics was das Zeug hielt. Trotz ungruftiger, nämlich überwiegend weisser oder rosafarbener Klamotten kamen sie beim Publikum gut an und besonders bei „The Moment Of Our Love“ war die Begeisterung bei den Zuhörern gross.
Dann zog es uns in den Hangar, wo mit Leaves Eyes das neue Projekt von der charismatischen und bildhübschen Ex- Theatre of Tragedy- Sängerin Liv Kristine am Start war. In fast der selben Besetzung spielten danach Atrocity ihre härteren Klänge, auch unterstützt von Liv Kristine. Diese waren in Topform und liessen mit „Enigma“ und anderen zum Moshen einladenden Songs die Stimmung steigen und die Metalmatten kreisen.
Auf dem Wege zurück zur Hauptbühne, wo mit NFD die Fields of the Nephilim- Fans bedient wurden, traf man viele bekannte Gesichter...offenbar waren wir nicht die einzigen die auf dem Festival einen Forentreff geplant hatten.
Aufgrund eines zu unebenen Bodens und zu hoher Absätze gab es dann bei uns die Notwendigkeit, dem Sanizelt einen Besuch abzustatten, diese erwiesen sich als nett und hilfsbereit. Leider nur der Verletzten gegenüber, ich wollte aber durfte nicht mit rein.
Bei der hitzigen Diskussion darüber rannte ich fast in Rogue rein, der gleich mit den Crüxshadows seinen Auftritt haben sollte, ooops.
Der Crüxshadows-Auftritt war in meinen Augen leider nicht ganz so gut wie man erwarten könnte, schade eigentlich. Es kam mir vor als wären einige technische Probleme aufgetreten. War man nur einige Meter seitwärts der Bühne, bestand der Sound aus schrillem, aber auch leisem Brei. Auch bei den Finnen von The 69 Eyes, die dann folgten, war dieses Problem noch präsent, obwohl es ein wenig besser zu sein schien. Zumindest war die Lautstärke gestiegen. Die Balladen „ Betty Blue“ oder „Brandon Lee“ klangen noch immer etwas dünn, wurden aber trotzdem abgefeiert als gäb`s kein Morgen.
Für die Soundmängel entschädigten in vollem Maße VNV Nation ,die das gesamte Areal in eine Tanzfläche verwandelten und mit „Beloved“ und „Genesis“ die dunklen Herzen zum Glühen und die Tanzbeine in Bewegung brachten.
Skinny Puppy schenkten wir uns dann und fuhren zu unserer Schlafgelegenheit , wo es anstatt Ravioli überm Spirituskocher vorm Zelteingang leckeren Hawaiitoast gab.
Was am Samstag so schönes Wetter war, war am Sonntag um so schlimmer. Es schüttete eigentlich fast den ganzen Tag aus Eimern. Sehr passend ,dass so mancher Festivalbesucher ein Shirt mit dem Aufdruck „Sonne macht albern“ trug.
Die Sonne haben wir jedenfalls den ganzen Tag nicht gesehn. Statt dessen auf der Hauptbühne die grossartigen Kanadier von The Birthday Massacre, die sich vom strömenden Regen nicht unterkriegen liessen und auch mit viel Beifall und Zugaben-Rufen belohnt wurden. Ihr interessantes Outfit, weisse Hemden mit Kunstblut Spritzern wurde auch bei so manchem Besucher des Festivals gesichtet. Es folgten Zeraphine aus Berlin, die trotz „Be My Rain“ tatsächlich die einzigen regenfreien 45 Minuten des ganzen Tages erwischten.
Richtig leid taten mir Lacuna Coil, denn die Italiener hatten mit Wolkenbruchartigem Regen und daraus resultierend wenig Zuhörern zu kämpfen. Wer noch reinpasste flüchtete in den Hangar vor den sintflutartigen Regengüssen. Schirme waren längst ausverkauft, wer keine Regenjacke hatte, behalf sich mit Müllsäcken.
Dann klarte es zum Glück noch etwas auf, und so konnten Subway to Sally nach und nach wieder reichlich Menschen aus den Hangar oder aus den Zelten hervorlocken. „Falscher Heiland“ oder „Kleid aus Rosen“ wurden abgefeiert ohne dass man durch weitere Schauer beeinträchtigt wurde.
War die Kleidung der Besucher am Samstag noch eines Gothic Festivals üblich, so erblickte man am Sonntag schon mal knallbunte Regenjacken oder gar Gummistiefel.
Denn irgendwann ist es dann doch egal wie es ausschaut, hauptsache einigermassen warm und trocken.
Deine Lakaien begeisterten schliesslich die schlammverspritzte Menge im stimmungsvollen Dämmerlicht. Darunter nicht nur Besucher ,sondern auch so manchen Künstler, der sich den Auftritt anzuschauen nicht entgehen liess . Jedenfalls hab ich den einen oder anderen von Zeraphine erblickt. Als Headliner des Tages tauchten schliesslich die Sisters of Mercy auf, zwischen reichlich Kunstnebelschwaden nicht immer leicht zu erkennen. Mit „This Corrosion“ oder „Temple Of Love“ wurden keine musikalischen Wünsche offen gelassen, obwohl behauptet wurde, es sei nur Playback gewesen.
Klug war, wer nach Konzertende schnellstens die Heimreise antrat, da es sofort wieder aus Eimern zu schütten begann, sobald der letzte Song verklungen war. So manches auto schaffte es nicht und musste abgeschleppt oder aus den Moddermassen gezogen werden.
Aber was solls, wir sehen uns wieder nächstes Jahr!
Kristin Feldmann, 17.08.2005
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