Konzertbericht

Black Country Communion - Songs of Yesterday

Black Country Communion

Songs of Yesterday

Theaterfabrik München
04.07.2011

Da fragt man sich doch was dieser Mann zu sich nimmt: Backstage wirkt Glenn Hughes nicht einmal mehr wie ein Schatten seiner selbst. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten durchmisst er den Raum, bekommt mühsam die Hand zum Gruß geöffnet und verschwindet nach einem heiseren „Hey man, alles klar? Genieße die Show“ wieder im Tempo eines Spätrentners.
Beim Konzert ein paar Stunden später ist dieser Eindruck aber auf einmal komplett verschwunden. Äußerst agil tänzelt der 59jährige über die Bühne, reißt schon fast Slapstick mäßig den Mund auf und beweist auf ein Neues, warum Ronnie James Dio ihn einst als den großartigsten Sänger aller Zeiten bezeichnet hat. Hughes hat eine der dynamischsten Stimmen des Hard Rock und schafft es, seine Stimme immer noch in Höhen zu winden, die eine ganze Reihe jüngerer Sänger vor Neid erblassen lässt.
Gestern Abend trat Hughes also mit seiner aktuellen Band Black Country Communion in der Theaterfabrik in München auf. Das ursprünglich gebuchte Zenith ließ sich, wohl auch wegen den happigen Ticketpreisen von € 60, nicht füllen. Die Theaterfabrik allerdings ist fast ausverkauft und bietet obendrein die bessere Akustik. Black Country Communion wird gerne als Super Group verkauft, was sie allerdings keineswegs ist. Es ist es die Band der Freunde Glenn Hughes und Gitarrist Joe Bonamassa, dem 33jährigen Blues Rock Überflieger. Die beiden anderen Mitglieder, Keyboarder Derek Sheridan (ex. Dream Theater) und Schlagzeuger Jason Bonham (Sohn des großen Led Zeppelin Drummers) wurden von Album Produzent Kevin Shirley hinzu gecastet.
Inzwischen gibt es von dieser Combo zwei Alben, Black Country Commion 1 & 2, die beide dem 70er Jahre Hardrock von Bands wie Free & Bad Company ihren Tribut erweisen. In die Neuzeit tragen sie den Sound allerdings nicht, wie auch ein Blick ins Publikum zeigt, welches Bierbauch, ergraute Schläfe und teils bizarre Luftgitarre als Standard trägt.
Los geht es mit 2 Nummern von der ersten CD, Black Country und One Last Soul, die noch recht verhalten aufgenommen werden. Das Publikum scheint noch nicht richtig aufzutauen, den brettharten Midtempo Blues Rock Nummern fehlt es schlicht an Dynamik und zündenden Melodien. Erst das von Joe Bonamassa gesungene The Ballad for Hadrians Wall sorgt für Auflockerung, was erstens daran liegt, das die Nummer mit ihren Blue Grass Elementen kompositorische Abwechslung bietet und Bonamassa mit seiner souligen, an Steve Windwood erinnerenden, Stimme der einfach angenehmere Sänger ist.
An achter Stelle wird das Publikum von einem absolut überflüssigen Synthesizer Solo von Keyboarder Sheridan überrascht, von dem man soundmäßig in den Nummern davor noch nichts mitbekommen hat. Es kreischt und knarzt, sodass man selbst zum Bier holen fast gar keine Lust mehr hat. So schlimm wie das Solo auch ist, so angenehm ist der Song in den es überleitet: Songs of Yesterday, die erste Ballade des Abends und eine wunderschöne Nummer in der sich Hughes und Bonamassa den Gesang teilen. Definitiv das erste wirkliche Highlight des Konzertes. Nun ist der Funke übergesprungen, die etwas überflüssigen, sehr auf Blues Rock Standard Riffs basierende Mid Tempo Songs wie The Outsider werden zumindest positiv hingenommen, die zweite Ballade Cold sowie die Joe Bonamassa Solo Nummer The Ballad of John Henry mit ihrem stampfenden Wüstenbeat werden mit voller Begeisterung gefeiert und mit dem Deep Purple Song Burn endet das Konzert nach zwei Stunden mit einem Paukenschlag. Sie haben die Kurve nach einem langen Anlauf doch noch bekommen.
Als Black Country Communion letztes Jahr einige Konzerte als Promotion für ihr erstes Album gegeben haben, hatten sie in Ermangelung eigener Songs viele Cover Versionen im Programm, wie z.B. No Quarter von Led Zeppelin und Mistreated von Deep Purple. Diese Konzerte waren hervorragend und zeigen auch die Schwachpunkte des gestrigen Konzertes. Joe Bonamassa hat sich zwar etwas zu sehr auf Standard Blues Skalen verlassen aber in gewissen Momenten immer wieder sein fast schon übermenschliches Talent an den sechs Seiten gezeigt, Glenn Hughes hat wieder einmal bewiesen, dass er nach wie vor zu den ganz großen am Gesang zählt und auch an seiner Bassarbeit ist nichts auszusetzen. Jason Bonham und Derek Sheridan sind ebenfalls hervorragende Musiker. An spielerischer Qualität hat es also keinesfalls gemangelt. Es ist vielmehr das Songmaterial, das, trotz einiger Höhepunkte, einfach zu schwach ist, um Black Country Communion den Status anzuerkennen, der ihnen zu früh zugestanden wurde: den Status einer Super Group. Zu wenig Differenz, kaum Wiederkennungswert, zu wenig Dynamik.
Beim Verlassen des Saales erkennt man deshalb auch wenige wirklich glückliche Gesichter. Es wehen Wortfetzen wie „hätte gedacht, dass es geiler werden würde“, „dann doch lieber wieder zu einer Solo Show vom Joe, das war irgendwie interessanter“ durch den Raum.
Demnächst soll es eine Live DVD von Black Country Commion geben und nächsten Sommer auch ein neues Studioalbum. Mal schauen, wie es weitergeht und wie lange.

Konrad Joe05.07.2011

TRACKLIST
1. Black Country
2. One Last Soul
3. Crossfire
4. Save Me
5. The Battle for Hadrian's Wall 6. Beggarman
7. Faithless
8. Song of Yesterday
9 I Can See Your Spirit
10. Cold
11. The Ballad of John Henry
12. The Outsider
13. The Great Divide
14. Sista Jane
Zugabe:
15. Man In the Middle
16. Burn

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