Interview

Polarkreis 18
Polarkreis 18 auf Winterreise
Die sechs Dresdener Jungs von Polarkreis 18 haben sich spätestens seit ihrer Hitsingle „Allein, Allein“ aus dem Jahr 2008 einen Namen in der deutschen Musiklandschaft gemacht. Wochenlang lief der Song bei allen Musikfernsehen- und Radiosendern auf Rotation. Nach zwei veröffentlichten Alben folgt nun Ende November der dritte Longplayer mit dem Titel „Frei“. Schlagzeuger Christian Grochau war so freundlich und hat sich die Zeit genommen, Bizarre Radio einige Fragen zu beantworten.
Bizarre Radio: Euer neues Album „Frei“ steht ab dem 26. November 2010 in den Läden. Hat sich nach den ersten beiden Alben „Polarkreis 18“ und „The Colour Of Snow“ musikalisch oder thematisch etwas verändert? Gibt es ein spezielles Konzept hinter dem neuen Album?
Christian: Ja. Als Inspiration zu unserem neuen Album dienten uns die Texte von Wilhelm Müller zu Schuberts "Winterreise". Durch diese emotionalisiert, haben wir uns einen roten Faden für das Album erdacht und versucht, die Gefühlswelt der Romantik ins Jetzt zu übertragen.
Bizarre Radio: Wie seid ihr auf den Titel des neuen Albums gekommen? In Anbetracht der beiden Vorgänger unterscheidet er sich ja schon, wenn man bedenkt, dass sich bislang ein roter Faden des Winter-Mottos durch eure Alben gezogen hat.
Christian: Der Name kommt vom Titelstück, welches die Schwierigkeit des Sich-Geistig-Frei-Machens thematisiert. Winter war bisher nie das Motto. Vielmehr haben wir eine am Bandnamen orientierte, reduzierte Ästhetik verfolgt, welche im Kontrast zur Musik stehen sollte. Mit der neuen Platte wird diese in Kombination mit der Farbe Schwarz etwas aufgebrochen und erweitert.
Bizarre Radio: Habt ihr das Gefühl, dass ein gewisser Druck auf euch lastet, nachdem das vergangene Album – und insbesondere die Single „Allein, Allein“ – ein so phänomenaler Erfolg war? Wie schafft man es die Erwartungen beim Entstehungsprozess auszublenden?
Christian: Druck gibt es immer, schon allein weil wir den Lebensunterhalt für uns sechs erwirtschaften müssen. Um die Erwartungen draußen vor der Tür zu lassen, mussten wir uns gemeinsam in gewisser Weise frei machen und versuchen die Kreativität von sechs Menschen möglichst optimal ineinander fließen zu lassen. Das hat auch durch das Engagement von Sven Helbig, mit dem wir das Album zusammen produziert haben, zu einem sehr guten Ergebnis geführt.
Bizarre Radio:: Wie darf man sich die Entstehung eurer Musik vorstellen? Habt ihr innerhalb der Band eine gewisse Rollenverteilung, wer für was zuständig ist? Entstehen Ideen zu Songs eher spontan oder setzt ihr euch konzentriert an den Schreibtisch und wartet, bis euch DER Einfall kommt?
Christian: Das ist sehr unterschiedlich. Prinzipiell versucht jeder in der Band, sich in diesen Prozess einzubringen und das auf die Art, die er am produktivsten findet.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wird das jeweilige Lied gemeinsam weiter ausformuliert und noch während des Arrangements der einzelnen Instrumente teilweise völlig neu umgearbeitet.
Bizarre Radio: Eure erste Singleauskopplung vom neuen Album heißt „Unendliche Sinfonie“. Wovon handelt der Song und warum habt ihr gerade diesen ausgewählt?
Christian: Das Lied ist eine romantisch verklärte Hymne an die unendliche Sinfonie, die durch das Leben aller Menschen und Geschichten im Universum erklingt. Das Lied knüpft in unseren Augen sehr gut an die letzte Platte an und soll eine Art Überleitung zur Musik der neuen werden.
Bizarre Radio: Gab es schon einmal die Überlegung mit anderen Musikern zusammen zu arbeiten oder seid ihr als Gruppe betrachtet eher Einzelgänger, die ihren Weg alleine bestreiten wollen? Welche Künstler kämen, sofern Interesse bestünde, am ehesten in Frage? Warum?
Christian: Es gab bereits Kollaboration in der Vergangenheit z.B. mit der Band Nephew aus Dänemark. Diese hatten eine umgearbeitete Version von "Allein Allein" mit Teilen eines Liedes von sich neu arrangiert. Sobald gute Ideen im Raum sind, haben wir immer offene Ohren. Bestimmte Wünsche hätten wir deshalb im Vorfeld erst einmal nicht.
Bizarre Radio: Was für eine Rolle spielt eure Heimat Dresden für Euch und eure Musik? Werdet ihr stark von eurem Umfeld, von Freunden und Familie beeinflusst?
Christian: Dresden ist der Ort, an den wir immer wieder zurückkehren. Hier sind unsere jeweiligen Rückzugspunkte, an denen wir uns wohlfühlen und die uns erden. Deshalb entschieden wir uns auch dafür, die komplette Produktion des neuen Albums hier zu realisieren.
Bizarre Radio: Würdet ihr euch als Studioband oder als Live-Band bezeichnen? Was macht euch mehr Spaß? Wo glaubt ihr, liegt eure Stärke?
Christian: Beide dieser Disziplinen üben einen großen Reiz auf uns aus. Im Studio hat man musikalisch die Möglichkeit, jeden kleinen Hauch so erklingen zu lassen, wie man es möchte (soweit man das kann). Hier wird die akustische Vision festzuhalten versucht. Ein Livekonzert bietet darüber hinaus die Möglichkeit, diese Lieder auch visuell erklingen zu lassen und ihnen im besten Falle noch mehr Gefühl zu verleihen. Das wollen wir in Zukunft mehr ausbauen und im Sinne unseres Albumkonzeptes nutzen.
Bizarre Radio: Wie sehen eure Pläne für das restliche und das kommende Jahr aus? Nach der Veröffentlichung von „Frei“ wird es doch sicherlich eine ausgedehnte Tour geben, oder?
Christian: Zunächst werden wir noch viel Promoarbeit für das neue Album leisten. In Dresden spielen wir am 17. Dezember anlässlich der Veröffentlichung unseres Albums im Großen Haus des Staatsschauspiels. Die Tour zur Platte wird dann im März und April nächsten Jahres stattfinden. Und natürlich hoffen wir, dass es gut laufen und noch viel damit passieren wird.
Bizarre Radio bedankt sich herzlich für das Interview und wünscht Polarkreis 18 weiterhin viel Erfolg!
katinka roggfeld, 20.11.2010
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