Konzertbericht

Westernhagen

Isochronous

Er ist wieder hier, in seinem Revier!

Köln/Lanxessarena
16.10.2010

Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass Marius Müller-Westernhagen, wie das sprichwörtliche Zirkuspferd ist, das sich in Bewegung setzt, sobald die Kapelle die ersten Takte der Eröffnungsmelodie anstimmt. Aber und das bewies er in der gutbesetzten Lanxessarena in Köln, er tut das noch immer mit einer Leidenschaft die Ihresgleichen sucht. Nicht aufgesetzt und ungemein ehrlich im Umgang mit seinen Fans, die ihm noch immer die Treue halten und ihn mit „Marius“ Sprechchören während des fast 2,5 stündigen Gigs feierten.

Aber bevor es den, für seine 62 Lenzen beneidenswert fitten Westernhagen zu sehen gab, der nach eigenen Angaben, zwei Tage lang krank im Bett lag, aber seine treuen Kölner Fans nicht enttäuschen wollte, ein Zustand von dem er nicht müde wurde, ihn bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zu betonen, also bevor sich für diesen Mann der Vorhang lüftete, gab es noch den kleinen, aber feinen Auftritt von „Isocronous“ aus Pretoria/Südafrika die mit ihrem Synthie Pop höflichen Applaus ernteten.

Dann nach einer angenehm kurzen Pause, Westernhagen, der noch immer in einer Reihe mit den Urgesteinen des Deutschrocks steht, neben Lindenberg, Maffay und Grönemeyer. Hinter einem riesigen Brokatvorhang versteckt, wartete er auf den ohrenbetäubenden Begrüssungsapplaus. Als Opener „Jesus“ vom „Radio Maria“ Album, danach mit „Es geht mir gut“ der erste kleinere Höhepunkt, dem noch einige kleinere und größere folgen sollten. Marius ist immer noch eine verflucht coole „Rampensau“.

Die Begleitband besteht mittlerweile mit einer Ausnahme, aus jungen, englischen und amerikanischen Musikern und diese Verjüngungskur tut Marius hörbar gut. Bei „Alleine“ wird das Ende um „Stay with me“ von Rod Stewart bereichert, ob man allerdings eine fünfminütige Unterbrechung haben muss, um die Band vorstellen zu lassen, sei mal dahingestellt. Hit auf Hit folgt, teils Evergreens wie „Ganz und Gar“ teils ungehörtest wie die ersten beiden Strophen „Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz“ in einer Blues Version.

Der erste Zugabenblock beginnt mit „Mit 18“ und wenn man in den letzten Jahren öfter mal das Problem hatte, Westernhagen hier alles zu glauben, wenn er singt „Ich möcht´ zurück auf die Straße“, in Köln klang es ungemein authentisch. Dann nimmt er sich nochmal Zeit seine Background Sängerin Della Miles vorzustellen und sie mit „Baby I want you“ einen eigenen Titel präsentieren zu lassen. Er ist wieder da, ein Gefühl dass man ihm seit Jahren mal wieder abnimmt und der Titel „Wieder hier“ wurde selten glaubhafter dargeboten als im Quasiheimspiel, wurde Herr Westernhagen doch in Düsseldorf geboren, aber der Kölner hat ja bekanntlich ein großes Herz.

Nach „Lichterloh“ und der noch immer zu Herzen gehenden Ballade „Engel“ vom „Halleluja“ Album, wird’s dann noch mal kurz pathetisch, wenn Marius unterstützt von mehreren Tausend Besuchern seine „Wiedervereinigungshymne“ mit dem Namen „Freiheit“ anstimmt und natürlich findet er, wie immer, die passenden Worte, aber vielleicht muss das in der Welt von Marius einfach so sein, er will sich geliebt fühlen und Köln liebt seinen Marius.

Dennis Kresse, 17.10.2010

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